Kann nicht glauben, dass das Messi-Syndrom meine Ehe, mein Leben zerstörte (Angehörige)

Astarte, Mittwoch, 16.04.2008, 23:24 (vor 5877 Tagen)

Hallo!

Schreibe zum ersten Mal in einem Angehörigen-Forum. Seit 12 Jahren bin ich mit einem Messi verheiratet, wir haben ein Kind. Im Moment reicht er die Scheidung ein, weil er's aufgibt.

Aber mal von vorne, ich bitte zu entschuldigen: Meine Gedanken sind derzeit ziemlich unsortiert:

Warum schreibe ich zum ersten Mal? Weil mein Messi jahrelang nicht wirklich bereit war, irgendeine Hilfe anzunehmen. Man dachte eher jahrelang über Trennung/nicht-Trennung nach. Ich bin selbst durch die ganze Belastungen psychisch erkrankt, hab ja auch noch Doppelbelastungen mit Finanzen, Studium und Kind. Weiß gar nicht mehr wie es normal ist.

Auf jeden Fall ging es 5 Jahre eher Hin- und Her, seit wir - wegen dem Messi-Syndrom - getrennte Wohnungen hatte. Solange er nicht bereit sei an sich zu arbeiten... ja, was soll ich da tun?

Bis man mal rausfindet, dass er ein Messi ist und wie damit umzugehen soll, vergingen natürlich ein paar Jahre. Fehler wurden gemacht. Und es war eine schreckliche Zeit. Aber kann man einem Messi böse sein?

Ja, immer die Ausreden: "Er ist krank! Er meint es nicht so!". Dann wieder das Setzen von Fristen, Versprechungen seinerseits um die er sich nicht, und später dann wenigstens etwas, aber nur halbherzig kümmerte.

Mitleid. Verzeihen.

Im Grunde sollte man dankbar sein, so eine treue Ehefrau zu haben wie mich! Aber gerade meine Hilfe wollte er nie haben. Eigentlich gar keine.

Nun lief es endlich gut. Wir hatten eine reinigende Krise, und danach hat sich einiges geändert. Zum ersten Mal funktionierte es. Wirklich. Ich war sogar wieder regelrecht glücklich, habe es geschaffte, Jahre von schlechten Erfahrungen über Bord zu werfen und seiner Liebe wieder WIRKLICH zu vertrauen. Das war nicht leicht, und ich hatte Hilfe eines Psychologen, die Krise zu überwinden. Es lief gut.

Das bedeutete allerdings, wie ich nun bitter erkennen mußte, dass er sich wirklich begann zu öffnen. Und da begriff er langsam, nach all den Jahren, wie scheiße sein Leben wirklich ist. Was er uns all die Jahre angetan hat. Und das auch erst im Ansatz.

Fazit: Totaler Nervenzusammenbruch. Im Zuge des Nervenzusammenbruchs, der ihm u.a. eine kurzzeitige Zwangseinweisung einbrachte, hat er mich und seine geliebte Tochter (das einzige wirkliche Gute im Leben, die ihm so viel Halt gibt) verlassen. Und das ziemlich rigoros. Er reicht jetzt die Scheidung ein. Er müsse sich jetzt um sich kümmern. Alles andere müsse ihm erst mal egal sein. Zum ersten mal hat einen Antrag auf stationäre Behandlung gestellt, was ja eigentlich gut ist. Was eigentlich zeigt, dass es jetzt endlich - nach der reinigenden Krise - etwas "klick" bei ihm gemacht hat. Aber anderseits ist es nur eine weitere Flucht, denn ob er auch wirklich durchzieht, steht nach allen was ich über ihn weiß, leider in den Sternen.

Bis der Antrag bewilligt ist, verschanzt er sich zu Hause. Und sofern ich überhaupt noch zu ihm durchdringen kann, was ausgesprochen selten ist, bekomme ich mit, dass es ihm absolut schlecht geht. Er heule Tag und Nacht wegen seiner Tochter, und selbst wenn ich ihm gewaltsam aufzeige (er will ja nicht hinsehen, blockt alles ab), wie sehr sie ihn vermisst, wie schlecht es der Kleinen geht, bleibt er stur: Es ist besser so für sie. Langfristig. Diese Meinung hat er allerdings mit niemanden und schon gar keinem Experten abgesprochen oder sich beraten lassen. Scheidung. Weg. Sich nicht umdrehen. Nie wieder melden. Das Sorgerecht "wegwerfen" ohne mit der Wimper zu zucken etc.

Ich bin sicher, dass dies nicht der richtige Weg ist. Zumal er leidet wie ein Hund. Aber er ist so überzeugt, hat die Scheidung schon eingereicht, und ich muss "berufsbedingt" 400 km wegziehen, weil ich es alleine mit der Kleinen nicht schaffe. Egal ob Trennung oder nicht, er ist ja nun erst mal für ein paar Monate ausser Gefecht gesetzt, bis er irgendwann aus der Klinik kommt. Rückgängig zu machen ist es also nicht.

Und ich kann einfach nicht glauben, dass diese Krankheit alles zerstört hat. Dass ich so lange so zu ihm hielt, und der ganze Kampf umsonst war. Dass er zwar jetzt (angeblich) an sich arbeiten möchte, aber das erste "Alte" was er aus seinem neuen Leben streicht ich und das Kind sind. Wenn ich daran denke, wie verfuscht ich mein Leben die letzten Jahre habe, Weichen die falsch gestellt wurden, und wie "erschöpft" und "krank" ich selbst geworden bin, dass ich nicht mal mehr weiß, was es heißt "gesund" und "lebendig" zu sein. Und das alles völlig umsonst.

Zumal ich absolut unsicher bin, ob ich das nun als einen pyschotischen Schub oder absoluten Ernst nehmen soll. Ich schwanke zwischen schneller Scheidung, ihn komplett aus dem Leben und der Tochter zu streichen. Zwischen absoluten Wut und "Rachegedanken". Verzweiflung. Und dem Wunsch ihm zu helfen. Selbst auf die Ferne. Beispielsweise weiß ich, wie sehr er die Kleine liebt... ich könnte vor Gerichte ziehen, irgendwie auf Unzurechnungsfähigkeit "klagen", das ganze Trennungszeugs selbst in die hand nehmen zu seinem Besten, was er jetzt selbst nicht sieht, um den Kontakt zur Tochter zu erhalten. Anderseits will ich selbst auch nur noch meine Ruhe, und ihn nicht ewig hinterrennen müssen, für ihn Denken, seine Probleme lösen etc. Ich denke auch sehr ernsthaft über Zwangsunterbringungen nach während der Wartezeit auf den stationären Aufenthalt. Dann wieder denke ich mir, sorry, soll er doch krepieren. Es wäre für uns alle am Besten. Und so weiter und so fort. Ich weiß es einfach nicht.

Vor allem weiß ich nicht ob ich seinen rigorosen Trennungsabsichten nun für voll und ernst nehmen soll, damit ich endlich loslassen kann und wenigstens Kind und ich frei komme. Oder aber es als Teil der Krankheit ansehe, und ihn quasi im Moment nicht für mündig solcher Entscheidungen ansehen soll. Ist das nun sein freier Wille der aus ihm spricht? Oder die Krankheit? Und wird es ihm - wenn er uns loshat - wirklich besser gehen? Ich bezweifele es.

Wie gesagt, ich kann nicht glauben, dass all die Liebe ,all der Kampf um ihn nun so enden soll, alles völlig umsonst war. Wenn man die Kurve kriegen würde, und wie gesagt, zum ersten Mal gibt es Durchbrüche, ehrliche Bereitschat an sich zu arbeiten, dann wäre es all die vergangenen Jahre Leid wertgewesen. Nach der letzten Krise habe ich die Vergangenheit wirklich losgelassen. Aber wenn es so endet?

Entschuldigt, dass es so viel Text geworden ist. Ich bin derzeit ziemlich emotional. Vielleicht verständlich. Ich selbst bin in Beratung, aber mir geht eher darum, was man nun mit diesem Messi macht? Hassen? Einfach vergessen und verdrängen und tun als ob es nicht existierte? Loslassen und Neuanfangen? Nach 12 Jahren und soooo kurz vor dem Ziel aufgeben? Kämpfen? Weggehen, aber ihn - durch die Blume - doch noch zu helfen, in dem ich mich z.B. als böse Ex ausgebe und die Schuld von Zwangseinweisungen und/oder richterlichen Verfügungen auf mich nehme? Dann mag er mich vielleicht hassen lernen, aber ich bin mir selbst treu geblieben ihn nicht einfach im Stich gelassen zu haben.

Ein sehr tiefes Seufzen

Astarte


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