Re: verspäteter Wochenbericht KW44 von Schlumpfine ((M)Essies)

Schlumpfine, Montag, 01.11.2004, 10:01 (vor 7122 Tagen) @ Janna

Liebe Janna,

wenn ich sehe, wie regelmäßig Du hier die Wochenberichte startest, freue ich mich jedesmal, denn mir tut die Regelmäßigkeit gut - auch und gerade, weil ich selbst oft "vergesse", richtige und wichtige Dinge regelmäßig und/oder rechtzeitig zu erledigen. Danke für Deine Ermutigung und Deine Zuverlässigkeit.

Wie war die letzte Woche (tatsächlich ist ja heute schon der erste Tag der 45. KW, aber bei uns in NRW ist Allerheiligen ein arbeitsfreier Feiertag und ich habe noch ein richtiges Wochenendgefühl) bei?

Durchwachsen, unstrukturiert ... unregelmäßige Mahlzeiten, unregelmäßige Schlaf- und Wachzeiten, unregelmäßige Arbeits- und Freizeitphasen ... ich fühle mich ganz durcheinander. Obwohl ich meine Ernährung sauber von Zucker, Weißmehl, künstlichen Aromastoffe und gehärteten Fetten halten konnte, ist mein Gewicht während der Herbstferien weitestgehend konstant geblieben - plusminus einiger Schwankungen von 100-200 g, die sich im BMI nicht bemerkbar machen.

In Zahlen sieht das bis heute so aus:

Mittwoch, 28.07.2004: BMI 45,5
Mittwoch, 03.08.2004: BMI 44,9 (-1,6 kg)
Mittwoch, 11.08.2004: BMI 44,2 (-1,8 kg)
Dienstag, 17.08.2004: BMI 43,8 (-1,1 kg)
Dienstag, 24.08.2004: BMI 43,6 (-0,5 kg)
Mittwoch, 01.09.2004: BMI 43,1 (-1,3 kg)
Mittwoch, 08.09.2004: BMI 43,1 (+/-0 kg)
Freitag, 10.09.2004: BMI 42,7 (-1,2 kg)
Donnerstag, 16.09.2004: BMI 42,1 (-1,6 kg)
Mittwoch, 22.09.2004: BMI 41,7 (- 1,0 kg)
Mittwoch, 29.09.2004: BMI 42,2 (+ 1,2 kg) -> 23.09 bis 6.10. Rückfall
Mittwoch, 06.10.2004: BMI 42,4 (+ 0,6 kg) -> 7. - 9.10. Magen-Darm-Infektion
Mittwoch, 13.10.2004: BMI 41,0 (- 3,6 kg) -> seit 10.10. wieder clean
Mittwoch, 20.10.2004: BMI 41,0 (+/- 0,1 kg)
Mittwoch, 27.10.2004: BMI 41,0 (+/- 0,2 kg)
Montag, 1.11.2004: BMI 41,0 (+/- 0,1 kg)

Es fällt mir schwer, diesen Stillstand anzunehmen und ich freue mich darauf, wenn morgen die Schule wieder losgeht und unsere Tage wieder eine klare Struktur bekommen. Auch ist ein neuer Auftrag hereingekommen, sodass ich freiberuflich wieder etwas verdienen kann - sobald ich dazu komme, mich damit zu befassen.

Einerseits habe ich die freien Tage mit meiner Familie, mit Ausschlafen, mit Unternehmungen (<a href=http://www.phantasialand.de/>Freizeitpark[/link], <a href=http://www.museum-folkwang.de/cezanne.htm>Kunst[/link] & <a href=http://www.kommoedchen.de/>Kultur[/link], <a href=http://www.centro.de/>Einkaufsbummel[/link], <a href=http://www.aqualand.de/1_0_0_aqualand.php>Spaßbad[/b], <a href=http://www.burgerszoo.nl/>Tierpark[/link]), mit Freunden und mit Verwandten sehr genossen.

Andererseits war es auch sehr anstrengend, unterwegs und in anderen Haushalten mein Essen so zu organisieren, dass ich keinen neuen Rückfall befürchten musste. Beim runden Geburtstag meines Onkels an der reichgedeckten Kaffeetafel nur Milchkaffee zu trinken, die köstlichen selbstgebackenen Kuchen und Torten meiner Tante stehen zu lassen und abends, als die Tische sich unter den hausgemachten Speisen fast durchbogen, mein eigens Vollkornbrot auszupacken und dazu etwas gebratenes Fleisch und zuckerfreien Salat zu essen, war eine emotional sehr anstrengende Situation.

Auch die regelmäßige Bewegung [image] morgens vor dem Frühstück kam immer öfter zu kurz bzw. fiel sehr kurz aus.

Es fällt mir schwer, das gleichbleibende Gewicht als Erfolg zu sehen - früher hätte ich solch turbulenten Zeiten beim Essen maßlos über die Stränge geschlagen und die Ferien ebenso wie die Familienfeiern als Vorwände genommen, mich sinnlos vollzustopfen. Dass das unregelmäßige Essen und die fehlende jetzt nur einen Stillstand meiner rasanten Abnahme zur Folge hat, ist tatsächlich ein Wunder - nur ich kann das nicht recht würdigen.

Danke fürs Lesen und fürs Verstehen. Hier habe ich ebenso wie im Messieforum das Gefühl, mit meinen Besonderheiten kein Alien, sondern "wie die anderen" zu sein. Mein Bedürfnis "wie die anderen" zu sein halte ich für ein zutiefst menschliches, angeborenes Bedürfnis, das wir als soziale Wesen mit allen Herden- und Rudeltieren und besonders mit den Primaten, unseren engsten Verwandten, teilen.

Früher lehnte ich mich in falsch verstandenem Non-Konformismus oft dagegen auf, wehrte mich gegen die Vorstellung, solche Zugehörigkeitsgefühle ebenso zu brauchen, wie die Luft zum Atmen. Heute ist mir klar, dass dieses Bedürfnis ein Teil meines biologischen Erbes ist und zu meinem Menschsein untrennbar dazu gehört.

Meine Scham über viele Messie-Verhaltensweisen, meinen unförmigen Körper oder andere (oftmals nur phantasierte) Abweichungen hatten weniger mit Schuld im Sinne von verletzten Werten (Sauberkeit, Ordnung, Pünktlichkeit, gepflegtes Erscheinungsbild, Gesundheit, Attraktivität etc.) zu tun, als mit der Angst, als "anders" entlarvt zu werden. Und zugleich war es eine unbewusste Demonstration meiner Verleugnung dieses Bedürfnisses nach Zugehörigkeit. Genauso, wie der Fuchs in der bekannten Fabel seinen Appetit auf Trauben mit der Ausrede, sie seien ihm zu sauer, leugnet.

Es war eine phantastische Erfahrung, im Kreis meiner Verwandten auch mit meinen extrem abweichenden Verhaltensweisen soviel Zuneigung und Akzeptanz zu spüren. Das warmherzige Interesse und dazu die Familienähnlichkeiten gaben mir die Sicherheit, dass noch so skurriles Verhalten mich aus diesem Verbund nicht herauskatapultieren kann.

Einen schönen Feiertag (falls er in Eurem Bundesland frei ist) bzw. einen schönen Start in die neue Woche wünscht uns allen hier

[image] Schlumpfine


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