Re: Ich bin so traurig - und weiß gar nicht warum ((M)Essies)

Schlumpfine, Dienstag, 25.11.2003, 08:42 (vor 7481 Tagen) @ Schlumpfine

>Heute ist kein Tag zum Fasten ich hab das Gefühl der Nebel erdrückt mich.

Oh weh! Das Gefühl kenne ich besser als mir lieb ist, liebe Fatima.

>und heut abend darf ich nicht vergessen, mir eine Vanillemilch zu machen - sonst ist bei mir wieder die Nacht um halb vier mit bösen Träumen beendet . . .

Echt wahr, Fatima? Du träumst schlecht ohne Vanille-Milch???? Boah ey, noch'n Suchtstoff *staun* Watt et all jibt
Das Rezept aus der <a href=http://www.klinik-badherrenalb.de/>Klinik[/link], in der ich im Frühjahr war, gegen jede Art von seelischer Verstimmung, Angst, Neurosen und Suchtverhalten (auch Chaos, Nägelbeissen, Eifer-, Ess-, Spiel-, Lese-, Fernseh- oder PC-Sucht, Putzfimmel oder Waschzwang zählen sie dazu) heißt:

Emotionale Offenheit und körperliche Nähe.

Weiter haben sie die Erfahrung gemacht, dass Abstinenz von allen diesen Gewohnheiten (dazu zählt das gedankenlose, selbstschädigende, verharmlosende Zwischendurch-Naschen ebenso wie ein Essanfall oder das gewohnheitsmäßige Ignorieren des Sättigungssignals bei den regulären Mahlzeiten) den Zugang zu inneren ungelösten Erfahrung erleichtert.

"Der Knödel" kommt so lange wieder, bis ich ihn (er)löse, ist meine Erfahrung mit solchen Anwandlungen. Lösen kann ich meine "Klöße im Hals" durch offene Gespäche mit Menschen, denen ich vertraue. Genau dort lag bei mir in den letzten Monaten "der Hase im Pfeffer":

Eine Frau, der ich meine Gastfreundschaft und mein Vertrauen geschenkt hatte, die bei uns zuhause (als MMs wisst ihr, was das für mich bedeutet) gegessen, geschlafen und in meinen Armen geweint hat, der ich meine Verwundungen aus sexuellen Übergriffen und alptraumhaften Erlebnissen mit glücklosen Schwangerschaften mitgeteilt hatte und die mir vergleichbar schwerwiegende Erfahrungen anvertraut hatte, nutze diese sehr intimen Kenntnisse, um hinter meinem Rücken sehr gezielt einen Angriff gegen meine Familie und mich zu starten.

Diese Erkenntnis hatte ich nach dem Klinikaufenthalt und seitdem lebe ich wie im Schock. Seitdem fällt mir unendlich schwer, was ich in der Klinik noch leicht und mit großer Zuversicht konnte: Offenheit, Vertrauen, emotionale Nähe zuzulassen und zu erwidern. Meine Freundin Klamotta, der ich mit sehr viel Mühe und Schmerz und Scham anvertrauen konnte, was diese Frau mir angetan hat, erlebt zur Zeit wieder, ebenso wie andere Menschen in meinem Umfeld, dass ich mich immer mehr zurück ziehe und ich vermisse schmerzlich meine Fähigkeit, offen und vertrauensvoll neue Bekanntschaften zu schließen und bestehende Freundschaften zu pflegen.

Liebe Fatima, ich wünsche Dir und mir Begenungen mit Menschen, bei denen wir uns mutig und aufrichtig öffnen und die "Knödel" bzw. "Klöße" loslassen können. Ich wünsche uns das Feingefühl und die Gelegenheiten, die richtigen Menschen auszuwählen und den Mut und das Selbstvertrauen, uns vorbehaltlos zu öffnen und die liebevollen Rückmeldungen und die Zuwendung dieser Menschen anzunehmen.

Meine Erfahrung ist: Wenn ich das kann, wenn ich es schaffe, mich zu öffnen und die Zuwendung des/der Anderen anzunehmen, dann verschwindet nicht nur der Fressdruck. Dann kommt die Freude an einer schönen Umgebung (Wetter, Landschaft, Wohnung, Kleidung), an meinem gepflegten, gesunden Körper, an nahrhafter, gesunder Kost, erfrischenden Getränken und ebenso erfrischendem Humor zurück. Mich gesund zu ernähren, ausreichend zu bewegen und in jeder nur denkbaren Hinsicht (Kultur, Finanzen, Arbeit, Entspannung, Ordnung, Sauberkeit ...) gut für mich zu sorgen, ist dann kein Willensakt, sondern ein inneres Bedürfnis, dessen Befriedigung ich mir so selbstverständlich zugestehe, wie die Luft zum Atmen.

In diesem Sinne wünsche ich Dir, liebe Fatima, wünsche ich uns allen hier Befreiung - nicht nur von den üPf, sondern auch von allem, was uns wörtlich oder im übertragenen Sinne "die Luft zum Atmen" und die Freude am Leben nimmt.

Eine virtuelle Umarmung schickt Dir

Schlumpfine (mit BMI 44,7), die den PC jetzt ausschalten und zu Klamotta 'rüberfahren wird.