Re: Muss er es einsehen? (Angehörige)

Kir, Dienstag, 25.07.2006, 21:15 (vor 6495 Tagen) @ Amalie

Liebe Amalie,
nö, eigentlich muss er nicht einsehen, ein Messie zu sein. Ich wünsche uns nur, er nimmt die Situation einmal so ernst, dass sich etwas Positives tut - und zwar nicht nur einen Abend lang und dann über Monate nicht mehr.
Die Tipps im Forum "grase" ich nach und nach ab und versuche daraus zu lernen.
- Ist zum Glück ja eine Menge!
"BB"= Beweise beseitigt. Das tut nur, wer weiss, das es zu beseitigen gibt und nicht wer denkt, da kann schon eine "zaubern", eine wie ich. :-( - Da habe ich wohl etwas ordentlich falsch gemacht. :-(
Abos haben wir bewusst keine und die tägliche Post, ja daran scheitert es schon. Da muss dann endlos diskutiert werden, wie sehr man doch beschäftigt wird, was einem "Gesellschaft" zumutet und ich sage oft, das während wir meckern, wir das dreimal erledigt haben können. - Zaudern, Verschieberitis, sich-nicht-entscheiden-können.... - bis zur Erschöpfung. Notfalls sind es dann Kopfschmerzen. - Die hat er dann wirklich, eigentlich kein Wunder, wenn man sich so den Kopf zerbricht. Oder flehenden Blickes ist es eine Fernsehsendung oder der Compu der wartet, flehenden Blickes.... . - Charme setzt der auch noch ein, und dem erliege ich dann auch ab und an erbarmungslos. Hat ja den ganzen Tag gearbeitet, war auch nicht leicht für ihn... .
Er verspricht, Verhaltensweisen zu ändern, zieht das aber auch selber nicht durch. - Am Ende mache ich selber was ich alleine kann. Phasenweise habe ich die Nase voll und lasse auch liegen, wobei ich mich ebenso mies fühle. Am Ende biege ich immer alles wieder halbwegs gerade, wobei das eben nicht immer geht.
Ich will bloss nicht immer so sauer sein.
Die Küche haben wir eben zum Teil zusammen aufgeräumt. - Zum Teil, so wie immer alles nur zum Teil passiert.
- Mehr klappt nie!
Mannommann, ich kann doch auch nicht nur ein bisschen schwanger sein, oder so. ;-)
Ja, die meisten Tätigkeiten sind ein Klacks.
Beispiel: Abwasch: Ich mache das in 10-30 Minuten. Männe braucht für dieselbe Menge 3-4 Stunden. Das ist nicht übertrieben! Und garantiert steht am Ende noch ein Topf herum. Gespült zwar, aber er weiss nicht wohin damit, obwohl wir gemeinsam abgesprochen haben, wo etwas stehen soll. Auch in der Speisekammer, im Wäscheschrank, überall sind Zettel auf denen steht, was wo hin gehört. (Haarerauf!)
Und wehe, ich erwarte selbständiges Handeln, evtl. aus einer vermuteten Routine heraus: Panne! :-( Das sind dann Momente, wo ich ab und zu inzwischen die Fassung verliere.
"Ist es denn so schwer, den Gelben-Sack-Müll von dem anderen Müll zu unterscheiden?" frage ich dann angenervt und erkläre zum soundsovielten Mal, was alles in den gelben Sack und was in den Hausmüll gehört. Bei zugebundenen Säcken ist der Gelbe Sack (heisser Tipp!) auch meistens leichter.
Aber nein, es wird wegen jeder Kleinigkeit gefragt, bis ich mich frage, ob ich ein "Toastbrot", einen der mich veräppelt oder wirklich einen intelligenten Partner an meiner Seite habe. (Sorry, wenn ich so schreibe, aber ab und an bin ich echt sauer.)
Dass ich sein "Motörchen" bin, d.h.: es läuft nur etwas, wenn ich antreibe, erkläre, mimache, weiss ich. Falle ich ´mal wegen Krankheit aus (hatten wir drei Wochen) bleibt wirklich alles liegen, alles.
"Schuld" sind dann die "Umstände", denn Verantwortung meint er ja nicht zu haben.
Dann fühle ich mich arg im Stich gelassen. :-((((
Er meint, erkann nicht und es sei besser, nicht zu tun, bevor etwas schief geht. Verzweifelt sagt er, er würde ja nichts tun. Ich seufzend:"Ja, NICHTS, das ist es ja eben."
Weisst Du was ich meine, wo das Problem liegt? Wenn ich ausfalle, läuft nichts! - Aber da es kein Nicht-Verhalten gibt, läuft alles weiter, was so an Ansprüchen, Notwendigkeiten da ist.
Hart auf hart und er zieht sich zurück: Sortiert Platten, alte Zeitungen und meint so, für unsere Zukunft zu sorgen, während ich mit Grippe gerne einen heissen Tee hätte, er aber das Wasser vergisst. - Was sich liest wie Satiere, das ist leider so.
Dann könnte ich nur noch heulen, schreien, wünsche ich mich weg - und dann schaue ich ihn an und merke, er hat nicht MICH vergessen, er ist woanders hin geflüchtet. - So kommt es mir jedenfalls dann vor.
Ich kann einigermassen gut wegwerfen. Es gibt so wenige Sachen (1 Karton voll, den ich Erinnerungskiste nenne), die sind mir wichtig: ein altes Musikinstrument meines verstorbenen Vaters, einige alte Fotos, ein Liebesgedicht, ein Porzellanvogel, den ich symbolisch bei einem Anlass geschenkt bekam usw....). Es gibt viele Gründe, um dieses und jenes zu sammeln, bei sich haben und bei sich behalten zu wollen. Ach, das sehe ich schon ein. Mein Schatz erträgt es kaum, wenn ich auch nur etwas von meinen Sachen weg werfe. Er sitzt fassungslos da und fragt:"Und was wenn es dann doch einmal wichtig ist?" Ich:"Wenn es mir so wichtig ist, dass ich das dann noch immer will, dann ist es in meinem Herzen." - Nützt nix! Männe ist dann voll deprimiert und meint dann, nun seinerseits unmöglich weiter aufräumen zu können. :-(
Ich wünsche mir nach der Arbeit von meinem Mann nur 1 Stunde sinnvolle Aufräumarbeit täglich! - Mehr nicht! (Er hat derzeit 2 große Kellerräume zu räumen.)
Ich möchte, dass die Post sofort erledigt wird!

Es geht nicht nur um das Auf- oder Wegräumen! Es geht im den Sinn der Arbeit! Ich finde ja alles irgendwo wieder! Er hat Probleme mit der Zuordnung der Dinge und zwar massiv!
Ich möchte ´mal einmal nicht daneben sitzen müssen, damit etwas klappt!
Unsere Aktenordner sind wunderbar präzise und nach Absprache mit ihm beschriftet. - Wohl noch immer nicht gut genug, oder? (Verzeiflung!)

ToDo-Listen sind ihm immer zu lang, egal wie kurz sie auch sind. Jede Anforderung ist ihm meistens (nicht immer) zu viel und dann für ihn ein Grund, um genau das zu bemäkeln und dabei kann ich doch nicht ALLES machen, um ihn zu entlasten!
- Und ich will das auch nicht, wenn das so planlos läuft. Wüsste ich jedenfalls, wir kämen damit weiter.... .
Im Job habe ich viel mit Organisation zu tun und mit Motivation.... .
Mein Schatz ist mein härtester "Fall". ;-)
Der kann Reden..... . Der hat Phanrasie, ist sprachbegabt usw. .... . Der hat immer Gründe, um zwei Stunden über etwas zurden und zu begründen, warum das nicht geht, obwohl der Arbeitsgang in vier Minuten erledigt wäre.
Sage ich ihm das, grinst er, ist ihm das schon peinlich.
Dann kommt sein Charme. (Äh!)
Dann Argument 1-7.
Dann steht er auf, entschuldigt sich, geht, will alles ändern und
am nächsten Tag:
Kennst Du "Dinner For One"? - Immer Dasselbe..... .
Okay, ich starte wieder neu! Ich muss wieder innerlich zur Ruhe kommen. Ich schaue mir hier alles genau an - und bin froh, das es Euch gibt!
Bestimmt habe ich etwas noch nicht aus probiert!
Bestimmt gibt es eine Lösung!
Er muss nicht einsehen, das er Messie ist. - Vielleicht muss ich nicht einmal wissen, ob es da eine Diagnose oder so gibt. Mir geht es um die Einsicht PLUS Handlungskonsequenz.
Mache das ja nun schon einige Jahre mit.

Liebe Grüße!
Kir

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Liebe Kir,
er muss nicht einsehen, dass er ein Messie ist sondern "nur", dass er einige Verhaltensweisen ändern muss. Hier im Messieforum gibt es unzählige Tipps für Routinen um das Leben einfacher zu machen.
Ich bin selbst kein Messie, habe aber hier auch viel profitiert. Auch in meinem Haushalt wird "BB gemacht" = Beweise beseitigt = aufgeräumt.
Eine abendliche Routine könnte z. B. sein, die tägliche Post gemeinsam durchzugehen, zu erledigen und abzulegen. Dauert vermutlich nicht mal 10 Minuten alle paar Tage. Reklame wegwerfen, Abos reduzieren.
Gemeinsam mit meinem Mann habe ich mir auch angewöhnt, abends noch mal kurz in Wohnzimmer und Küche aufzuräumen, alles an seinen Platz oder in der Geschirrspüler. Die meisten Tätigkeiten brauchen bloß wenige Minuten, aber man muss sich angewöhnen, dies regelmäßig zu tun.
Mein Ratschlag wäre also, lies dich im Messieforum z. b. im WIKI ein und versuche Teile davon in - ja, auch DEIN - persönliches Leben einzubauen. Meistens zieht eins das andere nach. Wirf selbst weg, was dir gehört und in DEINEM Leben nicht notwendig ist. Du wirst sehen, das zieht auch bei deinem Partner positive Kreis.
Auch Arbeitspläne mit Flipper oder Karteikarten sind nützlich. Die haben den Vorteil, dass Dinge erledigt werden und wenn sie erledigt sind, hat man frei. Oft ist man frustriert, weil soviel erledigt gehört, aber mit einem guten Arbeitsplan hält sich das wirklich im Rahmen. Da kann man auch als Nichtmessie viel Zeit und Energie sparen. Das wäre auch nützlich, wenn du einen neuen Job anfängt. Es läßt sich im Haushalt viel rationeller gestalten. Betrachte das mal als einen Industriejob, bei dem die Arbeitsabläufe optimiert werden müssen. Da ist im Haushalt noch Luft ohne Ende drin und macht auch Spaß.
Viele Grüße
Amalie


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