Re: meine schwester - ein messie? (Angehörige)

Ulla, Samstag, 20.09.2003, 14:28 (vor 7545 Tagen) @ Daniela

Hallo Daniela,

ich glaube, ich komme mit meiner Antwort etwas spät, da schreibst ja, dass deine Schwester am Freitag zurückkommt. Ich gehe nicht täglich ins Internet, und manchmal nur so kurz, dass ich keine Zeit zum Schreiben habe. Trotzdem besuche ich diese Seite immer wieder, denn es tut einfach gut, zu lesen, wie andere Angehörige mit dem Messie-Problem umgehen. Beim Lesen gehe ich immer sehr gutgläubig davon aus, dass jemand hier die Wahrheit schreibt, und bei dir glaube ich das auch, trotz der bisherigen Postings, die mich zuzugebenermaßen etwas verwirrt haben. Aber sei's drum!

Deine Schwester hat Glück, dass sie zwei Schwestern hat, die sich um sie Gedanken machen. Nach deinen Beschreibungen könnte es schon sein, dass deine Schwester ein Messie ist - im Berufsleben erfolgreich, zu Hause mit den Alltagstätigkeiten überfordert. Bei meinem Mann ist es ähnlich. Im Berufsleben kommt es mit seinem Platz aus, zu Hause nicht.

Du hast ja auch schon versucht, deiner Schwester mit Kontrollen der Wohnung zu helfen. Diese Kontrollen lösen aber, wie du ja auch gemerkt hast, das eigentliche Problem nicht. Kaum fällt die Kontrolle weg, kommt das alte Verhalten wieder zum Vorschein.

Deine Schwester ist mit 30 Jahren ja längst erwachsen. Anscheinend lebt sie alleine, und somit leidet außer ihr ja niemand direkt unter den Verhältnissen in ihrer Wohnung (das ist anders, wenn man - wie ich - mit einem Messie zusammenlebt). Trotzdem willst du ihr natürlich helfen.

Meine Erfahrungen: Mit Appellen und Forderungen komme ich bei "meinem Messie" überhaupt nicht weiter. Lange Jahre glaubte ich, er könnte doch, wenn er nur wollte. Viel Streit und Krach waren die Folge. Inzwischen weiß ich, dass er es einfach nicht kann (aussortieren, wegwerfen, ausmisten). Er braucht diese vielen Dinge, um sich sicher zu fühlen, auch wenn er an manches inzwischen nicht mal mehr herankommt, da es zugebaut ist. Ist es bei deiner Schwester vielleicht ähnlich? Dann bräuchte sie möglicherweise therapeutische Hilfe, um dahinterzukommen, warum sie so viel aufhebt, warum sie Angst vor dem Wegwerfen hat. Als Angehörige können wir keine Therapeuten sein, dazu geht uns die Sache einfach zu viel an.

Es könnte für den Anfang doch hilfreich sein, ihr Informationen aus dem Internet oder Bücher zu lesen zu geben mit dem Hinweis, das könnte interessant für sie sein. Ihr zu sagen, dass es diese Störung gibt, dass viele damit zu kämpfen haben und dass es Hilfe gibt. Und ihr keine Vorwürfe zu machen.

Ich wünsche dir und deiner Schwester viel Glück!

Ulla


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