Re: Mein Leben mit einer Messie - Ich brauche Hilfe! (Angehörige)

Violine, Freitag, 06.01.2012, 15:16 (vor 4506 Tagen) @ Markus

Hallo Markus,

alles was Du beschreibst, ist für einen Messie-Haushalt typisch. Z.B. die Strategie Deiner Frau "Angriff ist die beste Verteidigung". Das können Messies besonders gut, um von sich selbst abzulenken und es geht so weit wie bei Dir, dass Du Dich selbst schuldig fühlst. Aufräumen ist halt leider nicht die Lösung, auch wenn man sich das auf den ersten Blick eigentlich denkt.
Das Problem kann nur Deine Frau allein lösen und zwar indem sie sich der Verletzung stellt, die das Messie-Syndrom ausgelöst hat. Das können unterdrückte Gefühle sein (gelegt in der Kindheit), Gefühlskälte der Eltern, erwarteter Perfektionismus, und ganz oft, dass diese Kinder nur für das anerkannt wurden, was sie leisteten, die aber keine Anerkennung "einfach so" bekamen. Das Chaos außen reflektiert das Chaos innen. So einfach und zugleich so schwierig. Nun habe ich zu Therapeuten ein zwiespältigen Verhältnis, denn es gibt nur wenige gute, darum sage ich auch nicht, Deine Frau soll zu so einer Person gehen. Natürlich sollte sie das, aber ich habe keine Ahnung, wie man wirklich einen kompetenten Therapeuten findet. Das was da in den (grausligen) Fernsehsendungen zu diesem Thema gezeigt wird, ist Schmarren. Es gibt da keine schnelle Lösung.
Und in diesem Forum haben sich auch noch nie Angehörige gemeldet, die erzählt hätten, dass und wie sich das Problem gelöst hätte. Oft führt die Problematik zur Trennung, was total nachvollziehbar ist. Oder es geht wie bei uns, man lebt mit einem Kompromiss. Irgendwann war ich psychisch zu erschöpft, um dagegen anzukämpfen. Und jetzt ist es so, dass mein Mann seine Chaos Räume hat, die ich nicht betrete (oder nur wenn unumgänglich, dann aber mit Scheuklappen) und wo er seinen Drang nach Chaos voll ausleben kann und dann gibt es den Bereich des Hauses, wo andere Regeln gelten. Das ist nicht optimal und schade um die unbewohnbaren Räume und ist auch kein Patentrezept, es ist wie gesagt ein Kompromiss. Was besseres ist mir nicht eingefallen.
Man will ja schließlich nicht mit dem Partner im Dauerkrieg leben, das wäre ja die Hölle auf Erden und kaum durchzuhalten und ist auch nicht Sinn der Partnerschaft.

Du schreibst Dir die Dinge von der Seele und das ist gut so! Aber es bringt nichts, wenn Du alles aufrechnest, siehe Deinen Beitrag. Wer macht was und was nicht und wie ist das jeweils zu bewerten...das ist zwar ein menschlicher Zug, führt aber zu nichts, löst nichts. Wenn man sich entscheidet, mit einem Messie zusammenzuleben, muss man sogenannte "normale" Maßstäbe über Bord werfen. Das ist ein Leben mit anderen Spielregeln. An erster Stelle stünde, dass Deine Frau sich selbst und Dir eingesteht, dass sie ein Problem hat. (Selbst bis dahin kann es ein weiter Weg sein).
Mein Rat: Höre auf zu kämpfen. Und erkenne, dass Deine Frau ein dickes psychisches Problem hat (dessen Ursprung weit zurckreicht). Es geht nicht ums Aufräumen, das ist Nebensache. Hätte Deine Frau ein gebrochenes Bein, wäre die Sache klar und wie man sich zu verhalten hat ebenso. Aber ein psychisches Problem ist wie ein gebrochenes Bein, man sieht es nur nicht und es dauert sehr viel länger, dass es im besten Fall heilt.
Etwas zu sammeln, bedeutet nicht, Messie zu sein!
Es ist immer gut, wenn man sich Ordnungsinseln schafft, das habe ich auch getan, in Form eines eigenen Zimmers und die Ordnung darin habe ich vehement verteidigt, da dulde ich noch nicht mal eine Socke, die nicht mir gehört. Diese Ordnungsinseln kann man dann weiter ausdehnen, aber immer nur gemeinsam. Aber das Chaos lauert trotzdem, wenn man nicht hinterher ist, aber ein Messie kann wohl oft nicht anders, selbst wenn er es sich wünscht. Auch heute sehe ich noch so, mein Partner ist halt auf einer bestimmten Ebene krank oder angeschlagen, nichts, was man zum Vorwurf machen kann...
LG


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