Kinder (lang) (Allgemein)

QueenShesu, Samstag, 21.02.2015, 10:05 (vor 3422 Tagen) @ Sanne

Hallo, liebe Sanne,

wie wäre es einfach damit: Wenn sie bei ihren Entscheidungen auf die Nase fallen, jetzt oder viel später, dann bist du für sie da? Ihre Entscheidungen kannst du nicht treffen, du kannst allenfalls beraten, aber dann müssen sie selber wissen, welchen Weg sie gehen wollen. Loslassen ist schmerzhaft, und ich bin ja auch eine Glucke. Nur habe ich schon relativ früh loslassen müssen, weil unsere alle ihren eigenen Kopf haben und sehr beratungsresistent sind.

Wenn der 16-jährige sich unhandlich anstellt, dann übt er für sein späteres Leben (gilt im Übrigen für alle Jugendlichen) und du bist sein Übungsobjekt. Wo sonst sollen sie üben, sich gegen andere Menschen durchzusetzen, wenn nicht in der Familie? Einen Duckmäuser würdest du nicht wollen, selbst, wenn die Entscheidungen so daneben sind, dass du selbst nur noch Schnappatmung bekommst (bei uns war auch alles dabei ... )

Ich bin ja schon relativ früh Mutter geworden und habe mir damals schon gesagt, dass ich damit auf die nächsten 30 Jahre auf ein eigenständiges Leben verzichten muss. Ist eben so, war auch nicht schlimm, dafür hat man eben Kinder (die Quelle der Freude und des Glücks .... hmmm). Aber der Zeitpunkt kommt, wo man einfach mal sagen darf, dass die einen mal am A***** l***** k*****, weil nichts, aber auch wirklich nichts fruchtet - gutes Zureden, logische Diskussionen, viel Liebe und Verständnis ... sie sind einfach resistent und hören viel mehr auf andere Menschen als auf die eigenen Eltern.

Als ich vor 10 Jahren die Möglichkeit hatte, ins Ausland zu ziehen, habe ich die ersten sechs Monate nur geheult, weil Familienwohnung weg, wir alleine und so weiter. Heute bin ich froh, wir sind alleine, wir sind uns wichtig, unsere Verantwortung beschränkt sich auf unsere wunderbare Katze. Für alle Kinder sind wir da (es sind mittlerweile fünf, da wir seit einigen Jahren auch Kontakt zum unehelichen Sohn meines Mannes haben), sie wissen es, aber wir lassen ihnen die Verantwortung für ihr Leben. Wir können sie nicht vor eigenen Erfahrungen bewahren, da müssen sie selbst durch. Wir können lediglich eine Anlaufstelle sein, wenn die Welt zusammenbricht.

Sanne, die Dinge sind, wie sie sind und ich habe lange schon aufgegeben, das zu kontrollieren, was außerhalb meiner Verantwortung liegt. Und jugendliche Kinder bzw. junge Erwachsene müssen ihren eigenen Weg gehen, mit allen Hürden, mit allen Lebens- und Niederlagen. Wir als Mütter und Väter können nur hoffen, dass sie die Kraft haben, wieder aufzustehen. Und dann auch, dass wir noch da sind, ihnen eine Hand zu reichen.

Ich muss lächeln, wenn ich an unsere Situation denke: Unser ältester Sohn (39) redet nicht mehr mit uns, weil wir ihn nicht verstehen, unser mittlerer Sohn (32) findet, dass er eine ganz blöde Kindheit hatte, unser jüngster Sohn (29) will kein mittelmäßiges Leben, tut aber nichts für Ausbildung oder Lernen, und unsere Tochter (33) ist wirklich eine Quelle der Freude und des Glücks, und ganz viel Freude haben wir an unserem unehelichen Sohn, der so viel Energie und Tatendrang hat, dass wir ganz stolz auf ihn sind. Wir können häufig nur den Kopf schütteln, wie unsere Kinder uns gesehen und empfunden haben. Wir dachten, wir wären Eltern, die sehr gut für die Kinder sorgen - die haben es nicht so gesehen.

Tja, shit happens! Wir werden immer für alle da sein, gleichgültig, ob die uns mögen oder nicht. Aber fange an, dein eigenes Leben wichtig zu nehmen!

Liebe Grüße
Angie


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