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Re_Re: "Die gute Hausfrau" - Kriegskinder / Nachkriegsenkel (Allgemein)

Ruth @, Samstag, 17.10.2020, 18:09 (vor 1293 Tagen) @ Micha

Oh, Micha,

Nach dem Tagespensum /am Feierabend zu lesen, sonst halte ich Dich wieder von der Bewegung ab.
Könnte triggern !


Jetzt habe ich erstmal einen Moment gebraucht um zu verstehen, was du mir sagen willst:

Dabei muss ich keine Furcht haben, es kommt niemand,
der mit meiner Arbeit nicht zufrieden ist ...


Genau, das meinte ich [image] Was hälst Du von dem Nickname "Enigma" für Dich ?


Ich nicht, den meine "Chefin" war meine Mutter und der konnte ich es nie recht machen
Danke ... Ich habe Jahre bzw Jahrzehnte gebraucht um da dahinter zukommen,
aber als Kind war Muttern die Beste und das Vorbild dem ich gefallen wollte.
Allerdings war ihr Motto wahrscheinlich "Net gschimpft isch globt gnug"
aber zum Anerkennen fand sie nie etwas bei meinem Tun.

Fühl Dich mal gedrückt, ich kenne das und

"Net gschimpft isch globt gnug"

wird auch im Hochdeutschen angewendet :-(
Meine Mutter lebt nicht mehr, ich habe -zigmal versucht, zu vergeben, es ist schlimm: Ich schaffe es nicht.,,
Mit knapp sechs jahren hat dieses 1939 geborene Kind schon erhebliche Haushaltspflichten übernehmen müssen, der Hebamme bei der Geburt ihrer Schwester zugearbeitet, indem sie den Ofen angeheizt und geschürt hat und heiß Wasser bereitete , saubere Laken bereithielt...Haushaltspflichten weiterhin übernommen, nach Anweisung gekocht und der Mutter/Wöchnerin ein wenig Luft verschafft hat und dann ging das immer so weiter.
Immer schön sparsam und immer schön sorgfältig..."Preußisch erzogen"...
Bei uns zuhause habe ich sie als unbarmherzigen Putzteufel erlebt, der nicht wußte, ob sie ihren Kindern das leichtere Leben gönnen oder neiden soll.

Loben ? G*tteslob vielleicht.
Aber mit dem lag sie auch im Clinch.
"Wenn es einen G*tt gibt , wie kann er ..... zulassen ?"
Und ich sage :"Mutter, der hat den Menschen den freien Willen geschenkt ..."
Das war ihr zu überspannt und wie sollte ich , das Ei , mehr wissen als die Henne ? Unmöglich . Lieber auch noch mit G*tt rumzackern.

Sie tut mir von Herzen leid, sie hat ihr ganzes Leben in den Sand gesetzt und war so streng und rigide mit sich selbst wie mit allen
und kam und kam aus diesem Hamsterrad nicht raus.
Genau besehen hat dieser Mensch nichts genossen und sich nichts gegönnt.

Aber sauber war es immer !

Und ich sitze da und hab noch nicht wirklich eine Träne um sie vergossen, sie tut mir einfach nur unendlich leid.

Um meine Oma, die meine Mutter erzogen hat , heule ich heute noch Rotz und Wasser,die fehlt mir wie keiner sonst. Wenn heute was gut an mir ist, so verdanke ich das den sechs Jahren bei Omi.

Aber das ist mir auch ein Rätsel: Hat sie an uns Enkeln das besser gemacht, was sie an ihren Kindern so nicht leisten konnte in der Nachkriegszeit nach Flucht und selten mit Partner ?


Wußtest Du, das traumatische Erfahrungen der Ahnen in unseren Genen codiert liegen und auf Auslöser warten ? Man hat Kinder und Kindeskinder von einer großen Menge Holocaustüberlebender langfristig befragt und festgestellt , daß in den nachfolgenden Generationen bestimmte psychische "Erkrankungen" (Depressionen bspw.) gehäuft vorkamen und seit die medizinische Technik fortgeschritten ist , das auch untersucht.

Das gilt ja dann auch für andere traumatische Erfahrungen- also, was schlummert da in uns (oder auch nicht mehr ...)

Jetzt habe ich Dich zugetextet, sorry. Vielleicht kann ja das ein oder andere Dich weiterbringen


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