Re: ich will mein eigenes leben (Angehörige)

Andrea, Donnerstag, 25.12.2008, 14:52 (vor 5624 Tagen) @ eva

meine mutter ist ein messie. sie ist 60 jahre alt
und solange ich zurück denken kann schon messie.

Das ist ganz interessant, weil der Begriff „Messie“
ja vielleicht erst in den 90er Jahren aufkam. Kannst
Du dich noch erinnern, ob Du in davor schon eine
bestimmte Bezeichnung für dieses Phänomen hattest?

das thema "messie" haben meine beiden schwestern
letzte weihnachten bei ihr angesprochen, was
zwangsläufig zu einem riesigen krach geführt hat.
sie sieht sich nicht als messie.

Ich würde mich nicht darum streiten, wie die Mutter
etikettiert wird. Es reicht ja aus, wenn man sich
darüber einig ist, daß der Müll stört. Und wie Du
schreibst, erkennt sie das auch selber manchmal.

punkt gekommen, an dem ich nicht mehr helfen kann
und nicht mehr helfen will.

Manchmal kann man nicht helfen, wenn Unfähigkeit
mit aggressiver Abwehr gekoppelt ist. Außerdem hat
Deine Mutter ihren Meß ja noch etwas unter Kontrolle
(es gibt noch Steigerungen).

ich will mit meinen 32 jahren endlich mein
eigenes leben führen. ständig ist da aber das
"problem" mama im hintergrund.

Und das ist nun ein Problem, das Du alleine angehen
kannst. Du bist also nicht auf die Hilfe Deiner Mutter
angewiesen.

von drei töchtern vernachlässigte mutter

Wenn Du dich jetzt aufopfernd um Deine Mutter kümmern
würdest, könnte so etwas genausogut passieren.
Das liegt außerhalb Deines Verantwortungsbereichs.

wie sieht die beste "vorgehensweise" aus, um die
situation zu handeln bzw. um meine mutter endlich
zur einsicht zu bewegen, dass sie ein messie ist
und professionelle hilfe benötigt?

Verschwende Deine Energie nicht an Unmöglichem, sondern
beschränke Deine Unterstützung auf das, was von Deiner
Mutter angenommen werden kann.

Du bist nicht für alle Aspekte des Lebens Deiner Mutter
verantwortlich.

Weder verwandschaftliche noch professionelle Hilfe ist
bei Messies regelmäßig erfolgreich.

Die Annahme, daß die Übernahme eines Etiketts der Gesellschaft
(„Messie“) für eine Heilung wichtig sei, kommt von den
„Anonymen Alkoholikern“, ist aber niemals empirisch belegt
worden. Wie Du schreibst, hat Deine Mutter ihr Leben lang
so gelebt. Dann hat sich in den 90ern eine Frau ein Wort
„Messie“ ausgedacht. Und nun ist es Dir furchtbar wichtig,
daß Deine Mutter sich diesem Begriff unterordnet.

Ein anderer Begriff ist „Diogenes-Syndrom“, und im
British Medical Journal wirft ein Autor
http://www.bmj.com/cgi/content/full/337/dec04_4/a2534
die Frage auf, ob der Begriff nicht als eine Anerkennung
älterer Menschen umgedeutet werden sollte, die sich
entscheiden, Ärzten, Sozialarbeitern und einer Gesellschaft,
die ihnen nur wegen ihres Alters sagen will, wie sie
leben sollen, eine „lange Nase zu zeigen“.

Das wirft die Frage auf, warum das Problem jetzt, da
Deine Mutter in höherem Alter ist, für Dich anscheinend
dringender wird, obwohl Du schreibst, daß sie schon ihr
ganzes Leben lang so gelebt hat.

Der ganze Inhalt Deines Textes steht in einem merkwürdigem
Verhältnis zu seinem Titel „ich will mein eigenes leben“
und klingt eher wie „ich will das leben meiner mutter
bestimmen“. Leb' Dein eigenes Leben!

Zu diesem Thema könntest Du auch noch die andere Artikel
lesen, die ich in den letzten Wochen in diesem Forum
geschrieben habe.


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