Re: Mein Leben mit einer Messie - Ich brauche Hilfe! (Angehörige)

Markus, Freitag, 06.01.2012, 18:35 (vor 4506 Tagen) @ Violine

Liebe Violine,

vielen Dank für deine Antwort - es ist das was ich lesen wollte - ein Austausch unter Gleichgesinnten!

Ist ja nicht so dass ich hier erstmals vor einem neuen Problem stehe. Das Problem ist so alt wie meine Ehe! Beim Ausräumen der Jungesellenwohnung meiner "damaligen Verlobten", habe ich es eigentlich schon erkannt. Ich kannte das Problem auch von meiner Mutter, Erinnerungsstücke aufzuheben! Nur nicht so extrem! Es ist auch nicht so dass meine Frau ein typischer Messie ist, mit meterhohen Stapeln voller Plastiktüten mit Müll, schmutzigen Geschirrstapeln, Essensreste und sonstigen Exkremente. Nein es wird einfach alles Aufgehoben wo Erinnerung dranhängen, und das nicht ordentlich sondern chaotisch! Zeitungen, Wäsche und vor allem Reinigungs- und Waschmittel und Körperpflegeprodukte. Volle wie auch leere! Auch Leergut und Flaschen können nicht zurückgegeben werden. Wir haben aber eine saubere Küche, das Geschirr wird gespült und die Wäsche ist wirklich top gewaschen und gepflegt! Der erste und zweite Stock (Bis auf das Gästezimmer) sind vollkommen o.k. und zeigefähig. Die Zimmer der Buben, sind wie Zimmer von 17 und 18 Jährigen halt sind! Aber eigentlich o.k. Das Dachgeschoß wo wir unser Reich haben, würde ich als normal bezeichnen. Die Betten sind immer gemacht und werden regelmäßig alle 14 Tage gewechselt (Bei meiner Mutter war es auf jeden fall viel viel seltener!). Der begehbare Kleiderschranke (Ein langgehgter Traum meiner Frau) ist halt voll, aber nicht dreckig. Ausser den Einkaufstaschen voll wie leer, den aufgerissenen leeren Packungen von Süßigkeiten und die leeren Adventskalender der letzen zwei Jahre und wir haben ja nicht nur jeder einen sondern immer mehrere!

Wir/Ich glauben auch zu wissen wo der Ursprung dieser Krankheit liegt. Natürlich in der Kindheit, bei dem Verhalten meiner Schwiegereltern Ihrer ungeliebten Tochter gegenüber! Dem Mädchen das für alles zu dumm war, dem man alles verboten hat, der man nichts zugetraut hat, die zum Ficken zu blöd ist und die nur in der Gosse landen konnte. Gerade dieses Mädchen hat das Kaff im Saarland hinter sich gelassen, sich einen Job in München gesucht. Einen tollen Mann (da meine ich mich!) gefunden, eine Familie gegründet mit wirklich gut gewordenen Buben (nach 17/18 Jahren denke ich, kann man das beurteilen - wir sind wirklich Stolz auf unsere zwei Buben! Nichtraucher, keine Drogen, keine Alkoholexzesse und machen bis auf kleine Ausnahmen Ihrem schulischen Weg!). Ihrem Mann bei der Unternehmsgründung unterstützt und wirklich erfolgreich geworden. Keine Seitensprünge, keine Anzeichen von Trennung von dem Typen der Sie immer noch liebt! Alles was Ihren Cousinen und großer Schwester, die immer bevorzug wurden, verwehrt bleib. Hier gab es alles was man meiner Frau prophezeit hat. Aber dennoch ist Sie immer noch das ungeliebte Kind und wir werden dafür regelmäßig angebettelt!

Sie hatte schon auch einige Therapeuten, weil das Messietum auch nur ein Ableger von den Angstzuständen ist, unter der meine Frau leidet. Auch ein Produkt meiner Schwiegereltern und der verkorksten Kindheit. Meistens war aber der Lösungsvorschlag der Therapeuten: Trennen Sie sich von Ihrem Mann - der macht Sie kaputt! Diese Therapeuten, haben nie mit mir gesprochen! Ich sage dazu "König Ludwig-Syndrom" - jemanden für Geistesunfähig zu halten, ohne Ihn je gesehen zu haben. Meine Frau hat das meistens erkannt, die Notbremse gezogen, ist aus der Therapie ausgestiegen und das getan was für Sie gut war - und meistens mir Vertraut! Das ging immer und geht auch heute noch gut. Wenn Sie mit mir schimpft weil ich etwas weggeschmissen habe - dann ist das eigentlich auch immer "örtlich - aktuell". Später, eine Stunde, ein Woche oder gar Jahre später sagt Sie mir: "Es war gut, das du das weggeworfen hast!" - "Ich dachte wenn dieses Teil weg ist, geht es mit schlecht, weil ich doch an diesem Tag eine gute Erinnerung habe!" - "Aber ich hatte ein gute Woche - und daher ist es gut dass das Teil jetzt endlich weg ist!". Was halt immer nur nervt, sind die Vorwürfe und die Streitereien wenn ich was wegwerfe, oder eben mir nicht sicher bin soll ich das, darf ich das oder ist es ein Verbrechen!

Wir haben vor Jahren auch eine Familientherapie gemacht, ursprünglich wegen den Lernschwächen unseres ältesten Sohnes. Die Aktion wurde schnell auf die ganze Familie ausgeweitet. Und da ich die Frau Therapeuten nicht schlecht fand, habe ich, was ich immer mache, meinen Geldbeutel aufgemacht und eine große Familien- und Paartherapie daraus gemacht. Mir persönlich hat es einiges gebracht. Auch finde ich das es unserer Beziehung und die Beziehung zu meinen zwei Buben verbessert hat. Nur mit meiner Frau und Frau Therapeutin klappe es dann nicht mehr. Das lag aber wieder an Frau Therapeutin, die begann nämlich sich von Ihrem Mann und Familie zu trennen und hat das irgendwie in die Sitzungsstunden meiner Frau gebracht. Meine Frau mit Ihren ausgezeichneten Antennen hat den die Angelegenheit beendet - es waren aber eh nicht mehr viele Stunden angesetzt. Den Ursprung der Angstzustände und des Messietums haben wir zu mindestens einigermassen herausgearbeitet.

Im Grunde ist es so ähnlich wie bei dir, wir haben unseren Kompromiss gefunden. Ich dachte auch, dass wir hier langsam zu einem mehr oder weniger gutem Ende kommen! Der Rückschlag gestern, war sehr bitter in unseren Bemühungen! Ich weiß zur Zeit auch nicht ob er endgültig ist oder nur ein Stehenbleiben auf dem weiteren Weg. Was gestern geschah und mich erschrak, war mein erneuter Tobsuchtsanfall (ich hatte schon lange keinen mehr!), gepaart mit der Volljährigkeit meines Sohnes und meiner nächtlichen Fluch in mein geliebtes, ordentliches Büro! Mir kam als Lösung der Probleme ernsthaft die Trennung in den Sinn. Unsere Buben sind fast selbstständig und brauchen prinzipiell Ihren Vater mehr als Finanzier wie als Spielkumpel und Fürsorger. Ich bin vielleicht noch nicht zu alt für eine neue Beziehung und meine Frau kann mir dann egal sein. In der Öffentlichkeit sieht es dann zwar nach "Midlifekrise" aus - aber das ist ja in unserer Gesellschaft fast schon geadelt und ist leichter zu erklären als das Messietum.

Ich weiß das ich meiner Frau nicht damit helfe wenn ich aufräume, ich habe daher auch meinen Rückzugsraum und meine Befriedigung. Meine Frau aber nicht! Das ist zwar sicherlich von Ihr so gewollt bzw. selbst gewählt.

Ich glaube zwischenzeitlich auch:
Wenn ich nichts mache > passiert nichts!
Wenn ich was mache > passiert auch nichts!
Beides ist mit vielen Emotionen, psychischen Stress und Ärger verbunden.
Möchte ich mich den noch weiter aussetzen - oder sage ich:

Jetzt ist Schluss!
Ich schütze mich selbst!
Ich verlasse dich!

Und wird dann alles für mich besser?

Für meine Frau bedeute es wahrscheinlich das Aus! Weil dann alles für das Sie die letzten 18 Jahre gelebt hat kaputt ist und Sie niemanden hat der Sie auffängt und Ihr hilft - Sie hat keine Freundin, keine Familie - Nur mich und die zwei Buben!
Kann, darf das oder soll mir das Scheißegal sein?

Danke liebe Violine für dein Lesen und deinen Austausch!

Liebe Grüß Markus


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