Re: Selbstverantwortung (nicht OT) (Allgemein)

Rumpel, Freitag, 06.06.2008, 17:20 (vor 5826 Tagen) @ muecke

Hallo,
ich bin nun seit einiger Zeit in Therapie.
Gestern hat mich meine Therapautin über viele Umwege zu der Erkenntnis gebracht, dass nur ich allein für mein Leben verantwortlich bin.
Es ist schon klar, ich bin erwachsen, habe Kinder, etc

Warum sollte das Posting Off-Topic sein? Wenn das Messie-Problem rein technisch zu lösen wäre, müßte man doch nur ins Henkel-Forum schauen, um zu lernen womit man was wie wäscht oder putzt. Das Problem liegt also tiefer, und Psychotherapie ist da ganz nützlich, das aufzudecken was sich hinterm Mess versteckt. Ich glaube nicht, das Mess mein Hauptproblem ist, obwohl ich unzweifelhaft Messie bin. Ich bin auch Suchtraucher, obwohl ich schon lange aufgehört habe.

Einfach die Tatsache, dass ich täglich selbst entscheide, was ich tue, oder lasse macht mir gerade zu schaffen.

Das würde ich etwas anders formulieren: Du kannst zwar entscheiden was du tust, Nichtstun kannst du aber sowohl mit als auch ohne Entscheidung "tun"Ich kann mich zwar aktiv fürs Nichtstun entscheiden, aber meist passiert das Nichtstun einfach passiv, ohne Entscheidung, aus Antriebslosigkeit. Man könnte zwar sagen, "keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung", aber das ist falsch. Richtig ist, daß keine Entscheidung zu treffen wie eine Entscheidung wirkt, manchmal (angedrohtes Zwangsgeld) mit vorher bekannten Folgen, oder andere fällen die Entscheidung, die du nicht treffen wolltest. Zum Thema Antriebslosigkeit: Je stärker die Depression, desto weniger Entscheidung
Zu fragen ist, warum du keine Entscheidung fällst. Ist es, weil du zum Perfektionismus erzogen wurdest, und nichts verkehrt machen durftest, so nach dem Motto: Blamier uns nicht? Die Welt ist nicht schwarz-weiß, gut oder böse, sonder zeigt alle Schattierungen von Hellgrau bis dunkelgrau. Schwarz oder Weiß ist selten. Aus diesem Grund gibt es halt Entscheidungen, die nicht einfach sind, Kompromisse erfordern, und egal wie man sie fällt, einer der Beteiligten drunter leidet.

Alle Ausreden von: "ich muss doch zur Arbeit gehen", "Wenn meine Kinder irgendetwas haben, dann",
wirken nicht, denn es ist immer meine Entscheidung wirklich zur Arbeit zu gehen, mich mit Süssigkeit vollzustopfen,
nicht aufzuräumen

Zur Arbeit zu gehen ist nicht hilfreich, zu arbeiten hilft. Es ist niemandem gedient, wenn du nur anwesend bist, aber nicht hinter dem stehst, was du tust, oder das was du tust, nicht anerkannt wird, oder runtergemacht wird, egal ob das jetzt vom Boss aus, von den Kollegen, oder von dir aus geschieht. Stichwort Mobbing. Du kriegst dann zwar Geld für deine Arbeit, reitest dich aber immer tiefer rein, wenn du nicht eine Spur von Befriedigung, sondern nur Frust, Abwertung und Mobbing bei der Arbeit erlebst.

Ich habe daran schwer zu arbeiten, meine Auswege brechen weg. Der Tatsache ins Auge zu sehen, was ich mir selbst antue ist nicht einfach.
Es ist auch sehr schmerzhaft.

Wenn es nicht weh täte, wäre es wohl unwirksam. Ich bin auch Weltmeister im Verdrängen, ich habe da Erfahrung. Verdrängen ist allerdings auch nicht reine Feigheit, sondern kann auch eine überlebenswichtige Funktion haben. Wenn du in Therapie bist, solltest du aber genau das erkennen versuchen, was hinter dem Verdrängen steht, und eine andere Lösung suchen, finden.

Irgendwann auch hilfreich und heilsam

Stimmt! Und mit deinem Posting glaube ich zeigst du, daß du auf dem richtigen Weg bist, was zu ändern.

LG Rumpel


gesamter Thread:

 

powered by my little forum