Re: Wie kann ich meiner Mutter helfen?!?! (Angehörige)

jenny, Dienstag, 10.07.2007, 14:01 (vor 6141 Tagen) @ Blubbelchen

Hallo!!!
Ich weiß nicht mehr weiter.
Meine Mutter ist ein schrecklicher Messie. Wir wohnen mittlerweile zu fünft (ihr neuer Lebensgefährte ist bei uns eingezogen) in einem Reihenhaus. Meine 17 -Jährige Schwester und ich (18) haben nur ein gemeinsames Zimmer. Das ganze Haus ist, seit ich denken kann, vollgestopft mit unnützem Plunder. Klamotten über Klamotten, Papiere wohinman sieht und kistenweise Krimskrams. In jeden Raum führt nur ein schmaler Pfad. Dreckig ist es zum Glück nicht. Höchstens staubig, aber auf Sauberkeit wird komischweise doch noch genug Wert gelegt. Seit etwa 3-4 Jahren versuche ich meiner Mutter zu helfen, das Chaos zu bereinigen. Immer wieder fange ich an, irgendwo aufzuräumen, und sei es nur mal den Vorratskeller auszumisten und abgelaufene Lebensmittel zu entsorgen.
Sie hat selbst praktisch keine Zeit. Sie arbeiter zwar nur 5h am Tag, es sei denn sie hat Nachtschicht, dann sind es 8h + den ganzen Tag praktisch schlafen. Trotzdem kriegt sie es nicht hin, am Aufräumen dran zu bleiben.
Man kann sagen, dass sie schon manchmal gute Fortschritte gemacht hat, dann verschwand sie für mehrere Stunden in einem Zimmer und mistete aus. Aber das blieben klägliche Versuche.
Wir bekommen auch praktisch nie Besuch. Es gibt nur 1-2 enge Freunde, die das Chaos kennen, und reinkommen dürfen.
Worauf ich aber hinaus will....
Ich werde wahnsinnig in diesem Haus!!! Ich will endlich Ordnung, aber wenn ich etwas wegwerfen will, fängt eine stundenlange Disskussion an, warum man es noch brauchen könnte. Sogar mein Müll wird von ihr durchsucht. Es könnten ja Dinge von ihr drin sein.
Ich kriege nicht mal mein eigenes Zimmer ordentlich, weil ich sogut wie nichts wegwerfen darf. Für mich und meine Schwester ist es sowieso viel zu klein.
Manchmal frage ich mich, ob sie sich einfach freuen würde, wenn man z.B. einen Raum im Haus nach und nach komplett aufräumt, 3/4 davon wegwirft und renoviert.
Aber wenn ich komme, und sage, können wir das und das ausmisten, wird sie bockig und fühlt sich unter Druck gesetzt.
Mich macht das ganze Chaos so depressiv. Ich kann keine Freunde einladen, ich kann garnicht richtig leben, sondern immer nur aufräumen, arufräumen, aufräumen. Und trotzdem ist keine Ende in Sicht.
Dabei will ich doch nichts Schlechtes. Ordnung würde doch auch meine Mutter gut tun. Zumal wir nichtmal in finanziellen Nöten stecken.
Das musste ich einfach mal loswerden...... Ich glaube, es gibt keine Lösung für mein Problem. Ich werde wohl erst ein Messiefreien Haushalt haben, wenn ich ausziehe. Meine Schwester und meine Mutter in dem Chaos zurückzulassen, tut mir jetzt schon weh.

Hallo Blubbelchen,
von einem Messie abhängig zu sein ist ein ganz doofes Gefühl. Die Lösung beschreibst du selber: du lebst erst dann in einem ordentlichen Haushalt, wenn du ausziehen tust. Ich denke, deine Schwester könnte auch davon profitieren, denn dann hätte sie bei dir vermutlich einen Ruhepol. In einem Jahr ist sie ja auch 18. Deine Mutter in dem Chaos zu sehen, tut dir wohl mehr weh als ihr selber, denn solange sie keine Einsicht in ihr Problem hat, hat sie wohl auch keinen Leidensdruck. Aus irgendeinem Grund ist ihr das Chaos wichtiger als alles andere. Schade dass du nicht schreibst, wie ihr Lebensgefährte dazu steht.
Die andere Möglichkeit, die ich gewählt habe und daher gut kenne, wäre, Ordnung machen, soweit es dich betrifft. Das ist ganz schön hart. Du kennst es selber, stundenlange Diskussionen, Durchsuchen deines Mülls usw. Mir hat da die ganz feste innere Einstellung geholfen dass ich mich um meine Sachen kümmere und nicht reinreden lasse, bei dir wäre das: dein Zimmer ist dein Reich, was drin bleibt und was du wegwirfst, bestimmst nur du. Und eigentlich habt ihr als Familienangehörige auch Anspruch auf ein sauberes, brauchbares Bad, sowie Küche und sonstige Gemeinschaftsräume.Diskussionen gibt es darüber nicht. Es ist aber schwer ,das jemandem klar zu machen, der gewohnt ist, die Grenzen, vor allem auch die räumlichen, seiner Angehörigen permanent zu verletzen.
Meine Lösung ist, wenn ich von mir Sachen wegwerfe, kommen sie nur kleingemacht in den Müll. Altkleider oder Metallmüll wird von mir erst heimlich gesammelt und so lange versteckt, bis ich sie entsorgen kann. Die dem Messie gehörenden Dinge kommen in sein Zimmer, wenn ich was wegwerfen täte, wäre der freie Platz sofort wieder voll. Bei den ganzen Aktionen schaue ich darauf, dass ich mich um meine Dinge kümmere und es unmöglich mache, dass meine Grenzen verletzt werden. Solch ein Verhalten ist aber sehr hart, immer wieder gibt es Streit und man braucht ein sehr dickes Fell. Am besten verläßt man, wenn unberechtigte Vorwürfe kommen, den Raum. Ausserdem kostet es sehr viel Zeit, bis man überhaupt Land (oder besser Fußboden) sieht.
Erst seit kurzer Zeit versuche ich, meinen Messie darauf hinzuweisen, dass sein Verhalten einer Therapie oder Hilfestellung bedarf. Dabei stoße ich jedoch auf völlig taube Ohren. Ich denk mir halt, steter Tropfen höhlt den Stein, vielleicht komme ich doch mal durch. Trotzdem ist die ganze Situation auch so oft unerträglich, besser geht es mir nur, wenn ich was in Angriff nehme.
Vielleicht konnte ich dir ein wenig helfen, deine Mutter muss erst mal dazu kommen, Hilfe zu wollen.
Liebe Grüsse
Jenny


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