Re: Wie bzw.kann ich überhaupt als Lebensgefährtin helfen? (Angehörige)

Herbert, Donnerstag, 30.08.2007, 22:27 (vor 6089 Tagen) @ Carola

Hallo Herbert,
zuerst einmal möchte ich mich ganz herzlich für Deine offenen und ehrlichen Worte bedanken. Ich, als Angehörige habe mich natürlich auch schon viel mit dem Thema beschäftigt...( im Gegensatz zu meinem Freund, der will davon gar nichts hören und wird, wie ich auch schon geschrieben habe, u.Umständen grantig und agressiv, wenn man ihn drauf anspricht.) ...aber nichts gefunden, wie man einem Messie wirklich helfen kann, ohne das er vielleicht das Gefühl bekommt, man würde über Ihn bestimmen, was ich natürlich nicht machen würde.
Ich signalisiere Ihm, das ich für Ihn da bin, das ich ihn unterstützen würde, wenn er meine Hilfe bräuchte....aber ich befürchte, solange er selbst nicht zu der eigenen Einsicht kommt, das nur er selbst etwas an der Situation ändern kann, solange wird es wahrscheinlich so bleiben, wie es ist, oder? Oder gibt es Möglichkeiten?
Ich habe ihm schon mal angeboten, gemeinsam zu einen Psychologen zu gehen, aber da ist er schier ausgerastet....so a`la ...das muß ich mit mir selbst ausmachen, oder ich brauch keinen Seelenklemptner, usw. Das macht für mich so den Eindruck, das er alles abblockt und wie eine Mauer um sich baut.Es ist schwer das auszuhalten, als seine Freundin.
Und manchmal kommen dann halt auch wieder Zweifel, ob er überhaupt ein Messie ist. Denn an sich hat er keinen Schrott oder Müll, sondern alles entweder hochwertige Sachen, ( z.B. Nintendo- und Playstadionspiele, Konsolen) oder eben Fernseher, die zwar erst kaputt sind, die er aber wieder repariert und so zu sagen neues Leben einhaucht. Es hat nur zu wenig Zeit, um die vielen Fernseher zu reparieren. Ich, an seiner Stelle würde halt erstmal versuchen, die Geräte, die ich jetzt überall stehen habe..zu reparieren und loszuwerden, aber er holt trotz Platzmangel immer mehr dazu. Und das kann ich irgendwie nicht verstehen!
Über den Seitensprung ( der mich persönlich sehr verletzt hat, denn ich liebe ihn wirklich sehr ) kann ich nur soviel sagen, das es dabei nicht nur um irgendwelche Dinge handelt hat, die er in seiner Wohnung hatte....sondern das da schon Eindeutiges vorgefallen ist... z.B. eindeutige von ihm gesammelte SMS und aufgezeichnete Telefongespräche und auch das ich Ihren Namen kenne und auch Ihr Auto, schon die ganze Nacht vor seiner Wohnung stand usw.) Und das etwas war, sagt ja auch sein Satz zu mir...."vielleicht war da mal was, aber das ist jetzt vorbei".
Wäre er ehrlich zu mir gewesen, dann wäre der Seitensprung zwar trotzdem sehr schlimm für mich gewesen, aber ich hätte das Gefühl, das er ehrlich zu mir war. Aber jetzt habe ich ständig das Gefühl, des Vertrauensbruches und der Lüge mir gegenüber im Kopf. Es ist schwer wieder voll und ganz zu vertrauen, wenn man weiß, der Partner hat einen belogen und betrogen. Verstehst Du?

Nochmals vielen lieben Dank,
Carola


Hallo Carola,
das klingt ja deutlich dramatischer, als ich es neulich eingeschätzt habe.
Insbesondere das Thema Aggression empfinde ich als erschreckend.
Aber tröste Dich, auch ich werde immer mal wieder mit derartigen Beschimpfungen konfrontiert (Hobbypsychologe ist da noch das liebenswürdigste was ich mir anhören muß).
Aber wenn man es so offensichtlich mit einer/einem Zwangskranken zu tun hat, dann können solche Äußerungen ja nur an einem vorbeigehen.

Da bin ich glaube ich an einem wichtigen Stichwort angelangt..
Ich denke, daß es wichtig ist Distanz zu wahren, seine persönlichen Interessen zu beachten und einfach "gut zu sich zu sein".
Dazu zählen wohl auch Dinge wie möglichst nicht in ein gemeinsames Heim zu ziehen, seinen eigenen Freundeskreis aufrecht zu erhalten und jemanden zu haben, dem man seine Sorgen anvertrauen kann.
Ich z. B. habe seinerzeit eine Beratung bei einem Psychologen in Anspruch genommen (was eine gute Entscheidung war).

Ob Du Dich trennen solltest, kannst nur Du selbst entscheiden.

Meine Bilanz nach 10 Jahren Ehe:

- Freundeskreis fast komplett zusammengebrochen
- körperliche Probleme (Bluthochdruck, Gewichtszunahme)
- keine Kinder
- ein eingeschlafenes Liebesleben
- Depressionen bei gleichzeitiger hoher beruflicher Belastung

Dem gegenüber steht:
- Meine Frau kann sehr herzlich und einfühlsam sein
- Unser gemeinsames Heim (das ich aufgrund der Messie - Story aber nur eingeschränkt nutzen kann)
- Unsere Tiere
- Die Hoffnung, daß sich meine Frau in eine Therapie begibt (hin und wieder äußert sie sich entsprechend)

Wenn ich Dir ein gutes Buch empfehlen darf, dann möchte ich Dir zu Eva S. Roth "Einmal Messie - immer Messie" raten. Es ist unheimlich bewegend, wenn man die Schilderungen der traumatischen Kindheitserlebnisse liest und gleichzeitig kommt auch die kreative humorvolle Persönlichkeit der Autorin in ihrer autobiographischen Darstellung durch.
Es hat in mir unheimlich viel an Verständnis geweckt und mir geholfen, viele Dinge nicht zu persönlich zu nehmen.


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