Nachtrag: Der Durchbruch (Angehörige)

Astarte, Donnerstag, 17.04.2008, 00:09 (vor 5877 Tagen) @ Astarte

Ich hab ein schlechtes Gewissen. Doppelt. Wegen dem Doppeltposting, und weil ich mich selbst erst nach 12 Jahren (okay, Leidenszeit etwa 8) an Angehörigengruppe wende. Deswegen möchte ich die Wende etwas näher erklären:

Ich konnte nicht mehr. Gar nicht mehr. Machte Schluss. Ging für mehre Wochen zu meinen Eltern. In der Zwischenzeit hat sich der Messi Trost bei einer Hardcore-Borderliner gesucht, die ihn definitiv noch mehr runterzog. Nachdem ich mich erholt hatte, kämpfte ich um ihn. Und man gar nicht sagen, wie sehr er die Zeit mit der Borderline bereute. Es war bewußte psychische Autoaggression, eine Selbstbestrafung und er bekam richtige Schizophrenie-Schübe wie sie im Buche stehen und darauf hin Angst.

Fertig mit den Nerven, in dem Glauben, ihn nun verloren zu haben, war ich in psychologischer Beratung. Und dort wurde mir dann zum ersten Mal wirklich klar:

Mein Mann und ich hatten es nie miteinander versucht. Es ging immer nur um die Frage Trennung oder Nicht. Oder er, der sich selbstbemitleidet oder ich, die verzweifelte. Aber nie hatten wir beide WIRKLICH versucht gemeinsam zu arbeiten. Er auf seiner Seite wollte keine Hilfe annehmen, und ich wollte zwar die Zusammenarbeit, verschwendete meine Gedanken aber auf so Fragen ob's nicht besser wäre, auch wegen Kind, zu gehen. Aber da konnte ich nicht. Und so drehten sich meine Gedanken um meine Unfähigkeit ihn zu verlassen, aber nicht, wie wir das Problem WIRKLICh angehen können.

Ausgelöst wurde diese Erkenntnis durch die Frage des Psychologen: "Ja, das klingt wirklich nach wahrer Liebe. Aber dann verstehe ich nicht, warum sie ihn überhaupt rausgeworfen haben, wieso sie getrennte Wohnungen haben." Ich antworte überzeugt und selbstsicher: "Na, wegen dem Kind! Man muss doch vernünftig sein! Man kann doch nicht ein Kind in so Zuständen aufwachsen lassen!" Der Psychologe schmunzelte nur. Ja, ich hatte immer den Komplex: ENTWEDER Kind oder meinen geliebten Messi-Ehemann.

Mit diesem Entweder/Oder fiel eine sehr große Last von mir.

Sein "Durchbruch" war wohl die negative Erfahrung mit der Borderlinerin, wo er sich so selbst belogen und betrogen hatte, und ernsthaft geschockt war, wie groß seine Minderwertigkeitskomplexe sind, wie man sich selbst nur so einen Mist einreden kann. Und die ersten richtigen schizophrene Schübe, die mächtig Angst machten. Natürlich wurde ihm auch wieder klar, was er an uns hat.

In den folgenden Monaten arbeiten wir daran, emotionale Missverständnisse, die sich im laufe der Jahre verfestig hatten, aufzulösen. Und dies recht erfolgreich. Natürlich gehört auch eine Therapie dazu, allerdings fand er keinen Platz, war nur auf Wartelisten. Aber es war alles im Laufen. Wir waren glücklich, zum ersten Mal öffnet er sich wirklich emotional, und wir waren gerade dabei wieder zusammen ziehen.

Und genau da... in dem Moment wo es tatkräftig zum Zusammenziehen ging - bekommt er kalte Füße. Schmeißt alles so dermassen hin. Alles, was wir die Monate davor aufgebaut haben, ist wie weggewischt. Auch die Mißverständnisse... er fällt wieder absolut in die alte Rolle. Und das nun noch ein bißchen heftiger denn je.

Ich verstehe es nicht. Es lief doch endlich gut!!!


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