meine schwester - ein messie? (Angehörige)

Daniela, Mittwoch, 17.09.2003, 03:23 (vor 7551 Tagen)

Hallo zusammen

Ich brauche jemanden der mir einen Rat geben kann... Mein Problem ist folgendes:

Als meine Schwester Angela vor ca. zwei Jahren aus ihrer alten Wohnung ausgezogen ist, hat sie sich mir und meiner Schwester anvertraut: Ihre Wohnung war in einem Zustand, dass sie selber die Wohnung nicht mehr zu putzen vermochte. Sie hat ein Putzinstitut angefordert, welches (ihr Zitat) mit Schaufeln den Müll hat bergen müssen. Das darauffolgende Zügeln war ein einziges Desaster. Ich war die einzige Hilfsperson die sie organisiert hatte (wahrscheinlich wollte sie das niemandem sonst zumuten). Als ich bei ihr eintraf, war ihr ganzer Hausrat draussen vor der Haustüre - teilweise verpackt in Taschen, teilweise lose auf einem Haufen liegend. Es war die unorganisierteste Aktion der ich jemals beiwohnte!

In der alten Wohnung - wenn jemand zu Besuch war, durfte ab und zu ihr Schlafzimmer nicht betreten werden. Dies hat in der ganzen Familie immer wieder Fragen und Sorgen aufgeworfen. Jeder von uns wusste dass Angela als Kind nicht gerne aufräumte. Da Angela jedoch in Zürich wohnte und der Rest der Familie, ausser ich, in Luzern, fehlte eine regelmässige Kontrolle in Form von Besuchen, etc. Auch hatte sie keinen grossen Freundeskreis - den hatte sie nie. Kontakt zu anderen Menschen sucht sie eigentlich erst seit sie einen Job hat, in dem sie erfolgreich ist und den ihr gefällt. Ich selber hatte damals nicht so engen Kontakt zu ihr, dieser hat sich erst ergeben, als sie sich hilfesuchend an uns wandte. Des weiteren muss ich vielleicht noch anfügen, dass sie schon zu dieser Zeit in der Immobilienbranche arbeitete, inzwischen auf einer Immobilienverwaltung und eigentlich weiss, wohin die Verwahrlosung einer Wohnungführen kann. Aber irgendwie schafft sie es immer wieder dieses Thema zu verdrängen. Angela ist jetzt 30 Jahre alt.

Dass sich Angela uns damals anvertraut hat, hat uns sehr gefreut und wir haben lange mit ihr geredet. Wir schlugen ihr die Zuhilfenahme einer psychologischen Fachperson vor, auch von einer Putzfrau und Zeitplanung war die Rede. Klar war, dass sie ausserhalb des Büros schlicht nicht fähig war, diverse Haushaltsarbeiten wie abwaschen, putzen, waschen innerhalb 'normaler' Zeit zu tätigen, v.a. dann nicht, wenn sie zusätzlich gestresst war. Unsere Vorschläge hat sie nicht direkt abgelehnt, aber ihrer Haltung war die klare Ablehnung zu entnehmen. Ich hatte das Gefühl dass sie, da sie das Chaos der alten Wohnung hinter sich gelassen hatte, sich zu bessern vorgenommen hatte. Sie versprach uns, sich in Zukunft besser zu bemühen, auch war sie damit einverstanden, dass ich (da ich ganz in der Nähe ihres neuen Wohnortes wohne) ihre Wohnung ab und zu kontrolliere. Diese Abmachung funktionierte anfangs, aufgrund meiner Diplomarbeit und -prüfungen sah ich sie jedoch eine Zeitlang nicht. Da Angela richtig aufzublühen schien, im Geschäft lief alles gut und sie war plötzlich auch mit neuen Kollegen unterwegs, machte ich mir keine Sorgen. Bis vor ca. zwei Monaten ich bei ihr war und sie mich nicht in das eine Zimmer liess. Natürlich hörte ich die Alarmglocken und sprach mit ihr. Durch zu viel Stress im Geschäft war sie mit der Wohnung zusätzlich überfordert. Ich bot ihr an zu helfen, das wollte sie jedoch auf keinen Fall. Ca. drei Wochen später war die ganze Wohnung wieder in Ordnung (jedenfalls für den Besucher - keine Ahnung von Schränken). Sie hatte mich und unsere Eltern zum Essen eingeladen. Wir wollten abräumen und abwaschen helfen, das liess sie jedoch nicht zu. Als Angela nun vor ca. 2 Wochen in die Ferien fuhr für drei Wochen bot ich ihr an, die Pflanzen zu giessen und Briefkasten zu leeren. In der Wohnung musste ich jedoch feststellen, dass ihr gesamtes Geschirr, Besteck, Pfannen zwar in die Küchenschränke geräumt sind, jedoch nicht abgewaschen. Ein Teil davon war auch das Geschirr von dem letzten Abendessen zu dem sie uns eingeladen hatte, also schon seit 5 Wochen so im Schrank. Auch hatte sie, als sie neu in die Wohnung einzog, sich einen grossen Kleiderschrank geleistet, jedoch hängt kein einziges Stück darin, die ganze Wäsche häuft sich im Esszimmer. Des weiteren hat sie die Angewohnheit, jegliche Briefpost, Werbung, etc. in Papiersäcken im Wohnzimmer zu stapeln.

Meine Schwester und ich trafen uns, um wieder mal zu besprechen, was wir tun sollten. Wir waren an diesem Abend beide der Ansicht, dass eine Kontrolle nichts bringt. Wir sind ziemlich ratlos, was weiter zu tun ist. Wir haben uns aber vorgenommen mit ihr zu sprechen, wenn sie zurückkommt (das wird kommenden Freitag sein).

Könnte es sein dass unsere Schwester ein "Messie" ist, oder allenfalls einige Symptome davon aufweist. Ich weiss dass durch diese Kurzbeschreibung nicht alles geklärt wird. Jedoch auf www.messie-selbsthilfe.de haben wir in vielen Beschreibungen Angela wiedererkannt. Und ich weiss jetzt auch, dass meine Schwester und ich durch unsere Unwissenheit Fehler begangen haben. Meine Schwester hat inzwischen diverse Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen für Messies in der Schweiz gesucht und auch gefunden - so auch ihre. Trotzdem sind wir etwas ratlos, wie wir das Gespräch mit Angela beginnen sollen. Uns ist klar, dass wir Angela nicht zwingen können Hilfe anzunehmen. Vielleicht aber habt mir irgendjemand - mit einigem Erfahrungswissen mehr als wir - ein paar Tips für unser Gespräch (was sollen wir sagen und vor allem: was sollten wir vermeiden zu sagen).

Ich danke Euch herzlich im Voraus!!!

Daniela


gesamter Thread:

 

powered by my little forum