Re: Der Durchbruch war kein wirklicher (Angehörige)

Astarte, Samstag, 19.04.2008, 16:35 (vor 5874 Tagen) @ Olivia

Hallo!

Zur Scheidung und zur Situation mit deinem Mann:
einerseits könnte man abwarten, was die Therapie für ihn bringt. Es schadet ja nichts, wenn ihr die Scheidung noch vertagt. Andrerseits zeichnet sich aus den Worten deines Mannes schon ein bisschen ab, dass er gar nicht mehr wirklich will. Die ganzen Argumente sind weniger ernstzunehmen als seine Gefühle, sein Handeln.
E nützt oft nichts, in einem Partner nur das Potential zu sehen, was dieser eventuell entwickeln könnte - wichtiger ist, was er jetzt ist und was er jetzt tut.

Tja... was tut er denn? Nichts. Sich einfach nur abschotten, bis zum Klinikaufenthalt in seiner Bude sitzen, gar nichts mehr wissen, sich nicht mal mehr artikulieren zu können und tag und nacht zu heulen, u.a. weil er uns so vermisst. Mir fällt gerade der richtige Ausdruck nicht ein, aber er scheint hinten und vorne nicht zu wissen, was er tut oder was er will. Es besteht keine Konsenz zwischen Handlung und Gefühl. Hat - zumindest im Moment und aus meiner Sicht - fast schon was Borderline-mässig: "Hau ab. Ich liebe Dich!".

Aber nicht dass wir uns falsch verstehen: Ich mache mir keinerlei Hoffnung, dass das noch mal etwas wird. Es gibt genug Gründe die gegen eine Beziehung mit einem Messi sprechen.

Für mich ist eine der großen Frage, wie zurechnungsfähig er in dieser akuten Krise ist.

Der Durchbruch war sicher da, wie du sagst, aber das war anscheinend nichts von Dauer, d.h., die Tür, die kurz aufging, fällt schnell wieder zu.

Mir zumindest war von Anfang an klar, dass es immer wieder Rückschritte geben wird. Ich denke, dass weiß jeder, der mit irgendeiner psychischen Krankheit direkt oder indirekt zu tun hatte. An einem Rückschritt sehe ich also nichts schlimmtes. Auch nicht daran, dass Ängste hoch kommen. Es gibt so viele reinigenden Krisen. Aber was ist was?

Ich wäre ziemlich naiv gewesen, hätte ich geglaubt, dass die positiven Veränderungen nun ultimativ immer so bleiben. Auch mein Psychologe hat mich diesbezüglich schon damals gelobt, wie realistisch ich sei.

So sehr und so stark kann sich ein Mensch eh nicht ändern. Das schafft auch keine Therapie. Und auch falls einiges anders wird, ist es leider so, dass viele Männer dieses "neue Leben" dann auch mit einer "nneuen Partnerin leben wollen, allein schon,um nicht mehr an ihre alten "Schulden", ihre alten Versäumnisse und ihren alten Zustand erinnert zu werden. Leider!
Liebe Grüße
Olivia

Ja, da befürchte ich auch. Und der Gedanke macht mich wahnsinnig. Da wird man selbst 12 Jahre zum Versuchskanischen und Dummi, hält den Kopf hin, leidet, damit der Herr langsam was lernt, und den Nutzen hat dann eine andere? Aber man weiß ja nie. Ich weiß, wie er zu einer neuen Beziehung steht, was sein fester Glauben seit Jahren ist. Dadurch, dass wir sehr offen waren ("polyamor") hat er sich genug andere Frauen "angeschaut". Aber zum einem weiß man nie. Zum anderen neigt er ja in psychotischen Schüben sehr gerne dazu, seine Meinungen öfters als die Unterhosen zu wechseln, was ihm ja auch schon die Diagnose Schizophrenie einbrachte. Wiederum anderseits gibt es da einen "wahren" Gemahl und den Psychotischen. Nach 12 Jahren kann ich sicherlich sehr gut beurteilen, was er wirklich selbst ist und was nicht.

Mit anderen Worten: ich zweifle weder das Band noch die Liebe zwischen ihm und mir an. Sobald er wieder zu sich gefunden hat, wird er mich doch sehr vermissen und sich nie verzeihen, so eingebildet bin ich. Aber ich sehe auch die Gründe, wieso es trotzdem nicht funktioniert, auch wenn wir für den Rest unserem Lebens zwanghaft nie wieder Kontakt haben werden und uns nacheinander die Augen ausheulen...

Als "richtig" und "gut" würde ich das nie ansehen. Außer eben, wie schon geschrieben, dass es etwas gibt, dass stärker als alle Liebe auf der Welt ist: Das Messi-Syndrom. Zumindest wenn es so stark ausgeprägt ist. Trifft natürlich auch auf andere schwere psychische Erkrankungen zu.

Gruß,
Astarte


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