Re: Fragen an das Forum (Allgemein)

Rumpel, Freitag, 06.01.2012, 20:39 (vor 4657 Tagen) @ MarLe

Ich hab da mal eine Frage. [image]
Auf die Frage "Was ist täglich in einem Haushalt zu tun?"
kam ich ins schlingern.
Tja, was ist den täglich zu tun?
Was mir sofort einfiel waren so banale Dinge wie: spülen, Tisch frei räumen, Bett machen, Spiegel und Waschbecken auswaschen, anziehen, Wäsche wegräumen, waschen, kochen.
...und dann verließen sie ihn = heißt, es wurde mir schwer darüber etwas dazu zu sagen.

Das ist eine arg grobe Einteilung, und enthält bestimmt etwas, was du *nicht* täglich tun musst. Mußt du *täglich* Wäsche waschen? Meine Mutter hatte es da vor 1957 einfach: Es gab 6 Mietparteien im Haus, und eine Waschküche, d.h. es gab für jeden Mieter einen festen Waschtag, an dem er den Waschkessel in der Waschküche und die Wiese zum Bleichen der Wäsche nutzen konnte. Rasenbleiche funktioniert ohne Chemie, nur mit Sonnenlicht. Da mußte sich meine Mutter also keine Gedanken machen, wann sie mit welcher Temperatur welche Wäsche zu waschen hat.
Ich bin Single, und wasche nach Bedarf, in der Reihenfolge 60°Wäsche, 30° T-Shirts+Hemden, bei Bedarf 30° Oberwäsche (Hosen, Jacken oder Wollsachen/Wollprogramm), 30° Socken, danach wieder 60°Wäsche. Einmal jährlich Kochwäsche, um die Waschmaschine zu desinfizieren, falls da etwas nötig wäre.

Ich habe meinen Plan.
Aber, das ist mein(!) Plan.
Und der geht von mir und meiner Situation aus.
Und: Ich bin Messie.
Ich habe Altlasten.
Ich habe Chaos, dass will zusätzlich bearbeitet werden.
Ich kann mich an "Haushalt" festkrallen und werde doch nie fertig.
Zufrieden - das kann ich erreichen, aber auch das bedarf meines(!) Blickes und meiner Wertung.
Was macht ein Haushalt für Arbeit?
Ein geregelter?
Habt ihr eine Vorstellung, was für Arbeiten täglich anfallen?
Mir zeigt diese Frage und das konfuse Beantworten, dass ich noch weit von 'normal' entfernt bin.

Was ist "normal"?

Normalität ist eine statistische Definition, und Normalität ist ein breiter Bereich. Wo fängt Zwanghaftigkeit an, in Richtung Mess oder Cleanie?

Meine Mutter war Hausfrau, die begann ihren Tag damit, Frühstuck zu machen, dann drehte sie die Runde durch die Wohnung und staubte alles ab, das durften später die Kinder machen, täglich wurde Milch geholt, ca. 2km, ab und zu dazu Brot beim Bäcker, ca. 3km, + Metzger 4km, mit Markt 6km Fußweg insgesamt, mit zwei vollen Einkaufstüten rechts und linksMilch und Brot holen durften auch die Kinder alleine schon im Vorschulalter, obwohl es zum Überqueren der Umgehungsstrasse weder Ampel noch Zebrastreifen gab, und vor und hinter der Kreuzung Tempo 70 erlaubt waren.
Als ich als Schüler mal auf dem Rückweg vom Schwimmbad an dieser Kreuzung links abbog, um nachhause zu kommen, fuhr mir ein überholender Autofahrer hupend das Rücklicht ab.
Was dürfen Kinder heutzutage noch? Im Grundschulalter selbst mit dem Rad zur Schule fahren? Selbst 20 bis 30km in der Gegend rumgurken? Bäume klettern, ein paar Zwetschgen zum sofortigen Verzehr klauen, Walderdbeeren und Heidelbeeren essen, ohne vorher auf Fuchsbandwurm zu testen? Sauerampfer, Hasenklee?
Im Wechsel mit der Nachbarwohnung mußten Flur und die Treppe runter zum nächsten Stockwerk gereinigt und gebohnert werden, ob wöchentlich gebohnert wurde, weiß ich nicht mehr.
Jede Mietpartei hatte im Keller eine eigene 40-l-Mülltonne aus Metall, die vertrug auch heiße Asche. Papier war keines drin, daß wurde nämlich zum Ofen-anmachen benutzt.
Die Mülltonne mußte einmal wöchentlich selbst vom Mieter die Kellertreppe hoch vor die Tür geschleppt werden. Man hätte sie auch draußen stehen lassen können, wenn man nicht mit Metalldieben hätte rechnen müssen.

Meine Mutter war also mit 2x täglich kochen, und jeweils anschließend von Hand spülen, Kinder durften abtrocknen, und der Wäschepflege (Socken stopfen, Knöpfe annähen) ausgelastet. Heute hätte sie von der damaligen Wohnung aus insgesamt 4km Fußweg zum nächsten tegut-Supermarkt (an der Umgehungsstraße, keine andere Läden), oder 6km zum Markt in der Innenstadt, auf dem Weg dahin keine Milchläden, Bäcker, Metzger, Schuster. Von der neuen Wohnung aus sinds 1km (ein Weg) ins Ladenzentrum des Stadtteils mit drei Bäckern, zwei Apotheken, einem Metzger und einem Supermarkt in 50m Umkreis.
Heute gibts Waschmaschine, Spülmaschine, Trockner, pflegeleichte Treppen, bügelfreie Wäsche, Papiertaschentücher
Als Kind hasste ich das Abtrocknen, weil nach drei Teilen schon das Handtuch naß war. Das ging mir gegen die Logik, mit einem nassen Handtuch etwas abtrocknen zu wollen, und damit auch gegen meinen Perfektionismus. Meine Mutter hatte keinen Ständer fürs Geschirr, in dem Teller erstmal hätten abtropfen können, damit das Handtuch nicht gleich naß wird. Wenn ich mir, als wir älter waren, Sonntags mit meinem Bruder den Job teilte, spülte ich lieber als abzutrocken, denn nasse Hände beim Spülen sind ja natürlich.

Als Student und später alleine im Haushalt stapelte sich manchmal bei mir das Geschirr, bis mir auf einmal auffiel, daß es nichts bringt, 30min zu grübeln ob schon genug Geschirr zusammen ist daß sich Spülen auch lohnt, wenn in 15min das Spülen erledigt ist.

Ich hatte auch mal eine Spülmaschine, aber als meine Freundin auszog, merkte ich schnell, daß die für mich nicht lohnte. Ich habe selten gekocht, meist nur Brot mit Käse gegessen, also kein verschmutztes Geschirr produziert. Wenn ich verschmutztes Geschirr in die Spülmaschine packte, und wegen ein oder zwei Tellern nicht gleich spülte, fing die an zu schimmeln. Deswegen spüle ich seit dreißig Jahren von Hand.

Achso, zum Thema "täglich Waschbecken auswischen":
Trockenrasierer müssen nach jedem Gebrauch gereinigt werden, d.h. den Scherkopf mit der Scherfolie abnehmen, im Waschbecken ausklopfen, den Klingenblock mit Bürste säubern oder mal kurz anblasen.
Das versaut natürlich das Waschbecken, und da gibts dann zwei Möglichkeiten:
a) Das Weib im Haushalt wischt hinterher
b) die Weiber in der WG quengeln, bis der Herr dran denkt, seinen eigenen Dreck wegzuwischen.

Mein Vater wischte mit fließendem Wasser mit der Hand nach.
Wenn es auf der Gästetoilette kleine Gästehandtücher gibt, kann man die natürlich zum Trockenwischen des Beckens benutzen. Man kann auch vor Handtuchwechsel mal das Waschbecken reinigen und mit dem alten Handtuch trockenreiben.
Aber täglich? Du solltest mal deine Familienmitglieder dazu erziehen, nicht solche Drecksäue zu sein, daß du hinterhersein mußt, oder dir die Frage stellen, ob du mit deinen Ansprüchen nicht etwas übertreibst. Ob du überziehst, oder deine Männer, kann ich nicht beurteilen. Ich kenne die Situation nicht, und ich bin Mann ;-)

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Dabei hängt genau diese Frage sicher mit der zusammen, die mich schon eine Weile beschäftigt,
nämlich, wie man einen 'ordentlichen Eindruck' erschafft.

Häh?
Was willst du vorgaukeln?
Da empfehle ich dir eine 7-Zimmer-Wohnung, die ersten beiden Zimmer neben der Tür als öffentliche Räume, ungenutzt kann sich da kein Mess breitmachen, und im nicht-öffentlichen Rest der Wohnung kannst du dann dein Chaos pflegen.
Meine Großeltern waren Nebenerwerbslandwirte, das Wohnzimmer wurde nur Sonntags bei Besuchen genutzt. In der Küche hingen die Fliegenfänger von der Decke, und die totgeschlagenen Fliegen lagen auf dem Sofa, mein Opa räumte die nämlich nicht weg.

Z.B. wirkt es für das Auge ruhiger, wenn über ein gemachtes Bett eine Tagesdecke liegt.

Wie oft gehst du ins Schlafzimmer, wer sieht das?
Ich nehme mal an, du machst dir auch noch Gedanken darüber, ob die Tagesdecke ihren Zweck erfüllt, das richtige Muster/Motiv/Design hat. Wozu? Falls du nicht alleine in einem Ein-Zimmer-Appartment wohnst, aber da gibts bessere Lösungen als ein platzraubendes Bett.

Oder: Eins, zwei Bilder in Rahmen wirken ruhiger und aufgeräumter als eine Bildercolage.

Reine Geschmackssache. Warum machst du es nicht so wie deine Eltern, Großeltern, oder Freunde?
Oder einfach so, wie es dir gefällt?
Nicht, was "Schöner Wohnen" diese Woche vorschlägt, denn das beißt sich unter Umständen mit der neusten Ikea-Reklame, oder der anderen Fachzeitschrift "Das moderne Haus" oder irgendwelchen Designerrichtlinien aus Bauhauszeiten. Bauhaus Weimar, nicht der gleichnamige Baumarkt
wikipedia Bauhaus

Oder: Ein geschlossener Schrank wirkt auf das Auge ruhiger, als ein aufgeräumtes Regal...usw.usw.

Du verwechselst da was. Was hat "Augenberuhigung" mit Mess zu tun? Ich kriege Augenkrebs, wenn ich so manche Website betrachte. Die bairische Kabarettistin Monika Gruber (such mal auf Youtube) brachte es auf den Punkt:
Auf die Bemerkung ihrer Freundin, mit 39 sei sie zu alt, um noch einen abzukriegen, hätte sie geantwortet: Wozu? Stationär käme ihr keiner mehr ins Haus, höchstens ambulant. Männer würden doch nur die Wohnung vermüllen.....lange Pause... das machten Frauen auch, nur würden sie das "dekorieren" nennen.

Da ist was dran ;-)

Ausschnitt: br.de Monika Gruber
Sie tritt auch u.a. im ZDF in "Neues aus der Anstalt" auf.

Aber wenn dich "schöner Wohnen" interessiert, da hatte ich in der Antwort an "Frau Paladin" noch einen Link gepostet, 20 Tipps vom Architekten

Auch das ist eine Frage an euch:
Wie und mit welchen Mitteln kann man den ersten Eindruck beeinflußen? Dem Auge Ruhe und Ordnung vermitteln?

Da hilft das alte US-Marketing-Sprichwort:

You never get a second chance to make a first impression.

Du solltest also ohne Möbelwagen (und damit ohne Altlasten) ein paar Hundert km umziehen, dir die leere Wohnung allmählich nur minimal füllen, und einen neuen Bekanntenkreis suchen, der dich noch nicht kennt.

Oder:

Da du deinen ersten Eindruck schon gemacht hast, und dich dein Bekanntenkreis lange genug kennt, daß du ihnen nichts vorspiegeln kannst, solltest du mal aufhören dich selbst zu belügen, und die Themen "Mess" und "Schöner Wohnen" voneinander trennen, die haben nichts miteinander zu tun. Oder hast du ein Abo, und willst mit jedem Heft umgestalten?
Überleg dir mal, in welchen Schwierigkeiten die Playboy-Abonnenten stecken
LG Rumpel


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