Re: Hilfe - mein Mann ist ein .... Messi (Angehörige)

Violine, Freitag, 02.05.2014, 19:08 (vor 3658 Tagen) @ Wolfram

Also Wolframs Antworten sind wenig hilfreich. Anscheinend hat er den Punkt immer noch nicht verstanden. (Nix für ungut...)
Mit Struktur lebt es sich leichter. Die Dinge haben ihren Platz, wo man sie jederzeit wiederfindet, keine Sucherei. Man kann freien Schrittes durch die Wohnung gehen, ohne über etwas drübersteigen zu müssen oder an was anzustoßen. Vor allem dann, wenn man z.B. mit einem vollen, schweren Wäschekorb durch die Gegend läuft und den Fußboden nicht sehen kann, seinen Weg also quasi blind finden muss. Ich bin schon etliche Male gestürzt, weil plötzlich Dinge auf dem Boden lagen, die Stunden oder Tage zuvor noch nicht dort lagen - mitten im Weg. Reine Glückssache, dass ich mich noch nie ernsthaft dabei verletzt habe. Zugespitzt könnte man sagen, Messietum ist versuchte oder tatsächliche Körperverletzung an anderen.
Das Auge (und die Aufmerksamkeit) werden nicht abgelenkt von SACHEN (Kram, Zeug). Wenn ein Messie meint, dass der Partner halt auch aufpassen muss, dann ist er nicht reif für eine Beziehung, sondern gehört ins betreute Wohnen.
Solange ein Messie vor sich alleine hinwest, ist das allein sein Problem. Aber wenn eine Beziehung ins Spiel kommt, ändern sich die Bedingungen grundlgend. (Es sei denn, man trifft auf einen anderen Messie.)

Aufräumen und putzen alleine nützen überhaupt nichts, diese Freude währt nur sehr kurz. Ein Messie muss ergründen, wo (im seelischen, in der Vergangenheit) das Chaos herkommt, muss sich mit den Ursachen konfrontieren (schmerzhaft, meistens). Vorher ist keine Änderung möglich.

Liebe Kathrin, Du kannst wenig bis gar nichts tun. Du musst Dich innerlich und äußerlich abgrenzen. Zum Selbstschutz! Das kann eine räumliche Trennung bedeuten. Oder mach es wie ich/wir. Mein Mann hat im Haus einige Räume für sich, die sind das Grauen. Eigentlich völlig unmöglich, weil unbenutzbar (die Begriffe "wohnen" und "leben" will ich erst gar nicht dafür benutzen).
Wenn er in den anderen, gemeinsamen Räumen Sachen rumliegen lässt, schaue ich mir das eine Weile an. Bitte ihn höflich und ohne Vorwürfe, eben ganz normal, darum, die Sachen wegzuräumen. Das wiederhole ich alle paar Tage. Und irgendwann kann ich es nicht mehr sehen. Dann nehme ich mir eine leere Kiste (Karton), sammle alles ein und schaffe die Kiste in die Chaosräume. Irgendwann werden die Räume bis zur Decke vollgestapelt sein, dann muss man überlegen, wie es weitergehen kann. Aber stelle Dir jetzt keine Stapel von Kisten vor. In den Kammern des Schreckens liegt alles kreuz und quer, dann kippt auch schon mal ein Karton um und der Inhalt liegt auf dem Boden oder sonstwo und das bleibt dann auch so. Man müsste eigentlich ein Wort erfinden, das noch stärker ist, als "Chaos". Es ist einfach unbeschreiblich. Und ich denke mir, die Beklemmungen, die man bekommt, wenn man sich das so von außen anschaut, dieser völlig überfordernde Zustand, so ähnlich muss sich der Messie innerlich fühlen. Manchmal möchte man einfach nur noch laut schreiend und/oder verzweifelt davonlaufen.
Ein "normaler" Mensch ist Herr über seine Dinge, beim Messie ist es umgekehrt.

Und: Um eine Ausrede ist ein Messie nie verlegen, selbst wenn sie noch so absurd ist. Es bringt überhaupt nichts, mit so einem Menschen zu argumentieren. Man kann nur handeln.

So bitter es ist - ich denke, dass ein Messie im Zweifelsfall, wenn er vor die Wahl gestellt würde, seinen Gegenständen (und deren chaotische Ansammlung) den Vorzug vor jedem anderen Menschen geben würde. Er trennt sich lieber von seinen Freunden, Bekannten, Ehepartnern, als von seiner Krankheit. Und das ist keine Übertreibung. Mach Dir also keine Illusion. Erst kommen die Dinge und deren Anhäufung und Menschen kommen erst lange danach. Wenn Du damit leben kannst (also noch ein anderes, eigenes Leben hast), wenn Du noch etwas anderes hast, was Dich trägt, irgend ein soziales Netz, kannst Du mit Deinem Mann weiter leben. Wenn nicht, musst Du eigene Wege gehen, oder dich zumindest räumlich trennen.
Ich weiss, man hofft als Partner immer, dass es irgendetwas gibt, einen psychologischen Kniff oder so, der die Situation verändern könnte. Das gibt es aber nicht. Nur der Messie selbst kann etwas ändern. Und wenn er das nicht will, bleibt Dir nur die Kapitulation. Das ist hart. Wenn ein Messie einsieht, dass er ein Problem hat, heisst das noch gar nichts. Mein Mann spricht das ganz offen aus. Er ist einsichtig. Aber das ändert trotzdem erstmal nichts, muss nichts heissen.
Bedauernd, Dir nicht helfen zu können, sende ich Dir liebe Grüße


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