Re: Wie bzw.kann ich überhaupt als Lebensgefährtin helfen? (Angehörige)

Schwangere, Donnerstag, 23.08.2007, 18:27 (vor 6097 Tagen) @ Carola

Hallo,

das klingt ja wirklich sehr unschön.... ich hatte es tatsächlich so verstanden, dass Du in seiner Wohnung Indizien gefunden hättest- aber die Sache mit dem Wagen zum Beispiel ist dann natürlich etwas völlig anderes
Das tut mir enorm leid... ich muss sagen, dass ich vor wenigen Monaten etwas Ähnliches erlebt habe.

Der Vater meines Kindes hat seine Noch-Frau (die Trennung ist ausgesprochen, das heißt, er hatte mir das zumindest gesagt...) und in den Urlaub gefahren - ok, das konnte ich sogar noch akzeptieren, einer meiner Ex-Freunde ist heute noch mein bester Freund und der tut auch eine Menge für mich, ohne das wir noch gebunden wären. Da sind die Fronten geklärt.

Nur - dann hat sich der Vater des Kindes auf einmal für zwei Wochen nur noch per SMS gemeldet, alle paar Tage - und später kam dann von ihm, er habe sie nicht alleine lassen können weil es ihr seelisch schlecht gegangen sei.

Toll, aber wie es mir ging in dieser Zeit??? Er hat sich in diesen zwei Wochen nicht *einmal* erkundigt wie es mir geht!!! Oder auch nur mal angerufen!!!

Jedenfalls... da ist mir bewusst geworden, dass ich mir echt was vorgemacht hatte, dass ich ihm *nicht* vertrauen kann, und dass seine Prioritäten, egal ob er nun glaubt getrennt zu sein, immer noch auf seiner Noch-Frau liegen...

Ich habe mich dann ein paar Wochen danach von ihm getrennt weil ich einfach das Vertrauen zu ihm verloren hatte - und ich merkte, wie egozentrisch er war
Ich dachte erst, vielleicht könnte ich ihm das verzeihen - zumal ich eben im fünften Monat schwanger war - wenn er mir hilft das Vertrauen wieder aufzubauen.

Aber dazu war er dann nicht bereit - selbst kleinste Dinge die dafür notwendig gewesen wären, waren für ihn schon eine "unfaire Forderung" (Beispiel für so eine "unfaire" Forderung meinerseits war, dass ich, bevor wir zusammenziehen, mal eine Woche lang so zusammen sind. Vorher waren es eben immer nur wenige Tage, niemals eine ganze Woche)

Daraufhin als er das dann ablehnte, habe ich ihm gesagt "Dann ist es ja klar - ich bräuchte das, um Vertrauen wieder aufzubauen, und Du kannst es mir nicht geben - also hat es keinen Sinn mehr".

Im Endeffekt habe ich nur das Offensichtliche ausgesprochen - ich würde das nicht mal mehr als "Schluss machen" bezeichnen... Einfach weil es mehr als nur logisch ist, aber er konnte natürlich nicht fassen, einfach weil er vorher geglaubt hatte, er bräuchte etwas nur unfair nennen, schon käme er damit durch und ich würde einlenken
Ich war also sehr blauäugig vorher... und habe da erst erkannt: Du kannst mit so einem Egozentriker vielleicht leben, d. h. Du würdest die Grenze nicht so sehen, an der Du schlecht behandelt wirst... aber Dein Kind hat das nicht verdient...

Ich denke, das ist auch der Grund warum mir die Augen aufgegangen sind. Ich habe sehr oft gedacht "Wie würde das Kind das jetzt verkraften" - während ich vorher einfach nur blind vertraut habe und geschluckt und hingenommen, alles akzeptiert.

Jedenfalls, jetzt bin ich im achten Monat und Single - ich bin der Überzeugung, es ist das Beste... und frage mich dennoch, ob ich meinem eigenen Urteilsvermögen jemals wieder trauen werde... ich bin so misstrauisch dass ich keinem Mann mehr irgendwas glaube, einfach weil ich so vertrauensselig war...

Na ja, aber dennoch versuche ich mich nicht unterkriegen zu lassen, für das Kind...

Ich beseitige jetzt hier auch Altlasten der letzten Jahre... und bin total froh, hier rauszukommen, denn ich muss natürlich umziehen (haben nur ein Zimmer in einer 2-Zimmer-Wohnung, außerdem muss hier mal grundgereinigt werden und ich würde hier niemals einen Säugling mit reinbringen)

Jedenfalls... ich kann gut verstehen wie Du Dich fühlst. Ich denke bei mir war es keine direkte "Lüge" seinerseits... nur ist ihm wohl selbst nicht klar, dass nur eine ausgesprochene Trennung noch nicht bedeutet, dass man auch getrennt ist, solange man sich nicht so verhält (!)

Denn er hat mir einfach eindeutig bewiesen, dass für ihn seine (Noch)Frau eindeutig immer noch die absolute Priorität hat.

Meine Gefühle sind ihm unwichtiger, das zeigen seine Handlungen - unwichtiger als seine eigenen sowieso, und unwichtiger als die Gefühle seiner Noch-Frau.

Und das Kind kommt sowieso für ihn unter "ferner liefen" - er war schon drei Tage nachdem ich ihm gesagt hatte, ich sei schwanger, eifersüchtig.

Davon ab, dass er das GV-Verbot des Arztes nicht anerkennen wollte (Zitat: "Der hat Dir gar nichts zu sagen"), dass er mich als ich Blutungen hatte nicht mal ins Krankenhaus gebracht hat, das er als ich wegen der Blutungen nicht mehr zu ihm fahren konnte, dann auch nicht auf die Idee kam, sich dann mit mir hier in Berlin zu treffen - und dass er einfach keinerlei Verständnis dafür hatte, dass ich Angst hatte - begründetermaßen weil ich Medikament nehme die ein Fehlbildungsrisiko erhöhen.

Sein Satz, wenn ich ihm erleichtert sagte, es sei alles in Ordnung, war dann immer nur ein gereiztes "Was sollte auch nicht in Ordnung sein".

Dabei wurde mir von Dritten - auch Ärzten immer wieder gesagt, dass ich für jemanden mit diesem Risiko erstaunlich ruhig bleibe.

Ich bin also durchaus keine Panikerin und habe auch nicht übermäßig herumgejammert.

Aber für ihn hatte eine Schwangerschaft eben keine Probleme zu machen, und fertig - es hatte einfach ein erotischer Zustand zu sein, denn das fand er schon ansprechend - umso schlimmer, als ich dann eben das totale GV-Verbot bekam. Damit, so denke ich ihm Nachhinein, hatte die Schwangerschaft dann irgendwie den "Sinn" verloren. Mir fiel schon früh auf, dass er sich offensichtlich die Schwangerschaft gewünscht hatte, aber als es dann unterwegs war, total in Panik geriet - so dass ich dann mal sagte "Man darf eben nicht vergessen, das bei einer Schwangerschaft auch ein Kind rauskommt..." Und was mich schockiert hat, war dann sein "Ja" - in einer Weise, als hätte er darüber vorher echt nicht nachgedacht. Völlig oberflächlich und selbstzentriert.

Und jetzt meint er ja auch, die Hormone seien "Schuld" an meiner Entscheidung (für mich ist es eine logische Entwicklung... und ich habe sie bloß erkannt und benannt) und in einem Jahr würde ich dann anders darüber denken.

Kein Wunder: Er kann sich einfach nicht eingestehen, dass es tatsächlich an seinem Verhalten liegen könnte, dass ich keine Zukunft mehr für uns sehe.

Das ist ihm so abwegig dass er nichtmal auf die Idee kommt das als Grund anzuerkennen.

Er hat in seinen 49 Jahren auch noch nie erlebt dass ihm eine Frau einen Korb gegeben hätte... und ich glaube, sein Ego verkraftet das nicht.

Und schön ist - ich habe erfahren, dass er schon zwei Monate nach der Trennung eine neue Freundin hatte - nicht von ihm, aber sehr eindeutig auf anderem Wege - und mir spielt er bis heute den "Gebrochenen" vor...

Erst habe ich ja immer noch überlegt ob ich jetzt überreagiere... aber dann kam eine Woche nach der Trennung ein Telefonat, nach dem ich nur noch denken konnte "Wow, Glück gehabt, dass Du das vor der Geburt gemacht hast!!!"

Denn er meinte dann "Ich weiß ja, wie sehr Du Dir dieses Kind gewünscht hast (aha, jetzt auf einmal habe *ich* es mir gewünscht??? - Es war unser gemeinsamer Wunsch gewesen!), ansonsten habe ich schon an Adoption gedacht, aber das würde ich ja von Dir nicht verlangen".

Dann meinte ich total perplex "Das könntest Du auch gar nicht" - und er meinte dann, als Erklärung, es würde ja jetzt "finanziell für ihn eng"...

Super, ein erfolgreicher Unternehmer, der soviel Aufträge hat, dass es noch für Angestellte reicht, der mehrfach im Jahr in den Urlaub fährt und einen teuren Wagen... will sein angebliches Wunschkind zur Adoption freigeben weil es ihm finanziell ungelegen kommt???

Wow, ich bin froh, dass ich meinem Kind diesen Ego-Vater zumindest im Alltag ersparen konnte...

Jedenfalls... ich kann Dich gut verstehen. Es ist hart, wenn man merkt, dass das Vertrauen, dass Du hast, missbraucht wird, und dass derjenige keine Rücksicht auf Deine Gefühle nimmt...

Ich hoffe nur, Ihr bekommt das wieder hin... und vor allem: Lass nicht alles mit Dir machen! Setze Grenzen
So sehr ich mich über meinen Sohn freue - ich dachte lange ich könnte keine Kinder bekommen, und dann war ich auf einmal doch schwanger! - so sehr macht es mich auch traurig, dass er jetzt eben keinen Papa haben wird der immer da ist... und nur einen, bei dem ich immer Angst haben muss, dass er wieder einen Egotrip bekommt und gar nicht merkt, wie verletzend er sich verhält.

Ich glaube aber, dass der Kindsvater zwar immer viel davon reden wird, dass er sich ja gerne kümmern wollte - aber immer tausend Gründe finden wird, warum das nicht geht und darüber dann noch herumjammern - einfach weil er gar nicht auf die Idee kommt, dass es nicht immer nur um seine Bequemlichkeiten geht.

Ich glaube kaum, dass er sich sein Kind nach der Geburt ansehen wird, außer auf Photos... traurig aber wahr. Und ich werde bestimmt noch in zwanzig Jahren hören, wie schlecht es ihm doch geht... ich kann echt nichts mehr als Verachtung für ihn empfinden. Ein sich selbst bemitleidender Egozentriker ist wirklich widerlich.

Ich hoffe echt, es geht Dir bald besser. Ich habe mich schon sehr gefangen, dadurch, dass ich mich so sehr aufs Kind freue und so viel Hilfe von meiner Familie bekomme, fühle ich mich auch nicht ganz so alleine. Nicht zuletzt finde ich es toll, dass ich spätestens Anfang Oktober in eine ordentliche saubere Wohnung einziehe und weiß: Die Vermüllung hat da keine Chance mehr, einfach weil ich da sehr viel Besuch habe, sogar im Haus meine Mutter lebe, und unter "Aufsicht" stehe :-)

Daher... das gibt jetzt Kraft. Ich hoffe, Du hast auch irgendetwas dass Dir Kraft gibt, damit Du diese Krise überstehen kannst. Gibt es Leute mit denen Du reden kannst? Das wäre enorm wichtig!

Umso heftiger finde ich auch, dass Du ihm helfen willst... aber das ist sehr schwierig. Helfen könnte ihm vielleicht wenn Du ihm mal empfiehlst zu eine Selbsthilfegruppe zu gehen.

Was mir hilft ist, wenn die Leute meine Grenzen anerkennen und zugleich nicht gleich ihr geballtes Entsetzen über meine Situation zeigen... auch wenn die vielleicht heftig ist.

Mit direktem "Aufräumen helfen" wäre ich vorsichtig, mein Ex hat mich mal deswegen glatt übers Knie gelegt, weil ich den Getränkeausguss von einem Tetra-Pak weggeworfen hatte... Das nur mal als Beispiel für die irrationale Reaktion die ein Messie zeigen kann wenn es um seinen Krimskrams geht... Was für Dich "Müll" ist, kann für einen Messie genauso beschützenswert sein wie ein wertvolles Buch.

Woran das liegt - nun, bei mir war es Verlustangst - mein Vater ist gestorben als ich 13 war und seitdem konnte ich nichts mehr wegwerfen. Das hat sich jetzt zum Glück sehr weit aufgelöst :-) Ein herrliches Gefühl :-)

Ich habe das Gefühl, mit meinem Kleinen im Bauch habe ich so viel, dass ich keine Dinge mehr brauche, an denen ich mich festhalten kann...

Lieben Gruß,

Schwangere (heute endlich 30. SSW!)


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