Die (vermalledeiten) Pullis (Allgemein)

Birgit, Donnerstag, 04.08.2011, 19:50 (vor 4810 Tagen) @ MarLe

Huhu Marlene,

ich hatte das erst so verstanden, dass du beim Aufräumen deiner Kontakte auf der Suche nach jemandem verbündeten gewesen seist. Der wäre dir, denke ich, jedenfalls ins Auge gesprungen, wenn von den Kontakten jemand in Frage gekommen wäre.

Aber du hast ja die Erfahrung wie kurz der Schmerz des Loslassens ist, und wie gut es sich hinterher anfühlt, einfach mehr Luft zum Atmen zu haben. Außerdem bist du im Arbeitsprozess an dir selbst, und die aussortierten Pullis sind sozusagen das Projekt, das du erst angepflanzt hast, und das nun reif zur Ernte ist. Ich verstehe die Sorge vor der Niederlage vor dir selbst, sobald du die Pullis in der Hand hast, aber das ist nur ein Kopfkino-Film, den du aufgrund deiner vorangegangenen Erfahrungen mit deinem "nicht loslassen wollen" gedreht hast, und aufgrund mangelnden Vertrauens in dich selbst.

Ich misch mich jetzt mal ungebeten in deine Angelegenheiten ein:

Wenn ich du wäre, ich würde bei diesem Pulloverthema bleiben, denn das ist die Stelle, an der du gerade bist. Und dann würde ich als erstes - ohne die Sachen vom Schrank zu holen - mich hinsetzen, und mir das ganze einmal gut und mit liebevollen Augen einmal ansehen. Ruf dir in Erinnerung, wie du beschlossen hattest, sie beiseite zu tun. Halte dir vor Augen, wie lang die Zeit war, in der du nicht an diese Pullover gedacht hattest, in dem Wissen, dass es dir genau so ergehen wird, wenn du sie in die Altkleidersammlung bringst. Vergegenwärtige dir, dass zwischen dem Päckchen auf dem Schrank, und deinem Geist ein feiner Faden besteht, der dich mit ihnen verbindet, und auf die gleiche Weise bist du mit vielen vielen Gegenständen und Angelegenheiten verbunden. Jetzt aber geht es um die Pullover.
Du generierst jetzt einen anderen Kinofilm, für den du dir überlegst, wo die Pullover hin sollen, und wann du das machen wirst. Dann spielst du den Film ab: Wie du am betreffenden Tag das Päckchen vom Schrank holst, wie du es öffnest, wie du die (übrigens sehr respektvoll behandelten) Kleidungsstücke mit eben diesem Respekt zusammenlegst, sie zum Fortbringen verpackst, und dann nimmst, und mit ihnen deine Wohnung verläßt.
Du hast sie noch in der Hand, aber auf deine Lippen legt sich schon ein entspanntes lächeln, einfach weil heute ein guter Tag ist, und weil du mit dem, was du gerade tust, deine wohlverdiente Ernte einfähst.

Das ist nur Kopfkino, und es ist im Außen noch nichts geschehen, aber du hast jedes Recht, deine Phantasie zu genießen, und dich an den guten Gefühlen, die du damit erzeugst zu laben. - Wenn in deinem Film wieder eins von diesen ewig nörgelnden "Ja Aber..."s auftaucht, sagst du freundlich zu ihm: "Dankesehr, Bedenken! Ich weiß, dass es von dir lieb gemeint ist, aber ich habe hier die Regie, und ich habe dir in diesem Film keine Rolle geschrieben. Sei also still, und schau einfach zu."

Weißt du, Marlene... Wenn es dann am End so kommen sollte, dass du nun DOCH beim Anblick der Pullover denkst, dass du sie viel lieber wieder bei deinen anderen Kleidungsstücken einreihen willst, dann triff diese Entscheidung, und freu dich darüber, dir sozusagen neue Pullover zugelegt zu haben. Auch bei dieser Entscheidung hast du den Verbindungsfaden beendet, und kannst dich nun dem nächsten zuwenden. Genauso wie mit den drei aussortierten Kontakten. Ist nicht nötig, sich darüber zu grämen, dass die Anzahl so gering ist. Immerhin nimmt so ein Karteikasten räumlich ja nun nicht so viel Platz ein, dass man getrost die Kontakte noch behalten kann.

Schau einfach mal nach deiner Pullover-Entscheidung (nicht falsch verstehn, ich erwarte da nix von dir) was sich dir als nächstes Thema aufdrängt, und dann schaust du weiter. Schritt - und Besenstrich - und Schritt - und Besenstrich (Beppo Straßenkehrer)

Liebe Grüße,
Birgit


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