re....Re: Wie helfe ich meiner Mutter (und mir!) (Angehörige)

Urlaub1, Dienstag, 29.01.2013, 15:25 (vor 4117 Tagen) @ InesS

Servus Ines,

na das ist ja nen Ding, erstmal cool dass du dir ein Kopf darum machst, aber ich würd auch ned einsehen da groß in Action zu kommen, weil die jenige muss angelernt werden wie man das macht, nützt nix, wenn einer es räumt, ordnet und diejenige kanns ned, also gleich von vornherein mitnehmen und anleiten, aber es geht viell. auch gar ned mehr bei dene Krankis. Da wäre prof. Hilfe wie Tine Wittler schon angebracht.

Viel Energie wünscht Urlaub1

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Hallo zusammen,
ich habe dieses Forum entdeckt und hoffe, dass Ihr mir vielleicht helfen könnt.
Ich habe den Eindruck, dass meine Mutter ein Messie ist, bzw. sich dazu entwickelt.
Meine Mutter hat, auch nach ihrer Heirat, immer mit meiner ziemlich domninanten Großmutter zusammengelebt. Meine Eltern und meine Großmutter haben als Kriegs- und Nachkriegsgeneration schon immer viel gekauft und gehortet. Es wurden immer große Mengen gekauft und Dinge aufgehoben, die man ja noch mal irgendwann brauchen könnte. Solange die drei noch körperlich fit waren, hatten sie den Haushalt auch halbwegs im Griff, zumal sie immer viel Platz hatten.
Trotz Berufstätigkeit (Krankenschwester und Feuerwehrmann = 2 x Helfersyndrom!) haben sie auch noch 2 x lange Zeit kranke Angehörige in ihrem Haushalt aufgenommen und gepflegt (Alzheimerkranke Tante 10 Jahre, Onkel mit Demenz und Tumorerkrankung 3 Jahre).
2003 ist mein Vater erkrankt (Herz, weitere Erkrankungen machten sich im Laufe der Zeit bemerkbar) und meine Großmutter war nach 2 Schenkelhalsbrüchen seit 2006 körperlich stark eingeschränkt. Meine Mutter hat die beiden auch "gepflegt", allerdings bekam ich damals schon schleichend den Eindruck, dass Unordnung und Chaos zunahmen. Ich ließ mich mit der Ausrede "ich hab ja so viel mit den Beiden zu tun", "wenn es Papa besser geht" oder "naja, jetzt muss ich Oma ja noch pflegen" abspeisen. Trotzdem war mein Eindruck in den letzten Jahren, dass die drei da in ihrer Wohnung begannen zu vegetieren.
Im Januar 2011 verstarb mein Vater auf sehr belastende Weise und im November 2012 meine Großmutter. Eine Reihenfolge, die mir irgendwie falsch vorkam, da ich eigentlich meinen Eltern wenigstens ein paar Jahre zu zweit gegönnt hätte.
Was mir vorher schon die ganze Zeit schwante, ist mir seit dem Tod meines Vaters endgültig klar: Meine Mutter versinkt mit ihrem Haushalt im Chaos und das ist symptomatisch für ihr Leben, dass sie nun gar nicht mehr auf die Kette kriegt.
Ich habe versucht, ihr zu helfen und mehrere Aufräumversuche gestartet, aber die empfindet sie als belastend oder bremst mich aus.
Um mal ein paar Besipiele zu geben:
Wir haben Lebensmittel weggeworfen, die 10(!) Jahre überlagert waren. Ein teurer Edelstahlbräter flog weg, weil sie ihn samt Restinhalt auf dem Balkon vergessen hatte (ich weiß nicht, wie lange so etwas lagern musste, um SO auszusehen!)
Kugelschreiber kann man pfundweise wiegen.
Papiere und Briefe wurden zum Teil seit 4-5 Jahren nicht mehr geöffnet oder abgeheftet, sondern unsortiert in Kisten geworfen, die überall im Weg stehen. Ich habe neulich 4 Klappboxen voll Altpapier entsorgt, überwiegend Prospekte seit 2005.
Sie hat über Homeshopping einen Haufen Krimskrams bestellt, der zum Teil noch unausgepackt ebenfalls irgendwo reingelegt wurde.
Die Geschirrschränke quellen über mit Gläsern, Tellern, Töpfen usw., mit denen man ein Restaurant bestücken könnte. Auch kaputte oder unansehnliche Teile sind dabei (könnt Ihr Euch vorstellen, wie eine 35 Jahre alte vielbenutzte Teflonpfanne aussieht? Die ollen Thermosflaschen, die mein Vater bis zu seiner Rente 1991 mit in den Dienst nahm, stehen immer noch rum!)
Über 20 Jahre alte Spirituosenflaschen aus der alten Kellerbar stehen lose in einer Flurnische (meine Mutter ist Antialkoholikerin!)
Obwohl ich sie immer wieder wegschmeiße, sammeln sich Berge von leeren Brotplasiktüten und leeren Plastikdosen (Margarine usw.) an.
Im Bad gibt es auf dem Waschtisch nur noch einen kleinen Bereich direkt um das Waschbecken herum, der nicht mit Krams vollgestellt ist (z.B. die Zahnersatzdose meines vor 2 Jahren verstorbenen Vaters; und wozu braucht man 5 Flaschen Fußbad, wenn man aus medizinischen Gründen ohnehin zur Fußpflege geht?)
Teilweise weiß sie auch nicht mehr, was sie wo hat. Z.B. habe ich im Wohnzimmer mal an vier Stellen Nagelfeilen gefunden.
Ich könnte so noch vieles aufzählen. Teilweise ist es auch nicht nur einfach unordentlich, sondern auch unhygienisch (als ich neulich ein festgeklebtes Platzdeckchen von der Küchenarbeitsfläche abgezogen hatte, hatte sich darunter nicht nur Leben entwickelt, sondern war bereits wieder abgestorben).
Das Chaos ist auch auf das Treppenhaus ausgeweitet. Auch da steht Zeug, das eigentlich auf den Müll gehört. Vom Keller will ich gar nicht reden.
Sicher kommt erschwerend hinzu, dass meine Mutter eigentlich seit Jahren krank ist (nach verpfuschter BandscheibenOP versteifter Rücken und chronische Schmerzen, verbunden mit immer stärker werdender Unbeweglichkeit, Diabetes, Darmerkrankung usw.) und nun alleine in einer 200 qm Dachgeschosswohnung 5 Treppen ohne Fahrstuhl wohnt. Aber sie blockt immer wieder meine Hilfsangebote ab. Sie sieht zwar das Chaos und leidet auch darunter, scheint es aber gleichzeitig auch komplett auszublenden. Aufgrund des Todes meines Vaters, den sich nicht verkraftet, ist sie zwar in psychothrapeutischer Behandlung, aber das Thema Chaos zu Hause wird dort scheinbar nicht bearbeitet (obwohl ich mit dem Einverständnis meiner Mutter schon mal mit bei der Therapeutin war und es dort zur Sprache gebracht habe!). Auch ihre körperlichen Beschwerden scheint sie gerne (wie fruher das "Pflegenmüssen") als Vorwand vor sich her zu schieben. Wenn ein Behandlungsschritt hilft, wird das nächste Leiden in den Vordergrund gestellt.
Den Vorschlag in betreutes Wohnen und vor allem in eine kleinere Wohnung zu ziehen, lehnt sie ab. Aber das Aufräumen bekommt sie auch nicht auf die Reihe.
Ich bin die einzige Tochter, bin voll berufstätig und habe selbst einen 5-Personen-Haushalt mit Haus und Garten. Ich habe für diesen Riesenberg, der mich da förmlich "bedroht", weder Zeit noch Kraft, vor allem, weil sie sich nicht helfen lässt.
Wenn ich mal wieder einen Aufräumversuch starte, empfindet sie das als belastend und sitzt nur daneben und guckt zu ("Mir tut heute wieder der Rücken so weh!" oder die Schulter oder die Knie oder der Bauch oder, oder, oder)
Und wenn ich das nächste Mal komme, liegt sie auf der Couch, guckt Fernsehen und wenn ich Pech habe, ist die Fläche, die ich letztes Mal freigeräumt habe, wieder am Zuwachsen. Ich werde dann auch wütend, weil ich da so hilflos bin.
Ich bin langsam mit meiner Kraft und meinem Latein am Ende und weiß nicht mehr, was ich machen soll. Natürlich sehe ich viele Ursachen, aber ich kann sie nicht für sie lösen.
Ich habe früher immer ein enges und harmonisches Verhältnis zu meinen Eltern gehabt und war gerne auch nach meinem Auszug zu Hause. Aber inzwischen grusele ich mich davor, die Wohnung meiner Mutter zu betreten. Auch die Tatsache, dass ich immer aggressiver ihr gegenüber werde, weil ich ihr Verhalten als egoistisch empfinde und so hilfos bin, macht mir zu schaffen.
Wer kann mir einen Rat geben, was ich noch machen oder an wen ich mich wenden kann?
Lieber Gruß InesS


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