Re: Thema : Entscheiden (Allgemein)
>Wie löst ihr eine Aufgabe / Problem , bei der / dem es mehrere Möglichkeiten gibt ?
Ich male mir aus, was schlimmstenfalls passieren könnte, wenn ich dieses tue oder jenes lasse.
Ein Worst Case Szenario das zu Tod, Verstümmelung oder anderen bleibenden Personenschäden führen könnte ist für mich ein K.O.-Kriterium.
Fahren in einem Auto mit defekten Bremsen oder unter Alkoholeinfluss fällt damit gleich zu Beginn flach.
Die wachsende Erkenntnis, dass die überwältigende Mehrzahl meiner Entscheidungen gar keine bleibenden Schäden anrichten kann und in ihren Folgen eher trivial ist, gibt mir dann viel innere Freiheit, in solchen Fällen einfach spontan das zu tun was mir persönlich mehr Freude macht und/oder vielleicht etwas mehr nützt.
Falls ich mich mal so entscheide, dass ich selbst weniger Nutzen habe, als ich gehofft hatte, geht davon die Welt auch nicht unter.
Menschen machen Fehler. Ich bin ein Mensch. Niemand ist an meinem Fehler gestorben. So what?
Wenn der Kleine auf dem Weg zur Schule ist und sein Pausenbrot liegt noch auf dem Küchentisch, dann wird er schlimmstenfalls in der Pause nur eine Schulmilch trinken und beim Mittagessen mehr Hunger haben als sonst. Dann entscheide ich nach Lust und Laune, ob ich meine Morgenroutine mit Duschen, Ankleiden, Schminken und ins Büro Fahren etwas komprimiere und an der Schule vorbeifahre oder ob mir wichtiger ist, pünktlich an meinem Arbeitsplatz zu sein. Das hängt dann auch davon ab, was im Job gerade anliegt.
Als meine Tochter (20) noch klein war, hätte ich daraus eine Grundsatzentscheidung gemacht.
Ganz dogmatisch: "Kinder müssen aus Folgen lernen. Wer sein Brot vergisst, muss eben Kohldampf schieben. Ich darf nicht ihre Vergesslichkeit belohnen."
Oder: "Mein Kind braucht das Schulbrot, um den Vormittag zu überstehen. Ich muss ihm das Vergessene nachbringen. Ich darf mich nicht zuerst um meine Arbeit kümmern. Das Kind geht immer vor." Stundenlang haben wir als Mütter um solche Details im Alltag gerungen.
Mit der Worst Case Prüfung haben sich solche Alltagsentscheidungen für mich sehr entspannt. Darüber diskutiere ich auch nicht mehr groß.
Heute denke ich:
Wir alle müssen sterben. Das steht fest. Alles andere kann ich nicht wissen.
Die Zeit bis zu meinem Tod will ich genießen, so gut ich kann.
Ich will mich nicht wegen Kleinigkeiten verrückt machen, wenn ich statt dessen den Tag genießen kann.
Kein Mensch muss müssen. Außer er muss mal. ;)
Im Zweifelsfall gehe ich zuerst aufs Klo bevor ich mich um die Angelegenheiten anderer Menschen kümmere.
Auch das habe ich jahrelang anders gemacht. Das bringt nichts. Außer Verdauungsproblemen.
Indem ich schwerwiegende, nicht wieder gut zu machende Folgen nach bestem Wissen und Gewissen vorab ausschließe, kann ich mich den verbleibenden, trivialen Alltags-Entscheidung mit einer gewissen Gleichgültigkeit widmen. Zugleich bin ich mir bewusst, dass der Tod jeden Menschen jederzeit <a href=http://www.philipp-missfelder.de/>mitten aus dem Leben[/link] holen kann. Ein guter Job, genug Geld, Sport oder der Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel kann Wahrscheinlichkeiten ändern. Seinem persönlichen <a href=http://www.welt.de/politik/deutschland/article143904632/CDU-Politiker-Philipp-Missfelder-mit-35-Jahren-gestorben.html>Schicksal[/link] entgeht niemand.
Derzeit bin ich allein zu Hause. Seit heute ist die Deckenleuchte in der Küche defekt.
Ich habe mich entschieden, erst dann etwas dagegen zu unternehmen, wenn ich nicht mehr allein bin.
Schlimmstenfalls könnte ich von der Leiter fallen und sehr lange verletzt und hilflos auf dem Küchenboden liegen.
Damit fällt die Variante, dass ich sofort, selbst und allein das Leuchtmittel wechsle, kategorisch aus.
Falls ich wirklich nachts in die Küche muss, kann ich auch meine Taschenlampe mitnehmen.
Üblicherweise schlafe ich nachts und tagsüber ist es im Sommer hell genug, um in der Küche ohne Deckenleuchte zu arbeiten.
Eine Taschenlampe liegt immer am Bett bereit.
Falls der Strom irgendwann mal ausfällt, soll das kein Grund sein, im Dunklen die Treppe zum Sicherungskasten hinabzustolpern.
Die Entscheidung, dass ich an meinem Schlafplatz regelmäßig nicht nur eine Wasserflasche, sondern auch eine funktionierende Taschenlampe haben will, traf ich schon vor Jahren. An diese Entscheidung halte ich mich sowohl unterwegs als zu Hause. Mit der Entscheidung geht es mir gut. Auch wenn andere meinen Spleen belächeln mögen.
Ich denke, ich habe noch mindestens bis Mitte September Zeit, Ersatzleuchtmittel für die Deckenleuchte und einen schwindelfreien Helfer zu organisieren.
Am kostengünstigsten, wenn ich meine Tochter oder einen ihrer Freunde bitte, auf die Leiter zu steigen und das Leuchtmittel zu wechseln.
Keine Lösung - aber eine Entscheidung, mit der ich heute gut meinen freien, kinderlosen Samstag genießen kann, ohne mir wegen der Küchenlampe Sorgen oder Vorwürfe zu machen.
Ein erholsames Wochenende wünscht uns
Schlumpfine
gesamter Thread:
- Thema : Entscheiden -
Micha,
24.07.2015, 11:17
- re......Re: Thema : Entscheiden -
Urlaub1,
24.07.2015, 11:27
- Brainstorming ... ( Re: Entscheiden ) -
Micha,
24.07.2015, 12:23
- re.....Re: Brainstorming ... ( Re: Entscheiden ) - Urlaub1, 24.07.2015, 13:16
- Brainstorming ... ( Re: Entscheiden ) -
Micha,
24.07.2015, 12:23
- Re: Thema : Entscheiden - Kirschblüte, 24.07.2015, 12:28
- Entscheiden - Esmeralda, 24.07.2015, 16:08
- Re: Thema : Entscheiden - Odille, 24.07.2015, 18:38
- Re: Thema : Entscheiden - Wolfram, 24.07.2015, 19:34
- Re: Thema : Entscheiden - lang -
Sonne,
25.07.2015, 07:56
- Re: Thema : Entscheiden - lang -
Schlumpfine,
25.07.2015, 09:08
- Re: Survival of the fittest (n/t) - Micha, 25.07.2015, 14:58
- Re: Thema : Entscheiden - lang -
Schlumpfine,
25.07.2015, 09:08
- Re: Thema : Entscheiden - Schlumpfine, 25.07.2015, 08:45
- Danke für´s Antworten (n/t) - Micha, 27.07.2015, 11:51
- re......Re: Thema : Entscheiden -
Urlaub1,
24.07.2015, 11:27