Re: Ist mein Sohn ein Messie? (Angehörige)

mamamia, Donnerstag, 15.08.2013, 11:51 (vor 3920 Tagen) @ Wolfram


Hallo Wolfram,
ist es deiner Meinung nach das Beste, alles so zu akzeptieren wie es ist?
Ich bin kein Freund von "schön reden". Kann nicht sagen, alles ist prima, wenn es nicht so ist. Mein Sohn will bis heute nicht über den Tod seines Vaters reden. Ich habe alles versucht, ebenso wie neutrale Personen. Er hat nie geweint, nicht bei mir. Ich habe Therapien gemacht, mehr für meine Kinder als für mich, aber mein Sohn ist in diesem Thema wie versteinert. Er ist ein guter Schauspieler, sagt immer das, was die Leute hören wollen. Bilde ich mir als Mutter nur ein, ihn besser zu kennen? Ist es falsch gelebte Liebe, wenn ich ihm in Notsituationen zur Seite stehe und er mich danach wieder verstößt? Das macht traurig und ratlos. Bin ich egoistisch?
Sollte ich wieder die Gelegenheit haben, zu ihm kommen zu dürfen, werde ich deinen Rat mit dem Tee annehmen.
Danke für deine Zeilen.
Gruß Andrea
hallo Andrea,
das ist sicherlich recht schwierig. In Grenzen wird es zunächst am Besten sein, alles zu akzeptieren. Der Tod des Vaters macht ihm zu schaffen. Ein möglicher Gedankengang wäre: warum soll ich mich anstrengen, aufzuräumen, wenn das Leben doch so kurz ist.
Du brauchst auch nicht schönzureden, sondern es hinnehmen und von anderen Sachen sprechen, etwas Schönes.
Mein Vater hat öfter gesagt, ein Junge weint nicht und ich habe das nach Möglichkeit unterdrückt. Jetzt weiß ich, ich darf weinen, auch wenn es für andere nicht so schön ist. Das ist mein Gefühl und nicht der anderen. Mein Vater hat mir gesagt, dass meine Schwester bei der Beerdigung meiner Mutter nicht geweint hat. Was geht ihn denn das an, wie meine Schwester ihre Gefühle lebt.
Ich sage auch am liebsten das, was die Leute hören wollen, dann gibt es keinen Streit und die Leute erkennen mich an. Jetzt weiß ich, dass das verkehrt war wie so vieles in meinem Leben. Jetzt äußere ich meine Meinung, sofern das zugelassen wird. Ist leider nicht immer der Fall.
Was eine Notsituation ist, ist hier wohl Ansichtssache.
Für Deinen Sohn ist Anerkennung wichtiger als eine ordentliche Wohnung.
viele Grüße
Wolfram (Messie)
Hallo Wolfram,
ja, die Annerkennung und Lob......damit bin ich immer sehr sparsam umgegangen, dass hat mir meine Tochter (25) die Tage noch gesagt. Vielleicht war alles situationsbedingt, es lässt sich nichts aus der Vergangenheit ändern. Ich werde mich bemühen, das Anzuerkennen, was wichtig für meinen Sohn ist. Mein Gott, er ist 27Jahre alt und ich meine immer noch, ihm ständig irgendwas sagen zu müssen, ihn auszufragen usw. Ist doch klar, dass er da keinen Bock drauf hat. Danke, dass du mir schreibst.
Ich denke viel über mein Verhalten nach, aber natürlich brauche ich Zeit zu verstehen und mein Verhalten zu ändern. Ich wünsche mir ein Gespräch mit meinen Kindern um alles aufzuarbeiten. Sich nichts vorwerfen......jeder soll dem anderen zuhören und verstehen......dazu sind sie noch nicht bereit.
Ich glaube, die meisten Menschen lernen erst im Laufe des Lebens ihre persönliche Meinung zu vertreten. Das ist auch nicht immer leicht. Aber es macht dich zufrieden, wenn du zu dem stehst was du sagst und fühlst. Solange wir leben, können wir immer nur dazu lernen. Das macht das Leben schön und lebenswert, auch wenn es nicht immer so zu sein scheint.
Dein Vater hat es sicher nicht als Vorwurf gesagt, dass deine Schwester nicht geweint hat, sondern verwundert oder aus Sorge. Das Männer zu ihren Söhnen sagen, ein Junge weint nicht, sollte alsbald aus der Welt geschafft werden.
Gruß Andrea


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