Re: Ich habe einem Messie beim Umzug geholfen! (Angehörige)

harbourwallstone, Freitag, 12.09.2003, 00:53 (vor 7545 Tagen) @ Jemand

Sehe ich es somit richtig, dass du der Meinung ist, dass Messies ihre Unordnung selbst beseitigen sollten, damit sie sich ändern?

Nein. Ich glaube, du zäumst das Pferd von der falschen Seite auf. Ich sehe es genau umgekehrt: ein Messie muss sich erst innerlich ändern, damit er äußerlich überhaupt aufräumen kann.
Wie Paladin schon sagte, muss dazu der Leidensdruck erst so stark sein, dass ein Messie sich sein Problem eingesteht, dann Hilfe von Außen sucht (damit meine ich Therapeuten und Selbsthilfegruppen, nicht Entrümpler). Im nächsten Schritt dann kann er hingucken, wieso er überhaupt soviel sammelt und dann ganz am Ende steht das Sortieren, Entsorgen, Wegwerfen. Erfahrungsgemäß gehen innere und äußere Veränderung auch immer ein Stück Hand in Hand und beeinflussen sich gegenseitig. Es könnte schon sein, dass einem beim Aufräumen noch mal bewusst wird, wieviel überflüssiges Zeug man gehortet hat, aber davor steht die innere Bereitschaft, überhaupt mit dem Aufräumen anzufangen.

Wenn du davon ausgehst, dass sich ein Messie wünscht, jemand würde für ihn die Wohnung aufräumen und eventuell auch noch seine Sachen (seinen Müll?) entsorgen, liegst du falsch. Ich bin Kind eines Messies und habe einige messietypische Strukturen übernommen und verinnerlicht (wie kann man auch anders, wenn man damit aufwächst?), daher weiss ich ganz gut, wie ein Messie "funktioniert". Es ist im Gegenteil extrem bedrohlich für einen Messie, wenn jemand ihm seine Sachen wegnehmen will.
Das Problem ist doch nicht, dass die Leute zu faul sind, den Müll runterzubringen, sondern dass sie zu ihrem "Müll" quasi eine emotionale Bindung aufbauen, sie sehen ihn auch gar nicht als Müll.
Für einen Messie kann eine alte Ausgabe des Spiegels so wertvoll sein, wie für dich z.B. dein Hochzeitskleid oder das Album mit den Familienfotos, Kinderfotos... irgend etwas, was für dich von hohem ideellen Wert ist, was verknüpft ist mit Erinnerungen, was nicht ersetzbar ist.

Das Problem eines Messies ist nicht, körperlich und geistig nicht in der Lage zu sein aufzuräumen und wegzuschmeißen, sondern emotional nicht fähig zu sein sich von Dingen zu trennen.

Vielleicht ist es jetzt ein bisschen klarer geworden...?

harbourwallstone


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