Re: auslöser für meinen rückfall ((M)Essies)

Schlumpfine, Mittwoch, 13.10.2004, 11:06 (vor 7141 Tagen) @ Kao

Liebe Kao,

danke, dass Du nochmal nachgehakt hast.

>magst du schreiben, was der auslöser für deinen rückfall war?
[quote]bei mir ist es oftmals das alte muster: mit einer situation nicht umgehen können und die flucht ins essen (fressen) suchen.... "sich was gutes tun wollen".... "mal schwelgen wollen"... naja... *abwink* in solchen momenten setzt mein verstand total aus und erst hinterher (mit schmerzendem bauch oder kopf (bei alk)) frag ich mich, woher diese verwandlung kommt.>und dann hab ich manchmal auch noch das nicht-aufhören-können-syndrom. das ist denke ich an die sucht an inhaltsstoffe in schlechtem essen gekoppelt.
momentan läufts aber recht gut bei mir. ich schicke dir viel kraft und licht liebe schlumpfine[/quote]

Der Auslöser war vermutlich Selbstüberschätzung und - was eigentlich nur die Kehrseite derselben Medaille ist - Unterschätzung der Suchtstoffe und deren Wirkung auf meinen Körper und meine Seele.

Mit Schwelgen oder "mir etwas Gutes tun" hatte das wenig zu tun.

Meine Tochter hatte Geburtstag. Seit sie im Kindergarten bzw. in der Schule ist, habe ich ihr aus diesem Anlass selbstgebackene Schokomuffins für die Feier in der Gruppe bzw. Schulklasse mitgegeben. Ich fühlte mich <a href=http://f50.parsimony.net/forum202819/messages/2240.htm>innerlich so stark und sicher[/link] in meiner Abstinenz von schädlichen Substanzen, dass ich kein Problem darin sah, 30 Muffins zu backen ... hatte das ja schon jahrelang geschafft ... und ich war mir auch sicher, dass ich selbst nichts davon essen wollte, weil mir das Gebäck schadet.

Nun weiß jeder, der schon einemal selbst Muffins in diesen labbrigen Papierförmchen gebacken hat, dass das Befüllen dieser Förmchen selten ohne Geklecker abgeht. Reflexartig, ohne eine Sekunde zu zögern, wanderte mein bekleckerter Finger in meinen Mund. 30 Minuten später waren die Muffins fertig - und ich war auch fertig, fix und fertig. Die süße Mischung von Zucker und Weißmehl in meinem Körper, dazu der Geruch des frischen Gebäcks ... zwei Muffins sahen seltsam aus ... nicht richtig rund, etwas dunkler als die anderen ... ist doch normal, dass man Gebäck, dass man anderen anbieten wird, auch einmal probiert, nicht wahr ... schon waren die beiden frischen, seltsam aussehenden Muffins probiert ... einmal ist keinmal, dachte ich ... von wegen!!!

Seitdem bin ich zwei Wochen lang weder am heimischen Brotschrank mit Toastbrot etc. noch an einer Pizzeria, einer Bäckerei oder an einem Imbissstand vorbeigekommen. Mühsam - und ohne jede Leichtigkeit, die ich zuvor in der Abstinenz von Zucker und Weißmehl, gehärteten Fetten und künstlichen Aromastoffen so genossen hatte - schaffte ich es, drei Mahlzeiten einzuhalten und mich nicht zu überessen. Gott allein weiß, wieviel Kraft mich das gekostet hat. Gleichzeitig hatte ich Angst vor dem schmerzhaften Entzug und vor dem weiteren Abrutschen in die Sucht.

Nur mit Gottes Hilfe in Form dieser abscheulichen Magen-Darm-Geschichte schaffte ich es - quasi ohne eigenes Zutun, das machten schon die Viren - meinen Körper wieder zu entgiften. Die Symptome waren sehr unschön und schmerzhaft und ich hatte keine Hemmungen, mich deshalb krankzumelden. Seit vier Tagen bin ich jetzt wieder clean. Und mein Respekt vor meiner Sucht ist gewaltig gewachsen. BRRR - scheußliche Vorstellung, dass die Zuckersucht und deren Symptome für meine Gesundheit gefährlicher ist, als eine Magen-Darm-Infektion mit ihren eigenen quälenden Begleiterscheinungen.

Es war hart für mich, meiner Tochter zu sagen: "Wenn Du wieder Kuchen oder Gebäck brauchst, frage deine Oma oder deine Tante - ich kann nicht mehr für dich backen." Solche Eingeständnisse nagen an meinem Selbstwertgefühl als Mutter. Ohne völlige Offenheit in meiner Familie und meinem Freundeskreis hätte ich diese Aussage nicht machen können. Und doch war es wichtig, zu erkennen und mir selbst und anderen einzugestehen: "Ich kann damit nicht umgehen."

Liebe Kao,

sei herzlichst umarmt von der erneut viren- und zuckerfreien

Schlumpfine