Re: Liest hier noch jemand mit? (Angehörige)

Bea, Montag, 18.04.2005, 18:42 (vor 6955 Tagen) @ Pascale

Liebe Pascale,
Drohungen nützen nichts, schon gar nicht, wenn sie nicht in die Tat umgesetzt werden. Spätestens beim dritten Verstreichen eines Ultimatums ohne Folgen weiß der solchermaßen "bedrohte", dass es nie Konsequenzen für sein Handeln geben wird. Mir hat, wie Edda auch, die räumliche Trennung gut getan. In einer Woche habe ich Sperrmüll-Abholung, wobei ich dann all die Sachen loswerde, die er nicht bei sich lagern wollte. Die Konsequenzen sind ihm bekannt (nämlich dass ich meinen Dachboden nicht länger als erweitertes Lager zur Verfügung stelle. Die Deadline (bekannt) waren 2 Monate, die jetzt um sind. Ich kann Ihnen nur eines aus meiner eigenen Erfahrung sagen: Dieser Müll raubt Energie und wenn man ihn nicht mehr hat und die ganzen Verbote und Einschränkungen, die soziale Isolation und das Doppeltaufräumen, dann kann man plötzlich freier Atmen. Die Räume sind wieder hell und freundlich, man kommt gern nach Hause nach einem Arbeitstag und wünscht sich bestimmt kein schnelles Auto und einen Baum! Man hat Energie, Ordnung zu schaffen und kriegt das eigene Chaos ganz schnell wieder in den Griff (wie früher, als man noch nicht mit einem Messie zusammenlebte). Ich glaube, man ist kein Messie, wenn man sich nicht wohl fühlt im Chaos. Ich glaube, Messies lieben ihr Chaos. Es ist ihnen zumindest wichtiger als soziale Kontakte und eine ordentliche Wohnung mit viel Platz zum träumen und atmen und leben! Dem Messie-Tum liegt eine psychische Störung zugrunde, die sich durch diese Sammelsucht äußert. Es kann eine versteckte Depression sein. Ich glaube, kein Mensch ist von Natur aus faul. Es liegt einfach etwas im Argen, was Sie aber nicht lösen können. Er braucht fachmännische Hilfe für sein Problem. Solange er aber nicht einsieht, dass er ein Problem hat, wird sich nichts ändern. Da nützt auch der Gang zu psychologischen Beratungsstellen oder dergleichen mehr nichts. Manche wachen auch erst auf, wenn sie völlig von allen verlassen am Boden sind. Es ist für viele der heilsame Schock. Abschließend kann ich Ihnen nur raten, für sich selbst optimal zu sorgen und sich aus dieser Situation zu befreien, sonst werden Sie nicht nur seelisch sondern eines Tages körperlich krank. Meine Herzbeklemmungen sind jedenfalls weg und es geht mir jeden Tag, den ich in meine aufgeräumte, friedliche, harmonische Wohnung komme, besser. Mein Ex hat sich jedenfalls jetzt (nach 8 Jahren Qual) an den sozialpsychiatrischen Dienst gewandt und sich dort fachliche Hilfe geholt. Ich denke (und hoffe für ihn), dass dies ein Fortschritt ist. Die Beziehung hat es ihn gekostet, aber er ist aufgewacht. Mal sehen, was er daraus macht und vielleicht schaffe ich es wie Edda, eine lockere Freundschaft zu ihm zu haben - wenn Gras über meinen Groll gewachsen ist und ich wieder ganz gesund bin.
Liebe Grüße, viel Mut und Kraft,
Bea

Der letzte Beitrag ist schon so lange her, dass ich gar nicht weiß ob ich hier richtig bin.
Versuchen tue ich es trotzdem. Kurzfassung: ich bin mit einem Messie verheiratet und habe das Gefühl daß ich selber auch einer werde!
Vielleicht aus Selbstschutz, vielleicht weil es so bequem ist, keine Ahnung.
Mein Mann räumt jedenfalls sehr selten auf, meistens bin ich diejenige die einen Rappel bekommt. Leider mit Drohungen wie verlassen, eigene Wohnung nehmen etc.
Ich weiß einfach nicht was uns beiden gut täte. Soll ich wirklich aufräumen wenn mich der Frust wieder einmal überfällt und ich denke "hier kann man doch keinen Besuch empfangen!". Manchmal überfallen mich tiefe Depressionen und ich wünsch mir ein schnelles Auto und nen dicken Baum, einfach alles hinter mir lassen und gut ist.
Vielleicht ist mein Mann ja glücklich in seinem Chaos? er macht jedenfalls auf mich den Eindruck. Kaffe daneben geschwappt, Kaffepulver auf'm Boden beim Kaffekochen, na und?
Die Katze hat nen Blumentopf umgeschmissen und wälzt sich im Dreck? Na und?
Ich weiß nicht mehr weiter. Wie soll ich das ganze nur anfangen? Ich liebe ihn doch, weil er neben seinem Chaos auch ganz phantastische Eigenschaften hat, die ich sonst noch nie bei jemand anderem erleben durfte.
Aber ich merke auch wie es mir immer schlechter dabei geht, wie mein Beruf darunter leidet, mein Sohn schimpft weil er das Gefühl hat, daß nur er im Haushalt hilft und sein Stiefvater gar nicht.
Wie komme ich aus diesem Teufelskreis raus?
Ich habe ja schon längst angefangen mich anzupassen und bin bei weitem schon nicht mehr so ordentlich wie früher, und früher war ich nicht gerade Mrs. Perfekt, eine Wohnung muß bei mir bewohnt ausschauen und nicht steril wie eine Musterwohnung, in die jederzeit Interessenten reinmarschieren könnten.
Aber die leeren Kartons, Zeitschriftenstapel, runtergefallenen Sachen machen mich immer wieder fertig. Es ändert sich einfach gar nichts.
Wie fange ich es an? Soll ich selbst einen Container bestellen und einfach alles wegwerfen wovon ich der Meinung bin daß es niemand braucht? Oder ist das der falsche Weg? Ich möchte nicht mehr unkontrolliert währendend der Arbeit das Heulen anfangen , ich möchte lachen , ich möchte mich auf mein zuhause freuen können!


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