Re: Depression,Johanniskraut ...LINKS (Allgemein)

Schlumpfine, Donnerstag, 15.01.2009, 13:06 (vor 5587 Tagen) @ Rumpel

>Milas Link Johanniskraut-Nebenwirkungen ist ein leicht lesbarer Sternartikel, es fehlt aber eine wichtige Nebenwirkung: Die Lichtempfindlichkeit. Also Sonnenbank meiden>Aus einem Beipackzettel:
[quote]Vorsichtsmassnahmen
Sehr selten und v.a. bei hellhäutigen Personen kann es nach Einnahme von Johanniskraut-Präparaten und nachfolgender Sonnenlichtbestrahlung zu Hautreaktionen, wie sonnenbrandähnlichen Rötungen, kommen. Bei Auftreten solcher Symptome ist die Behandlung abzubrechen.
[/quote]

Danke für die Links, lieber Rumpel!

Ich persönlich glaube ja - ohne irgendeinen medizinischen Hintergrund - dass die erhöhte Lichtempfindlichkeit keine Nebenwirkung, sondern die grundsätzliche antidepressive Wirkung von Johanniskraut ist.

Dass Sonnenlicht bei vielen Menschen antidepressiv wirkt, ist allgemein bekannt.
Dass es Menschen gibt, die im dunklen Halbjahr zu wenig Sonnenlicht abbekommen und deshalb eine SAD entwickeln, ebenfalls.
Dass Johanniskraut die Lichtempfindlichkeit des Körpers heraufsetzt, zeigt sich dann eben nicht nur auf der Haut, sondern auch im Hirnstoffwechsel. Sonnenbrandgefahr besteht übrigens nicht nur auf dem "Asitoaster", sondern auch beim Schneespaziergang unter blauem Winterhimmel, wie er in den letzten Tagen fast überall in Europa möglich war.

Ich halte die SAD übrigens nicht grundsätzlich für eine "Krankheit". Ich glaube, dass in frühreren Zeiten, als die Ressourcen, vor allem Nahrung und Brennstoff im WInter knapp waren, eine allgemeine Antriebsschwäche im Winter durchaus sinnvoll war, um in schwach geheizten Hütten oder Höhlen tage- und nächtelang zwischen Decken und Fellen stillliegen zu können, ohne dabei den Verstand zu verlieren. Einfach im Bett zu bleiben, sich wenig zu bewegen, wenig Appetit zu haben und wenig zu essen war unter diesen Umständen für Menschen, die sehr weit nördlich oder südlich vom Äquator lebten, eine ausgesprochen sinnvolle Überlebensstrategie. Dass sich dieser "Standy-By-Modus" durch stärkeres Sonnenlicht im Frühjahr wieder in den Aktiv-Modus umgeschaltet hat, passt dazu.

Nur in einer Gesellschaft, die fossile und andere Brennstoffe ver(sch)wendet, als seinen sie unbegrenzt verfügbar, dei durch Elektrizität und SChichtarbeit die Nacht zum Tage macht, mit geheizten und klimatisierten Räumen jede Bindung an den natürlichen Lebensrhythmus in unseren Breiten leugnet, fühlt sich ein Mensch in diesem evolutionsbiologisch sinnvollen, winterlichen "Energiespar-Modus" als "krank" und sucht entsprechende Behandlung. Die Volksmedizin empfahl gegen leidvollen Trübsinn in dieser Phase immer schon - soweit verfügbar - fett- und kohlenhydrathaltiges Essen, heiße (Dampf-)Bäder und Johanniskraut.

Im WInter möglichst in der warmen Mittagssonne eine Weile 'rauszugehen passt durchaus zu meiner Vorstellung einer steinzeitlichen Überwinterung. Die Chance, draußen noch ein paar Nüsse zu stibitzen, die ein Eichhörnchen versteckt hatte - und das Eichhörnchen als kleinen Imbiss gleich mit zu erlegen oder Brennholz von einem überdachten UNterstand zu holen, ohne am Boden festzufrieren, ist mittags sicherlich größer als in der Dämmerung. Außerdem verbraucht die Bewegung im Freien während des relativ warmen Tages weniger Energie, als nächtliche AHA. Und die dunkle, kalte Nacht dauert im südlichen oder nördlichen Winter über Wochen von etwa 16 Uhr bis 9 Uhr.

Wer sich hier und heute von 15 Uhr bis 10 Uhr ins Bett legt und nur zwischen 10 und 15 Uhr etwas herumwuselt, um das Feuer wieder anzufachen, die Asche und andere Abfälle zu entsorgen, Kinder, Alte und Haustiere zu versorgen und eine warme Mahlzeit zuzubereiten, gilt als "krank". Vor 10.000 Jahren wäre jeder, der sich anders verhält, nicht durch unsere subarktischen Winter gekommen.

So sehe ich das Phänomen SAD mittlerweile, und diese "selbstgestrickte" Überlegung hilft mir, mit meinem "Energiespar-Modus" in der kalten Jahreszeit besser klarzukommen.

glg Schlumpfine


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