Re: Wie bzw.kann ich überhaupt als Lebensgefährtin helfen? (Angehörige)

Katharina, Donnerstag, 20.09.2007, 13:53 (vor 6068 Tagen) @ Herbert

Liebe Carola
Lieber Herbert

Mein Mann ist ein Messie ! Wir sind fast 30 Jahre verheiratet. Die Tendenz zum Messie hatte er schon immer, aber in den letzten 3-4 Jahren läuft bei uns wirklich alles komplett aus dem Ruder.
Ich kann nicht mehr !
Unser - wirklich grosses Haus - ist komplett zugestellt ! Es gibt Räume, die wir gar nicht mehr betreten können !
Liebe Carola, auch mein Mann achtet auf Sauberkeit. Glaub mir, es gibt einen klaren Unterschied zwischen den asozialen Sch......, die man hie und da im Fernsehen sieht, und einem Messie.
Auch mein Mann sammelt keinen Schrott oder Müll, sondern Motorradteile, Autoteile, Dampfmaschinen, Stereoanlagen, Möbel, Kleider, Geschirr, Wecker und vor allem Zeitschriften, Zeitungen, Bücher, Zettel, etc. etc.etc.
Viele Teile stellen einen erheblichen Wert dar, er sammelt zum Beispiel alte technische Bücher, aber nur gehören die auf den Küchentisch, unter den Küchentisch, ins Bad ?
Mein Mann hat einen Hang zur Pedanterie und zum "Über"perfektionismus, auch typisch für Messies.
Wenn wir uns dann wieder mal geeinigt haben, dass er irgendwie wenigstens ein Zimmer aufräumt, will er es dann so genau und so perfekt machen, dass er scheitern muss.
Er fängt dann an, dreht und wendet jedes Teil und nach spätestens 3 Stunden hat er dann keine Lust mehr, der ganze Enthusiasmus ist wieder verflogen und er verliert sich wieder mal in irgendeinem Detail.

Ich kann nicht mehr, ich habe ab nächstem Monat eine eigene, kleine, helle Wohnung, die ich nach meinem Geschmack mit ganz wenigen ausgesuchten Möbelstücken einrichten werde.
Ich habe lange gebraucht für diese Entscheidung, aber ich bin heute der Überzeugung, ein Messie will sich gar nicht ändern, da sie ihren Zustand ja als normal erachten. Mein Mann meint, ich sei diejenige, die zum Psychiater gehört, nicht er.

Liebe Grüsse

Katharina

Meinem eingeschränkten Urteilsvermögen nach würde ich Deinen Freund für einen Messie halten (richtig beurteilen kann das aber nur ein ausgebildeter Profi).
Dafür spricht nicht nur aber vor allem das Chaos sondern auch Dein Erlebnis mit dem Regal. Dieses sich mitten in einer Aufräumaktion in unwichtigen Details verzetteln, deutet m. E. stark darauf hin, daß Dein Freund aktuell grundsätzlich keine Chance hat, seine Umgebung halbwegs ordentlich zu gestalten.
Positiv ist, daß er auf Sauberkeit achtet. Daraus läßt sich aber soweit ich weiß nicht ableiten, daß er vielleicht doch kein Messie ist.
Die Störung kann sich verschieden äußern und unterschiedliche Stadien annehmen.
Positiv ist m. E. auch, daß er selbst sagt, daß seine Wohnung furchtbar aussieht.
Wirklich helfen kann ihm nur ein Psychologe - versuch Du es garnicht erst. Erst wenn er es will und ein Psychologe dieses begleitet, könntest Du ihm vielleicht im Alltag ein wenig helfen - Therapieren wirst Du ihn nie.
Noch ein Tipp: Nenne die Dinge bloß beim Namen, scheu Dich nicht vor einer Diskussion - versuche aber ihn nicht in die Enge zu treiben oder aber in einen Streit zu geraten.
Wenn Du dieses Forum liest, wirst Du immer wieder erkennen, daß Messie - Angehörige oftmals nicht nur unter dem Chaos sondern auch unter der Art der Auseinandersetzung mit diesen Menschen leiden. Messies müssen jahrelang selbst damit klarkommen, daß sie sich zumüllen. Sie sind daher geschickt in Ihrer Argumentation, versuchen den Spieß herumzudrehen, feinden an und suchen Ausflüchte.
Das darf aber nicht heißen, daß man vor dem Messietum wie vor einer Schlange erstarrt. Ich würde ihn bitten, ggf. gemeinsam mit Dir zu einem Psychologen zu gehen.
Ich bin kein Profi der Euch kennt, sondern nur ein Messie - Angehöriger, der sich recht intensiv mit dem Thema beschäftigt also bewerte meine Äußerungen mit der gebotenen Vorsicht.
Alles Gute
Herbert
P. S.: Ich kann nicht klar erkennen, woraus Du auf den Seitensprung schließt (vielleicht magst Du es ja auch nicht mitteilen). Aber kann es nicht sein, daß Dein Freund einfach auch irgendwelche Utensilien sammelt, die einmal Frauen gehört haben, einfach nur weil er schade findet, daß diese auf dem Müll landen könnten.