Re: Baby und Chaos (Angehörige)

Olivia, Sonntag, 15.01.2006, 19:55 (vor 6681 Tagen) @ Hummelchen1976

Hallo!
Bin hier fast völlig am verzweifeln. Mein Mann tendiert auch sehr stark in Richtung Messie. Als ich ihn damals kennen lernte, war seine Wohnung die ersten paar Monate tabu für mich. Später traf mich dann fast der Schlag: Überall lag Papierkram rum: auf dem Boden, auf dem Sofa, auf dem Tisch, unter dem Bett, sämtliche Schränke waren vollgemüllt usw. Und dazwischen verteilt schmutzige Wäsche, alte Chipstüten, Getränkeflaschen (teilweise noch angeschimmelte Reste drin) und auch Chipsreste oder Nüsse und sonstige Krümel.
(Kenne so was auch von mir, aus Judgendzeiten, hat sich aber seit erster eigener Wohnung gelegt)
Nachdem ich eine ganze Woche so eine Art Grundschliff in die Wohnung gebracht hatte, zog ich zu ihm, um meine Miete zu sparen für eine neue Wohnung. Es war mir sehr peinlich, auch wegen Besuch und so. Die erste Zeit gab es nur an der Badewanne fließend Wasser. Gespült wurde in einer Plastikkiste in der Wanne.
Seit 1 1/2 Jahren wohnen wir nun in der neuen Wohnung. Aber auch hier setzt sich sein Chaos fort. Er kann seinen Papierkram nicht in Ordnung halten. Kaum habe ich irgendwo eine Fläche frei geräumt, legt er seine Post darauf ab und sammelt dann dort immer mehr. Auch neben seinem Bett hortet er Sachen auf dem Boden. Vor ca. einem Monat hat er extra eine Kommode dafür bekommen, hat es auch weggeräumt (Heizungsableser kam). Inzwischen kann man vor lauter Briefen, Zeitungen, Büchern und Schmutzwäsche kaum noch den Fußboden dort erkennen.
Wenn es wenigstens nur bei dieser einen Ecke bleiben würde! Aber er hat in jedem Raum der Wohnung mindestens eine solche Ecke. Keine Ahnung was ich da noch machen soll.

Und am schlimmsten ist, ich bin zur Zeit schwanger. In nicht mal mehr einem Monat ist der Geburtstermin und das Kinderzimmer besteht aus Chaos!
Ich möchte nicht, daß das Kind in totalem Chaos aufwächst. Ok, anfangs bekommt es das noch nicht so mit. Aber ich. Und ich schäme mich für dieses Chaos. Es kommen dann ja auch öfter Leute zu Besuch. Und irgendwann wird das Kind ja auch mal krabbeln. Da ist es dann nicht so prickelnd, wenn dann mal eben die Verpackung vom Eis meines Mannes auf dem Boden rumliegt.

Manchmal sind es nur 2-3 Handgriffe, damit es vernünftig aussieht, aber ich kann ihm doch nicht ewig hinterherräumen? Selbst wenn ich ihn bitte, mal eben die Mülltüte runter zu bringen, muß ich länger auf ihn einreden, als es dauert, diese runter zu bringen.
Am liebsten würde ich mal hier verschwinden, damit er merkt, daß es mir ernst ist. Aber leider wohnen meine meine Eltern 600 km entfernt. Und Freundeskreis habe ich hier auch noch nicht so richtig, wo ich mich mal eben verkrümeln könnte.
Ist es denn wirklich so schwer, die schmutzigen Sachen nicht einfach auf den Boden zu werfen, sondern in den nicht mal 2 m entfernten Wäschekorb?
Oder eben nicht jeden freien Zentimer Platz direkt wieder mit Papierkram zu bedecken? Oder wenn man abends vom PC ins Bett geht, direkt das dreckige Geschirr mit in die Küche zu nehmen (liegt auf dem Weg) ?
Danke für's Zuhören/Lesen !
Bis dann!
Hummelchen1976

Hallo Hummelchen,
ich glaube, du musst dich auf ein Menge Arbeit einstellen. Ich lebe auch mit einem Messie-Mann zusammen (inzwischen seit über 10 Jahren) und habe die Erfahrung gemacht, dass alles -wirklich alles- was mit Ordnung und Wohnkultur im weitesten Sinne zu tun hat, auf meinen Schultern lastet. Dabei sind die täglichen Handgriffe (z.b. Socken in den Wäschekorb statt auf den Fußboden zu schmeißen) noch das geringste Problem. Viel schlimmer sind seine Sammelleidenschaft für so ziehmlich alles und sein "Bauwahn".
Wir sind vor einem halben Jahr in eine wunderschöne, frisch renovierte Altbauwohnung gezogen (ca. 120 qm, abgezogene Dielen, modernes Bad usw.). Meinem lieben Messie-Mann passte allerdings nicht, dass die Küche zur Straße und das Schlafzimmer zum Hof liegt - also soll alles umgebaut werden. Das heißt: Rohre durch die Wohnung verlegen, Stromleitungen und Steckdosen verlegen, die Wände aufklopfen - und wieder zuschmieren usw.
Nichts ist bis jetzt fertig, im Gegenteil. Wir schlafen im Wohnzimmer, das zukünftige Schlafzimmer steht mit Kartons und Werkzeug voll. Überall ist irgenwie Baustelle, nichts geht vorwärts. Ich darf mir dauernd nur das Gerede anhören, wie toll alles mal werden wird. Großartig!
Inzwischen bin ich auch am Überlegen, einfach auszuziehen. Nicht weil ich mich von meinem Freund trenne will, sondern weil ich die ganze Situation als unerträglich empfinde, z.B. schäme ich mich, Besuch einzuladen (im Gegensatz zu meinem Freund, der hat dauernd Besuch, mit dem er sich einfach in die Küche setzt).
Wenn es dich finanziell nicht zu sehr belastet, würde ich dir raten, dich nach einer kleinen Wohnung für dich und dein Kind umzusehen, möglichst in der Nähe zu deinem Mann. Die Wahrscheinlichkeit, dass er sich ändert ist gering, dass ist aber kein Grund, deine Bedürfnisse auf Jahre hinaus zurückzustellen. Wenn du in der Nähe eine Wohnung findest, kann dein Kind praktisch mit beiden Eltern aufwachsen, ohne das du dir ständig sein Chaos antuen musst (Kinder sind in der Beziehung ja eher unempfindlich).
Liebe Grüße
Olivia


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