Re: Der Durchbruch war kein wirklicher (Angehörige)

Astarte, Freitag, 18.04.2008, 00:20 (vor 5876 Tagen) @ Olivia

Hallo!

Und vielen Dank für dein Verständnis.

Mein Eindruck nach dem Lesen und auch aus eigener Erfahrung ist, dass deine Hoffnung, dass sich nun bald vieles zum Positiven ändere, leider gar nicht begründet war. Er ist noch längst nicht so weit, dass du in absehbarer Zeit etwas von seinen Veränderungen haben könntest.

Das er noch nicht so weit ist, dass ich was davon haben könnte, mußte ich die letzten Wochen leider schon einsehen.
Allerdings schwöre ich bei allem was mir heilig ist, dass die positiven Veränderungen keine Illusion von mir waren. Zum Beispiel dass er emotional auf mich zu ging , wir ganz anders miteinander sprachen, und nach vielen Jahren er auch endlich bereit war sich seiner Sexualität zu stellen... das sind Aspekte, an denen ich es auch nach außen hin fest machen kann. Er hat sich geöffnet, in vielerlei Hinsicht. Leider hat dieses Erkennen seiner/meiner Situation (nach so vielen Jahren) wohl dazu geführt, dass er aufgibt. Ich bleibe dabei: Es gab einen Durchbruch. Er hat auf seiner Seite nur noch nicht gereicht, weil die Angst zu groß war.

Ich verstehe nicht, wenn er sich nun seinen Problemen stellt, wieso er die einzigen, die ihm Halt gaben, so von sich stößt. Wieso man ihm nicht beistehen DARF. Ich weiß genau, worauf ich mich da eingelassen habe. Ich war mehr als bereit dazu.

Hab allerdings auch ein profanes Logikproblem damit: Eine seiner Trennungsbegründungen ist, dass er sich NIE ändern wird. Einmal Messi. Immer Messi. Soweit ist mir das auch klar, aber ich dachte, man könnte lernen, besser damit umzugehen und wir waren auf einen guten Weg, ansonsten mußte man wohl zu dem Schluss kommen, dass ein Messi GRUNDLEGEND am besten NIEMALS eine Beziehung eingeht, weil es NIE funktionieren kann. Anderseits, wenn er in seiner momentanen sehr schlechten Verfassung der Überzeugung ist, dass es sich nie ändere, wieso versucht er es dann jetzt mit der Therapie zum ersten Mal wirklich? Ein Logikproblem meinerseits. Gleichzeitig sagt er, er würde nach der Klinik jemand vollkommen anderes sein, wer oder was, das wisse er natürlich nicht. Aber niemand, der wieder zurück kommt. Ich schätze, er käme auch mit der Schuld nicht klar, und dass Schuldgefühl wächst, je klarer im Laufe seines Weges die Einsicht wird. Sofern die Therapie überhaupt was bringt.

Bis die Scheidung irgendwann durch ist, wird noch viel Zeit vergehen und auch in der Sorgerechtssache ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Es geht nicht nur darum, ob er auf sein Sorgerecht verzichten will - auch das Kind hat Ansprüche und Rechte, zumindest auf Umgang.

Leider nicht. Wir haben (warum wohl?!) bereits seit Jahren eine getrennte Wohnung. Auf dem Papier ist das Trennungsjahr längst rum. Beide kein Geld, kein Hausrat zum Streiten da. Und mit dem Sorgerecht ist man sich tragischereise einig: Ich bekomme das Alleinige Sorgerecht. Folglich kann die Sache bereits in ca. 3 Monaten (noch BEVOR er in die Klinik geht!!!) durch sein. Es sei denn ich blockiere, zeige mich als nicht einverstanden. Genau dies ist für mich genau jetzt die große Frage: Ihn FÜR IMMER ziehen lassen, BEVOR er auch nur bei einem Fachmann hatte, jemanden, mit dem er sprechen konnte. BEVOR er selbst zur Ruhe kommt und überhaupt einen klaren Kopf hat. Oder mich querstellen, bis wenigstens mal ein Therapeut richtig eingeschaltet war.

Du solltest versuchen, die Situation so wie sie jetzt ist, positiv zu sehen. Du hast endlich mal Ruhe und Gelegenheit, zu verschnaufen und dich von dem Stress zu erholen.

Leider auch nicht. Ich bin ja ohnehin schon "offiziell alleinerziehend", aber er war ja jeden Tag bei mir und der Süßen. Nur so konnte ich - 400 km von Zuhause - studieren. Mit seiner Hilfe. Zumindest als Vater, Babysitter etc.
Und vor allem auch seinem Beistand. Ich habe hier vor Ort absolut keine Unterstützung, stehe kurz vor dem Abschluss (mega-stress), und meine Situation ist auch sonst so schlecht, dass es ein Himmelsfahrt-Kommando wäre, es jetzt zwanghaft unter diesen Umständen mit Kind noch durchzuziehen. Ist schon alles geplant und umgemeldet: In 4 Wochen ziehe ich zu meinen (verhassten) Eltern auf das (verhasste) Dorf zurück. Muss abbrechen. Mit 20000 Euro BaFög-Schulden. Nicht falsch verstehen, es sind super Großeltern. Aber meine Mutter ist ein... uneinsichtiger extremer "CLEANIE!" und die macht mich kränker als mein Mann jemals schaffen könnte. Studium weg. Uni weg. Schulden. Und was das momentan für ein Organisationsaufwand ist, dem ich auch nicht gewachsen bin (zuviele Jahre mit einem Messi, zu sehr psychisch erschöpft, zu viele schlechte Gewohnheiten übernommen, beinahe selbst schon ein leichter Messi)...

Kurz: An Verschnaufen und froh sein, dass es mir nun besser gehen werde, ist absolut nicht zu denken. Ganz im Gegenteil.

Wie es um meine Liebe bestellt ist... nun, das ist eine sehr philosophische Frage. Ich glaube nicht an Liebe in der klassischen Definition. Aber ich war nie besonders "fürsorglich", hab ihn ja schon länger vor die Tür gesetzt, und ihm nichts mehr abgenommen. Abhängig, vielleicht. Aber um ehrlich zu sein: In meiner Situation ist man zwangsweise abhängig. Alleine schon weltlich.

In den Jahren mit den getrennten Wohnungen hab ich so einen Schutzmauer aufgebaut, dass ich quasi gut mit dem Messitum klar kam. Keine Sorgen mehr gemacht. Zwischen SEINEN Sorgen und meinen gut getrennt. Emotionen abschalten. Bis der Schutzwall irgendwann zum sehr starren Gefängnis wurde, aus dem man dann wieder ausbrach.
Wie dem auch sei: Fürsorge ist weniger das Thema. Abhängigkeit ergibt sich schon aus der rein weltlichen Situation.


Auf jeden Fall haben wir uns erst vor einem Jahr ganz neu füreinander entschieden. Ich habe mir weder damals bei der Heirat noch jetzt etwas vorgemacht: Ich kenne und kannte die Nachteile. Aber ich habe andere Prioritäten. Die Seele war mir z.b. immer wichtiger als die Ordnung und das Materielle. Ich wußte auch was auf mich zukommt. Dass es schwer wird, es viele Rückfälle geben wird usw. Aber dass ein einziger Rückfall gleich so drastisch das endgültige AUS bedeutet? Selbst wenn ich es ganz, ganz krass ausdrücken würde, wäre er immer noch das kleinere Übel von allen möglichen, die nun auf mich warten.

Vielleicht siehst du es irgendwann als große Befreiung, diese Last und Verantwortung nicht mehr zu haben.
Und dann geht es dir bestimmt auch psychisch wieder besser!

So würde er auch argumentieren, bloß ohne vielleicht. Er ist sich da vollkommen sicher. Leider ignoriert er dabei meine Situation und mein ganzes Naturell. Ich glaube nicht daran. Mir geht es besser, wenn an meine Süße denke. Ja, dann kann ich sogar richtig strahlen. Für sie wird der Neuanfang auf dem Dorf bei Opa und Oma ein riesengroßer Glücksfall. Das einzige, was mir Mut macht. Aber ich werds nicht durchhalten. Im Laufe der Zeit bin ich mindestens ebenso krank geworden wie er.

Ja natürlich werde ich nicht mehr so viel Ärger haben, und hab endlich die Chance auf einen saubere Wohnung. Vielleicht bricht das Cleanie-Erbgut meiner Mom noch durch, ich spüre da durchaus Tendenzen in mir. Gedanken a la "Wenn ich erst mal das mit dem Messi im Griff habe, ABER DANN... WEHE dann noch mal...!" und klinge dabei ganz genau wie sie. Überhaupt. Dieser Weg nun wird mich zu dem machen, was ich niemals werden wollte und am meisten verabscheute: zu einer kranken, verbitterten Frau wie meine Mutter.

Herzlichen Glückwunsch. Ich werde eine saubere Wohnung haben können, und niemanden, der ständig passiv im Weg steht und Papiere verschlampt. Aber dafür werde ich auf allen Ebene meinen Seele verraten und verkaufen. Nein, ich glaube nicht, dass ich also langfristiger glücklicher werde. Höchsten nach außen hin besser funktionieren, als seelenloses Mitglied der Gesellschaft, und vermutlich - zumindest wie es jetzt aussieht - vollgestopft mit Psychopharmaka.

... kurze Pause... Oh weh, das klingt ja alles schrecklich. Ich überdenke meine Worte. Und doch ändere ich keines davon. Genauso sehe und vor allem fühle ich das. Seit Wochen nun unverändert. Und gäbe es nicht meine süße Tochter, ja, dann würde ich mich ernsthaft gewisse Fragen stellen a la "Welchen Sinn hat diese Leben noch!"

Ich sehe - nicht erst jetzt - ein, dass ich dringend Hilfe brauche. Vor allem wegen dem bevorstehenden Umzug und Organisationsstress, der mich völlig überfordert und nun mal nur 4 Wochen bleiben. Aber wie es MIR geht, scheint wirklich niemamden zu interessieren. Dem Messi-Gemahl wird hingegen alles in den A**** geblasen. Der arme Kerl. Tätschelt.

*sfz*

Astarte


PS: Danke für's Lesen.


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