Re: Dicker fühlen mit weniger Gewicht??? ((M)Essies)

Schlumpfine, Samstag, 26.06.2004, 17:17 (vor 7250 Tagen) @ Tinka

Liebe Tinka,

was ich von Dir lese, macht mich traurig, denn ich finde Dich liebenswert - egal, wieviel oder wie wenig Du wiegst.

Dass Du schon seit der Geburt des Kleinen auf sooooo viiiieeel verzichtet hast, Dich ständig sooo naaaah an Deinen Grenzen bewegt hast und Dich jetzt noch weiter bemühst, sein Leid zu mildern, bewundere ich mehr, als ich in Worte fassen kann.

Du bist eine wunderbare Mutter - ganz gleich wieviel Du wiegst.

Dein Ehemann kann sich glücklich schätzen, dass er Dich gefunden hat - ganz gleich, wieviel im Haushalt liegen bleibt, ob Du dicker oder dünner wirst oder Dir die Haare färbst oder Deinen Kleidungsstil oder Dein Parfüm änderst oder anfängst, eine fremde Sprache zu lernen oder aufhörst, Dich für alles mögliche schuldig zu fühlen. Er kann sich wirklich glücklich schätzen, dass er Dich gefunden hat.

Und ich schätze mich außerordentlich [image] glücklich, Dich am [image] und am [image] kennengelernt zu haben. Einen Rat[image]-[image]Schlag habe ich im Moment überhaupt nicht für Dich.

Ich kenne das Gefühl
dick = nicht liebenswert
dick = nicht gut genug
dick = nicht Frau genug
dicker geworden und/oder beim Diäthalten "gesündigt"
= (dick x 3)²
= (nicht liebenswert + nicht gut genug + nicht Frau genug) zum Quadrat
besser als mir lieb ist.

Wenn ich Dir sage: Das ist alles nicht wahr!!!

Du bist liebenswert, egal wieviel Du wiegst, wie Du aussiehst oder was Du anhast, liebe Tinka!
Du bist berechtigt, Fehler zu machen - als Mutter, als Hausfrau, als Ehefrau und als Mensch.

Ja mehr noch: Du bist geradezu verpflichtet, Fehler zu machen, denn nur aus Deinen eigenen Fehlern kannst Du selbst lernen und ganz besonders mit Hilfe Deines Vorbild können Deine geliebten Kinder lernen, dass auch sie berechtigt sind, Fehler zu machen.

Vorgelebter Pseudo-Perfektionismus (d.h. alle tun so, als sei alles in Ordnung, damit ja keiner den anderen bloßstellt) und/oder Projektion der eigenen Ängste und Fehler auf den/die Mitmenschen (d.h. Das eigene Ego füttern mit den tröstlichen [image] Vergleichen: Bei uns ist nicht alles perfekt, aber lääängst nicht sooo schlimm wie bei Dir bzw. bei denen) hat meine Kindheit überschattet - die Kindheit Deiner Kinder, seien sie nun gesund oder krank - nehme ich als erfüllt von Wärme, Zuneigung und bedingungsloser Liebe wahr. Du weisst, dass Du, gerade weil Du gar nicht versuchst perfekt zu erscheinen, voll und ganz gut genug bist.

Wenn ich Dir sage, dass ich Deine Warmherzigkeit, Deinen Mut und Deine Aufrichtigkeit bewundere, seitdem wir einander kennen und dass ich es sehr [image] schade finde, dass ausgerechnet Du Dich immer wieder unzulänglich und abstoßend fühlst, weil ich Dich beim besten Willen nicht so wahrnehmen kann, wirst Du mir in Deiner gegenwärtigen Verfassung vielleicht nicht glauben.

Trotzdem wünsche ich mir, dass Du versuchst, mir zu glauben, dass ich Dich so wahrnehme:

Du bist eine warmherzige, kluge, einfühlsame und sehr, sehr liebenswerte Frau, an der ich überhaupt nichts Abstoßendes wahrnehmen kann - ganz gleich, wieviel Du wiegst.

Deine Diät stelle ich mir sehr, sehr belastend vor und ich frage mich, warum diese Leistung (wenn ich Dich richtig verstanden habe, haben sich die Symptome Deines Sohnes in Folge Deiner Diät deutlich gebessert) so abwertest. Ich würde mir wünschen, dass Du von Deiner Krankenkasse oder woher auch immer eine Ernährungsberatung bekommst, die Deinem Sohn und Dir helfen, trotz extrem eingeschränkter Speiseauswahl Mangelerscheinungen zu verhindern. Und wenn Du ab und zu Heißhunger auf "Verbotenes" bekommst und dem nach gibst, geht davon die Welt auch nicht unter.

Das klingt jetzt unheimlich brutal, aber: An ND ist noch kein Kind gestorben, an Vitaminmangelkrankheiten sterben täglich Menschen. Wenn Du also "sündigst", wirst Du es binnen 24 Stunden am Aussehen Deines Sohnes sehen können ... und er wird das überleben.

Ihr seid nicht mehr in der Klinik.

Wenn es nach dem Klinikaufenthalt zu Rückfällen, Verschlechterungen und neuen Problemen kommt, ist das eine ganz typische Reaktion auf den Stress, den die ganzen Umstellungen (Rückreise, die älteren Geschwister, die nichtklinische Umgebung, die von Dir angestrebten Verhaltensänderungen ...) mit sich bringen.

Ich wünsche Dir, dass Du Dich als die liebenswerte Person wahrnehmen kannst, als die ich Dich jetzt schon so oft und so lange erkannt habe und umarme [image] Dich herzlich, liebe Tinka.

[image] Deine Schlumpfine


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