Wochenbericht KW 35 ((M)Essies)

Schlumpfine, Dienstag, 24.08.2004, 21:54 (vor 7191 Tagen)

Liebe Mit-(M)Essies,

auch heute wieder einen Tag vor Mittwoch
<center>Schlumpfines Wochenbericht für Kalenderwoche 35</center>

Mir geht es guuuut! [image] Seeehr guuut sogar!!!

Wir verleben harmonische, abwechslungsreiche Ferientage zuhause. Da das [image] Wetter eher durchwachsen ist, können wir spontan die durchaus vorhandenen [image] Sonnenstunden nutzen (wie z. B. gestern mit einem Tagesausflug ans Meer) und haben bei Regen oder Sturm unser eigenes Zuhause, um uns zu beschäftigen und fallen einander nicht in einer engen Ferienwohnung oder in einem Hotel gegenseitig auf die Nerven. Unsere gegend, wo wir leben, ist als Urlaubsregion durchaus reizvoll und wir stellen uns einfach vor, wir hätten unsere vier Wände als Ferienhaus mit dem Ziel größtmöglicher Erholung gemietet. Morgen gehen wir in ein Spaßbad mit Sauna und Animationsprogramm, am Wochenende fahren wir voraussichtlich kurz in den Schwarzwald.

Mein GöGa und ich kochen abwechselnd und abwechslungsreich und die Bewegung kommt auch nicht zu kurz.

In Zahlen sieht meine Bilanz bis heute so aus:

Mittwoch, 28.07.2004: BMI 45,5
Mittwoch, 03.08.2004: BMI 44,9 (-1,6 kg)
Mittwoch, 11.08.2004: BMI 44,2 (-1,8 kg)
Dienstag, 17.08.2004: BMI 43,8 (-1,1 kg)
Dienstag, 24.08.2004: BMI 43,6 (-0,5 kg)

In unkommentierten Zahlen (nur die reine Gewichtsabnahme) scheint die letzte Woche nicht sooo erfolgreich wie die Vorwochen gewesen zu sein - aber die Körperfettanalysewaage spricht eine andere Sprache:

-1,4 kg Fett
+0,9 kg fettfreie Körpermasse
-0,5 kg Gewichtsreduktion

Die geänderten Verhältnisse spüre ich deutlich als mehr Beweglichkeit, Kraft und Ausdauer - z. B. gestern in der Brandung mit 2-3 m hohen Wellen und am Strand im Sand beim Wandern und Ballspielen.

Gestern war ich seit meinem dritten Lebensjahr zum allerersten Mal am Meer ohne eine Mahlzeit in Form von frittiertem Fisch mit Pommes Frites und fettigen Fertigsaucen unklarer Zusammensetzung einzunehmen.

In unserer Kühltasche gab es
- italienischen Kartoffelsalat (Zwei Teile kleine Pellkartoffeln ohne Schale mit einem Teil Tomaten in etwas gleichgroße, nicht zu kleine Stücke schneiden, reichlich frisches Basilikum und je nach Kartoffel-Tomaten-Menge ein bis zwei Frühlingszwiebeln mit einem Dressing aus Balsamicoessig, Olivenöl, Salz und weißem Pfeffer vermegen und über Nacht durchziehen lassen. Noch besser schmeckt der Salat, wenn man die Tomaten erst kurz vor dem Servieren dazu gibt.)
- gebratenes, kaltes Geflügelfleisch für mich,
- Würstchen und Schnitzel für den GöGa u nd das Kind
- belegte Vollkorndinkelbrötchen für mich,
- Weißmehlbrötchen für den GöGa und das Kind
- gekühltes Trinkwasser, Milch für den Kaffee und ein kleines Trinkpäckchen Multivitaminsaft fürs Kind
- Aprikosen, Pfirsische, Äpfel für alle, dazu eine Banane nur für den GöGa.

Auf einer Bank mit Blick auf den Strand und die See haben wir zweimal sandfrei und ausgiebig gepicknickt und zwischendurch am Strand und im Wasser viel Spaß miteinander gehabt.

Klamotta war so freundlich, zuhause den Hund liebevoll zu [image] betreuen, der in der Sommersaison keinen Zutritt zum Badestrand hat und den wir nicht stundenlang im Auto warten lassen wollten.

Als ich gestern abend zuhause ankam und den zuvor gefürchteten, da bisher bei Strandaufenthalten obligatorischen Fish&Chips-Essanfall in keinster Weise vermisst hatte, habe ich vor Erleichterung geweint. Ähnliche Befürchtungen hatte ich am Sonntag im Freibad, das ich ebenfalls mit meiner Herkunftsfamilie besucht hatte, seit ich laufen konnte und das ich in all den Jahren bis vor drei Wochen NIE ohne die unvermeidliche Currywurst mit Pommes rot-weiß verlassen hatte. Was der Geruch des heißen Fetts in der Nähe des Ausgangs in meinem Kopf auslöste, kann nur ermessen, der ähnliche Verhaltensmuster genauso lange, genauso fest verankert hat.

Den psychischen Suchtdruck, die Gewohnheit, die Konditonierung ... das alles spürte ich in schmerzhafter Deutlichkeit. Was mir erspart blieb: Die sonst unvermeidlichen Kopfschmerzen, die bisher meine Willenskraft stets in die Knie gezwungen hatten.

Ich sehe dem nächsten Kirmesbesuch mit großer Gelassenenheit entgegen, da ich mir nach diesen Erfahrungen auch vorstellen kann, ohne frittiertes Fischfilet im Bierteig mit Weißmehlpappbrötchen und/oder Zuckerwatte den Rummel zu genießen. Bis zu dem Freibadbesuch am letzten Sonntag und dem gestrigen Picknick auf der Bank an der Strandpromenade habe ich mir solche innere Freiheit nicht vorstellen können.

Andere mögen darüber den Kopf schütteln und nicht begreifen, was es für mich bedeutet, nicht zwanghaft in bestimmten Situationen bestimmte Kalorienbomben zwanghaft in meinem Körper stopfen zu müssen - für mich ist das eine völlig neue Erfahrung, ein Gefühl der Befreiung, ein Erfolgserlebnis, das ich nur mit dem Gefühl: "Auch ich kann aufräumen, wenn ich es richtig anfange." vergleichen kann, das ich vor knapp zwei Jahren erstmals dank der Unterstützung des Messie-Forums spüren konnte.

Noch vor vier Wochen sah ich mich dank intensiver therapeutischer Arbeit in völliger geistiger und seelischer Klarheit absolut alptraumahft - etwa so, wie in einem Auto ohne Bremsen - auf den Abgrund zurasen, an dessen Grund

* Leberverfettung und/oder Leberzirrhose
* schmerzhafte Probleme mit der Gallenblase
* Diabetes
(inkl. aller grusligen Folgen, da ich mich völlig außerstande sah, die Vorschriften zu befolgen, die Diabetiker befolgen, um sich vor
- Blindheit,
- Verlust einer oder beider Nieren und
- Amputation von Gliedmaßen
zu retten.)
und endlich
* Die Unfähigkeit, meine Massen aus eigener Kraft fortzubewegen, da infolge meines bereits beschädigten Kniegelenks, der Depression und unüberwindlichen Antriebsschwäche meine Kondition stetig ab- und mein Gewicht noch schneller zunahm

lauerten.

* Ein früher Herztod schien mir geradezu als verlockender Ausweg aus diesem Höllentrip - verlockender jedenfalls, als der
* Freitod während einer akuten depressiven Phase.

Vor vier Wochen war ich mehr als bereit alles zu versuchen, um diesem Alptraum zu entrinnen.

Der Verzicht auf isolierte Kohlenhydrate und gehärtete Fette ist eine vergleichsweise sanfte Variante einer Ernährungsumstellung - verglichen mit den Hungerkuren, mit denen ich früher, im Diätwahn häufig meinen Körper gemartert habe.

Das Gefühl der inneren Freiheit harmoniert ganz wunderbar mit der wachsenden körperlichen Kraft und Ausdauer. Weder dem Essdruck noch dem Chaos fühle ich mich derzeit hilflos ausgliefert. Ich kenne Strategien, die ich erfolgreich nutzen kann und das macht mir Mut für die Zukunft.

Und wenn's mal wieder nicht so glatt läuft, weiß ich, wo ich Ermutigung und Unterstützung finde. Ihr seid wunderbar, sowohl hier als im Messie-Bereich und ich fühle mich nicht mehr so unsagbar isoliert und als Außenseiterin, seitdem ich erkannt habe, dass andere warmherzige, kluge, erfolgreiche Menschen mit ganz ähnlichen Problemen kämpfen, wie die, derentwegen ich mich jahrelang in Grund und Boden geschämt habe. Ich bin so froh, dass es Euch hier im WWW und ganz real gibt und ich Euch gefunden habe.

Auf weitere Wochenberichte freut sich
[image] Schlumpfine [image]


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