Re: Noch was zu meckern (@Bigbird) (Allgemein)

Rumpel, Donnerstag, 14.08.2008, 22:45 (vor 5973 Tagen) @ BigBird

Heute habe ich die Quittung:
einen sehr schmerzhaft eingewachsenen Zehnagel,

Ich würde dort hingehen - um den Zehennagel zu zeigen. Und ich würde vermutlich ziemlich laut werden. Und versprechen, daß ich 'Werbung' für sie machen werde. War das die Chefin persönlich?

In dem Fall bringt das nichts. Die Frau hat keine Ahnung, und du kennst nicht alle Fehler die man außerdem noch in med. Fußpflege machen kann, oder? Das ist ja kein Ausbildungsberuf, ich nehme mal an ein einwöchiger Kurs und eine zweistündige Prüfung langen>>Ich war einige Wochen vor meinem ersten Marathon mal zur Fußpflege, und fand das auch nicht sehr professionell.
Seitdem mache ich das nur noch selbst, nach dem Baden, da sind die harten Zehennägel weich.
Rumpel

Danke für die Links

Eine angemesene Ausbildung muß sie haben:
[http://www.diabetes-news.de/branchenbuch/podologe/podologengesetz.htm]

Naja, hast du das mal gelesen? Echtes 'Legalese' wie man in USA sagen würde, 'Chinese' ist einfacher zu erlernen.
Regulär braucht man eine 2-jährige Ausbildung an einer staatlichen anerkannten Schule, d.h. Privatschule.
Es reicht aber auch eine Ausbildung im Ausland, wenn du

durch Vorlage eines den Mindestanforderungen des Artikels 1 Buchstabe a der Richtlinie 89/48/EWG des Rates vom 21. Dezember 1988 über eine allgemeine Regelung zur Anerkennung der Hochschuldiplome, die eine mindestens dreijährige Berufsausbildung abschließen (ABl. EG Nr. L 19 S. 16),

deine Ausbildung nachweisen kannst. Da muß ich wieder an unsere Justizministerin Zypries denken.
„Ich meine nicht, dass jeder Bürger die Gesetze verstehen muss.“

Also im Ausland braucht man für diesen Beruf eine mindestens dreijährige Ausbildung mit Diplom?

Die restlichen Paragrafen eröffnen jede Menge andere Möglichkeiten, wenn du eine Zeitlang vor dem Verabschieden des Gesetzes tätig warst, langt es wenn du die Prüfung ablegst.

Die andere Sache ist das Berufsbezeichnungen nicht unbedingt geschützt sind. Wenn etwas lange ungeregeltes gesetzlich neu geregelt wird, gibt es Übergangsvorschriften. Wenn jemand 20 Jahre erfolgreich als Fußpfleger gearbeitet hat, braucht er ja wohl keine Ausbildung. Aber mit der Prüfung wird nicht sonderlich gesiebt, schließlich haben die Prüflinge ja ausreichend Geld für ihre Weiterbildung gezahlt, oder gibt es 'staatlich anerkannte Schulen' die gratis sind?

Jeder darf sich Ing. nennen, nur der Ingenieurschulabsolvent darf sich "Ing. grad." bzw. heute je nach Bundesland Dipl.Ing(FH) oder Dipl.Ing. nennen. Dipl. Ing auf der Visitenkarte war früher nur für Absolventen von TH oder TU zulässig. In meiner Stadt gab es eine TH, weltbekannt, und eine technische FH. Zu meiner Zeit war die TH stolz auf ihren Namen und wollte ihn nicht zu TU ändern. Vor ein paar Jahren hat die "Technische Hochschule" ihren Namen zu "Technischer Universität" und die Fachhochschule ihren Namen zu "Hochschule". Naja früher schon gab die "Werkkunstschule", auch rennomiert, ihren bis in den Jugendstil zurückführenden Namen auf, und wurde zur anonymen FH.
Zwar durften sich die Ing.Grads nach Gesetzesänderung Dipl.Ing. nennen, aber wollte ich von der jetzigen TU eine Abschrift/Kopie meines Zeugnisses, darf die nur das TH-Formular verwenden.
Neben den FHs gab es auch noch private Berufsakademien, deren Studenten ein gutes Ausbildungsentgeld bekamen, statt Studiengebühren zahlen zu müssen. Dafür hatten sie halt einen Vertrag mit einer Firma, und Rückzahlungspflichten bei vorzeitigem Vertragsende.

Jetzt wird die bewährter Aufteilung aufgegeben, statt Diplom gibt es Master- und Bachelor-Ausbildungen, nach amerikanischem Muster. Dort sind allerdings die Studiengebühren so hoch, das man unabhängig von der Qualifikation diese Trennung braucht, bei vierstelligen Studiengebühren pro Semester, plus Lebenshaltungskosten.
Und die USA führen das integrierte Studium ein, also durchgehend bis zum Diplom, aber hier hinkt man ja immer nach, auch wenn man voraus war.

und vermutlich kann man sich auch hier:
[http://www.podologen.de/Verband/verband.html]
beschweren.

Das ist ein privater Verein.
Die Boxer haben drei Weltmeistertitel, weil sie drei Verbände haben.

Natürlich würde ich es begrüßen, wenn die Qualität im Gewerbe steigt. Aber da das alles privat läuft, ist es Aufgabe des Kunden, die Spreu vom Weizen zu scheiden. Wie es aktuell steht weiß ich nicht, aber für die Heilpraktikerausbildung langte vor ein paar Jahren noch Hauptschulabschluß. Nicht daß ich was gegen Hauptschüler hätte, ich kannte da einige die geistig fitter waren als Leute die mit mir Abi oder Diplom gemacht haben, Vorurteile habe ich da nicht. Ich sehe einfach keinen Zusammenhang zwischen Realschulabschluß und Pedologenausbildung.

Allerdings solltest du bei orthopädischem Bedarf drauf achten, daß die Leute sich auf dem Gebiet auskennen.
Da kenne ich zwei orthop. Schuster in relativer Nähe, und eine Praxis hier die auch die örtliche Fußballmannschaft betreut, die mal in der Bundesliga war, und eine spezialisierte Praxis 40km weiter. Die beiden Schuster haben mehr Ahnung von Füssen als mancher Orthopäde, einer berät eine US-Firma beim technischen Sportschuh-Design.
Von denen habe ich Laufen und Schuhauswahl gelernt, die Orthopäden konnten mich auch nicht vor einer langjährigen Zwangspause bewahren.

Es gibt ja mittlerweile auch etliche deutsche Ärzte die aufgrund des Numerus Clausus im Ausland studiert haben. Manchmal erkennt man sie an den Schildern, wenn dann z.B. hinter dem Dr. noch ein (MUD) steht. Auch peinlich, wenn ein Dr.Dr. auf seinem Schild den einen Dr. überkleben muß, also nur noch Dr.-- dasteht.
Es gibt hier auch einen Dr.Dr.Dr. der als Zahnarzt arbeitet. Aufgrund der drei Titel (einer in Philosophie) scheint er sich nicht nur jeden Handschlag vergolden zu lassen, sondern auch nicht genügend Zeit für den handwerklichen Teil seiner Ausbildung aufgewendet zu haben, eine Bekannte hatte mal mit ihm Probleme.

Also jeder ist selbst dran schuld, wenn er sich von Markennamen, Titeln einfangen läßt statt auf Leistung zu achten. Physikalisch ist Leistung einfach definiert, KraftxWeg, aber im üblichem Sprachgebrauch steht Leistung für was anderes. Natürlich könnte man die Gleichung Kraft mal Weg auch auf andere Sektoren übertragen, eine Supermarktkassiererin bewegt Tonnen pro Tag, Kraft mal Weg mal Zeit wird in der Physik Arbeit genannt.
Leistung sind die kW die der Toaster oder der Computer verbraucht, Arbeit sind die kWh die die Dinger im Monat fressen.
Politiker definieren Leistung einfacher:
Wer viel verdient leistet viel, sonst würde er ja nicht viel verdienen.
Philosophen nannten früher sowas mal nen Zirkelschluß, aber Philosophie ist eine brotlose Wissenschaft, und das Wort wird eigentlich nur noch vergewaltigt, in Form von Firmenphilosophie.

Willkommen in der Bertelsmannrepublik Deutschland.

Viele Grüße,

Rumpel


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