Re: anerzogen ?? (Angehörige)

wiesel, Samstag, 30.04.2005, 21:15 (vor 6942 Tagen) @ Svenja

Hallo,
ich bin heute auf dieses Forum gestossen und versuche mal, meine Lage zu schildern.
Meine Mutter ist ein Messie und meine Geschwister und ich mußten unter furchtbaren Verhältnissen aufwachsen, konnte nie Freunde mit nach Hause bringen, wir mußten ständig umziehen (ich war in drei verschiedenen Kindergärten und zwei Grundschulen...), dadurch konnten sich auch kaum Freundschaften festigen.
Ein weiteres Problem war, dass meine Mutter nicht nur den Haushalt nicht im Griff hatte sondern auch die Finanzen. Wenn es Geld gab, haben wir auswärts gegessen (Geschirr war ja nie sauber und die Spüle...), also war nach einer Woche das Geld weg und danach sah's verdammt schlecht aus.
Als ich mit 17 auszog wurde alles noch schlimmer und als ich dann volljährig wurde hat sie heimlich unter meinem Namen Bestellungen getätigt u.a. einen Vorwerk-Staubsauger für über 700,-DM (wofür frag ich mich nur, der Boden war bei ihr sowieso nie zu sehen...). Das gleiche hat sie auch bei meinem Bruder getan, nur da noch schlimmer, denn als ich dahinter kam, dass sie meinen Namen missbraucht, habe ich ihr mit einer Anzeige gedroht und seit dem nichts mehr mitbekommen. (sollte mich aber vielleicht mal bei der Schufa erkundigen)
Nun habe ich schon seit über drei Jahren keinen Kontakt mehr zu ihr und komme damit bestens klar.
Mein Problem ist nur, dass es auch mir schwer fällt, Ordnung zu halten, also es vermüllt nichts oder so. Aber irgendwelche Dinge liegen schon mal einige Tage rum, bis sie endlich mal weggeräumt werden, die saubere Wäsche stapelt sich in sämtlichen Wäschekörben, bis ich mich mal aufraffe. Ich könnte auch eigentlich öfter saugen und wischen... Es ist halt immer etwas chaotisch, aber nicht dreckig. Manchmal bekomm ich allerdings kleine Panikattacken, dass ich so werden könnte, wie meine Mutter und dann krieg ich einen Putzfimmel.
Ich bin in einem Messie-Haushalt aufgewachsen und wurde nie wirklich an Hausarbeit rangeführt, ist das mein Problem oder bin auch ich ein Messie, ein kleiner vielleicht ?

Hallo Leidensgefährtin.

Ich bin auch bei einer Messiemutter aufgewachsen und weiß genau, welches Leiden das bedeutet. Ich bin mit 17 buchstäblich von zu Hause weggerannt und habe mich mühevoll durch meine erste junge Erwachsenenzeit durchgeschlagen. Ich weiß noch, dass ich auch vollkommen überfordert war mit der Führung eines normalen Haushaltes. Bei mir sah es auch oft so aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen - ich konnte es einfach nicht besser. Dinge, die von anderen selbstverständlich und regelmäßig nebenbei erledigt wurden, blieben bei mir halt immer erst mal liegen, ich hatte es eben nie gesehen oder gelernt.
Aber das Messietum vererbt sich nicht und mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung lernt man das Ordnung halten. Man muß nur die Augen aufhalten und die Leute genau beobachten, deren Ordnung man bewundert und sich wünscht. Das schult. Inzwischen bin ich 42 und habe eigentlich keine Probleme mehr damit.
Nur dass meine Toleranzschwelle in jüngeren Jahren zu niedrig war und ich blind vor Liebe einen Messiemann geheiratet habe... Tja, so werde ich das Messie - Problem nie ganz los, aber ich habe gelernt, das beste daraus zu machen. Vielleicht hätte ich ihn ja auch aus normaleren Verhältnissen kommend geheiratet, wer weiß
Laß den Kopf nicht hängen, Du schaffst das schon, wenn Du willst.
Liebe Grüße
Wiesel


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