Völlig neu hier und sehr verzweifelt!!! (Angehörige)

Sunny, Samstag, 27.07.2002, 21:58 (vor 7943 Tagen)

Hallo, ich bin das erste mal hier. Ich habe eine Mutter die das Messie Syndrom hat. (wahrscheinlich in der schwersten Stufe die es gibt *gg*) Aus diesem Grund kam ich heute das erste mal auf die Idee, mal im Internet rum zu suchen bezüglich ihres Problems!! (Warum eigentlich erst heute. Das Problem besteht schon immer und ich bin immerhin täglich online!) Hab mir das Forum mal so durchgesehen, halte es bisher für nicht besonders Effektiv, wahrscheinlich weil es kaum genutzt wird und die paar Beiträge nicht besonders ernst genommen werden. Jedenfalls habe ich noch keine guten TIpps lesen können.
Da ich aber nicht mehr weiß ich mir bzw. ihr helfen soll, probiere ich es jetzt doch mal auf diesem Weg.
Also ich schildere jetzt mal kurz mein Problem:
Seit ich denken kann, ist meine Mutter ein Messie!!! Kein Sammler Messie, sie lässt einfach nur alles verdrecken. Ich konnte noch nie in meinem Leben Besuch mit nach Hause nehmen. Habe mich immer geschämt. Ich durfte nie jemanden in die Wohnung lassen!! 4 mal sind wir während meiner Kindheit umgezogen. Aber den MÜLL haben wir immer mitgenommen. Meine Mutter versuchte manchmal Ordnung zu schaffen. Wir halfen ihr immer wie wir nur konnten. Sie setzte sich dann an den Tisch und versuchte die Stapel von Müll und Papier zu sortieren. Hielt sich ewig an jedem Zettel auf (laut ihrer Aussage weil darunter auch wichtige Papiere sind die sie nicht einfach so alle wegwerfen kann) und wenn sie merkte sie schafft es ja doch nicht rechtzeitig, wurde einfach alles in Müllsäcke verfrachtet und diese mitgenommen in die neue Wohnung. Am schlimmsten waren immer die Momente wenn Heizungsableser einmal jährlich vorbei kamen. 3 Tage vorher mussten meine Schwester, mein Vater und ich und natürlich meine Mutter einen riiießen Putzaufwand starten. Natürlich schafften wir diese angesammelten Berge nicht in Ordnung zu bekommen, also gab es immer ein Zimmer in dem sich die Müllberge stapelten und wenn jemand kam wurden die Säcke mit Bettüchern bedeckt. Trotzdem schämte ich mich immer weil man auch am Teppich und überall sah das es nicht sauber bei uns war. Am schlimmsten empfand ich es zwischen dem 6 und dem 12 Lebensjahr. In dieser Zeit lebten meine 3 Jahre jüngere Schwester und ich auf einem Berg Müllsäcke und Klamotten. Wir bekamen den Teppich unseres damaligen Zimmers NIE zu sehen!!! Damals war uns das nicht so bewusst wie schlimm das eigentlich ist. Wir wühlten gern in den Säcken und fanden immer irgend welche "aufregenden" Sachen. Am Tisch hielten wir uns immer ein kleines Plätzchen frei, wo genau ein Teller drauf passte oder so. Und im Wohnzimmer sperrten wir uns mit irgendwelche Luftmatratzen immer ein kleines Eck ab wo nur wir hinein durften zum spielen. Ab dem 14 Lebensjahr störte es mich sooo ungemein dass meine Mutter nie Ordnung halten konnte. Wir wohnten inzwischen wieder in einer anderen Wohnung, aber die alten Säcke nahmen wir wieder mit. Die einzigen 2 Zimmer die immer ziemlich sauber waren, waren die Zimmer meiner Schwester und mir!!! Obwohl uns die Lust am Aufräumen auch verging. Mein Vater sagte dann immer: Ihr seid genauso schlampig wie eure Mutter! Aber wir sahen einfach keinen Grund aufzuräumen. Jeder konnte seine Freunde mit nach Hause nehmen, nur wir erfunden immer Ausreden!!! Mein Vater hatte vergebliche Aufräumaktionen lang aufgegeben. Meine Mutter hasste es wenn mein Vater oder wir einfach mal einen Tag lang z.B. die ganze Küche aufräumten und alles abspülten. Sie sagte dann immer wir machen das eh nicht richtig und es ist alles nicht gescheit sauber usw.
Mit 16 bin ich dann ausgezogen. 2 Jahre später auch meine Schwester!! Nun leben wir zusammen meine Schwester und ich, und wir halten unsere Wohnung sauber!!!
Mit meiner Mutter und meinem Vater ging es seitdem Bergab!! Mein Vater ist seit wir draussen sind vollkommen dem Alkohol verfallen, weil er sein Leben mit einer Psychisch Kranken in einem Saustall nicht mehr als lebenswert empfindet und lebt seit dem in meinem alten Zimmer, ebenfalls nur noch zwischen leeren Alkoholflaschen und alten Zeitungen. (Manchmal habe ich das Gefühl er ist genauso zum Messie geworden denn früher flüchtete er sich immer in ein kleines Eck irgendwo in der Wohnung, welches er geordnet hielt. Ein Stuhl und ein kleiner Tisch mehr brauchte er damals nicht!!) Meine Mutter ist leider Gehbehindert und wird immer dicker und dicker!! Sie tut sich sehr sehr schwer mit dem Laufen und hat eigentlich immer Schmerzen weil ihre Hüfte vollkommen zerstörrt ist, desweiteren hat sie eine Hausstauballergie und ist jedesmal beim aufräumen (bzw. Aufräumversuchen) immer schnell nur noch am Husten und bekommt keine Luft mehr. Dies erschwert die sache immer mehr!!! Ausserdem ist sie nicht zuletzt wegen dieser ganzen Gründe total Manisch - Depressiv und liegt oft nur ewig im Bett und weint.
Wenn ich meine Eltern besuchen komme stellt es mir die Haare auf. Die Wohnung verdreckt immer mehr und z.B. im Flur wo meine Mutter immer sitzt, sieht man es genau: Mein Vater hatte dort einen neuen Parkettboden gelegt. Meine Mutter hat dann einen Fernseher einen Tisch und einen STuhl in den Flur gestellt (da das Wohnzimmer ja nicht mehr benutzbar ist!!) Eines Tages kam ich in die Wohnung, da sahs meine Mutter und sah fern und um sie rum war ein richtiger Müllhaufen. Nur genau dort wo sie immer sitz!! Alles verdreckt da!! Auch ihr Arbeitsplatz ist nie geordnet nie sortiert!! Ihre Finanzen bekommt sie auch überhaupt gar nicht auf die Reihe!!
Mittlerweile ist es leider schon so, dass sich die Nachbarn beschwert haben und der Vermieter droht weil auf dem Balkon Müllsäcke gelagert werden und diese weg müssen!!! Demnächst stehen wieder die Heizungsableser vor der Tür. Dann müssen meine Schwester und ich wieder ran!!!
Einige Handwerker haben das Chaos auch schon dem Vermieter gemeldet. Dieser kam schon einmal und hat die Wohnung "inspiziert" (damals haben wir 3 Tage extrem aufräumen gemacht aber im endeffekt trotzdem nur alles versteckt).
Jetzt hat mein Vater seine Arbeit verloren und ich befürchte er kann nicht mehr lang die Miete zahlen. Aber die Wohnung ist nun sooo schlimm, ich habe totale Angst wie wir das schaffen sollen wenn die da raus müssen. Das bekommen wir alles nie mehr sauber. Schon als Kind hatte ich immer diese Ängste, was wenn Mama und Papa jetzt einen Autounfall haben und wir stehen dann allein in dieser dreckigen Wohnung. Keiner kann uns da helfen. Die bekommen wir nie sauber usw. Und auch heute noch habe ich Angst davor, was wenn ihnen was passiert, sie aus der Wohnung geschmissen werden weil es einer rausbekommt. Wir bekommen das doch nie sauber. Als Kind haben sie uns immer gedroht wir dürfen keinem was erzählen weil sonst das Jugendamt kommt und wir ins Heim müssen. Aber heute ist es die Scham. Ich will nicht das es jemand weiß was bei uns los ist. Ich hasse es wenn mein Freund mich frägt warum wir nie meine Eltern besuchen gehen usw. Und ich hasse es auch wenn meine Mutter ihre Freunde auf einen Kaffee zu UNS in die Wohnung also zu mir und meiner Schwester, einläd!! Und noch mehr hasse ich es jetzt wieder wenn sie sagt wir müssen kommen und tage lang nur IHREN Dreck wegputzen!!

Ich weiß nicht mehr was ich machen soll, ich kann mich nicht einfach raushalten auch wenn ich dort nicht mehr lebe, da ich die Tochter bin und finde immernoch immer mitbetroffen bin, im endeffekt werde ich nämlich mal den Müllberg erben und muss dann für Ordnung sorgen!!!

Ich wünschte meine Mutter würde erkennen dass sie ein Messie ist und sich helfen lassen, sie ist immer vor dem Internet. Aber wie soll ich sie darauf Aufmerksam machen. Sie ist dermaßen labil. Sie würde einen Heulkrampf bekommen und total durchdrehen, mir ihre ganzen Probleme schildern, mir erklären das sie doch nur gutes für uns will und immer alles für uns tut (was sicherlich auch stimmt). Ich traue mich nicht ihr Problem beim Namen zu nennen und ihr klar zu machen das nur noch eine Therapie ihr helfen kann. Meine Ängste und sorgen vor ihr zu äußern.
Ich weiß nicht mehr weiter..Fühle mich mit meinen 22 Jahren vollkommen überfordert!!!
Gibt es denn Selbsthilfegruppen für Angehörige??
Gibt es überhaupt etwas was ich tun kann???
Vielleicht ließt meinen ewig langen Text ja doch jemand und kann mir einen konsturktive Antwort geben (nicht nur tja pechgehabt oder find dich damit ab oder so). Würde mich sehr freuen!!! Bitte entschuldigt meine Rechtschreibfehler. Liebe Grüße

Sunny


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