Advocatus Diaboli (Allgemein)

Astarte, Mittwoch, 07.05.2008, 14:21 (vor 5843 Tagen) @ Xandria

Folgenden Beitrag bitte nicht missverstehen, ich spiele nur den Advocatus Diaboli:

Was erwartet ein Messi von seinen Angehörigen? Nichts. Gar nichts. Und somit das Schlimmste von allen.

Sind Messi nicht schon mit sich selbst überfordert, ist Ihr Geist nicht schon dicht genug vor lauter Ordnungs- und andere Probleme, dass sie überhaupt in der Lage sind, sich in einen Angehörigen hinein zu versetzten? Wäre das nicht zusätzlicher Stress? Und wäre es bei guten Absichten überhaupt jemals möglich, sich so dermassen aus der Außenperspektive zu betrachten?

Kann oder will man nicht?

Bestenfalls geht es soweit, dass man die Angehörigen nicht belasten will. Was allerdings ein Trugschluss ist. Durch die meisten sehr dichten Abwehrmechanismen wird der Angehörige nur noch mehr und mehr belastet. Weil er selbst mitleidet, aber wehrlos dagegen ist. Weil alles was er tut falsch sein wird.

Es hat auch etwas mit dem Annehmen zu tun. Sich selbst annehmen. Selbstwert. Hilfe und Zuneigung annehmen zu können.

Was erwartet ein Messi? Er erwartet, dass er allen anderen egal ist. Und wem den nicht so ist, so soll es eben zwanghaft so sein. Sie erwarten, dass man sie im Stich lässt, nicht mag, weil sie das vermutlich auf verschiedenen Art und Weisen so in ihrer Kindheit gewohnt sind.

Und wenn wieder mal erfolgreich jemand, den man eigentlich liebte, vergrault wurde, fühlt Messi sich unbewußt/bewußt (?) bestätigt: Wußte ich doch, dass ich es nicht wert bin. Es ist besser so. Bloß nicht für die Lieben und Angehörigen kämpfen. Hat ja eh kein Sinn. Ich verkriech mich einfach weiter unter Zeitungsbergen... etc.

Negatives, Versagen, Zweifel, Vorwürfe... das ist man gewöhnt. Egal wie schlecht es ist. Fragt man, will jeder Messi da natürlich heraus. Dann lautet die Antwort "ja natürlich!!!" mit 3 Ausrufezeichen! Betrachtet man dann allerdings aus Außenstehender das Verhalten, so scheint das Gegenteil der Fall. Denn dann stehen sie sich selbst im Weg. Warum? Weil Erfolg auf verschiedenen Ebene zwar schon schön wäre, aber da man es nicht kennt, es Angst macht. Und außerdem Verantwortung mit sich bringt. Wer nichts hat, hat nichts zu verlieren. Eine sehr einfache Logik.

Wenn die Wohnung ohnehin total zugemüllt ist, ist zwar eine belastende und unangenehme Situation, aber man muss sich nicht so viele Sorge und Aufwand machen, als wenn sie sauber wäre. Da würde dann jeder Dreck sofort auffallen. Dann müßte man immer und regelmässig aufräumen. Sehr viel schwieriger und ungewohnter als die Situation in der man stolz ist mal einen Müllsack rausgebracht zu haben.

Wie gesagt, bitte nicht allzu böse nehmen. Ich spiele den Adovatus Diaboli nur. Und natürlich spielt auch Projektion hinein. Das wäre genau das, was mein Messgemahl wohl denkt. Zum Teil sogar ziemlich wortwörtlich. Zu seinem übereilten, psychotischen Abschied aus meinem Leben meinte er u.a. nur "Tue einfach so als ob ich nicht existiere!". Ausgelöst wurde es, weil ich es gewagt habe, ihn wirklich zu verstehen. Streitigkeiten hatten wir nur, wenn ich es wagte ihn wirklich zu mögen und mir Sorgen zu machen, was für ihn stets nur Druck-machen war. Nie, wirklich nie hat er verstanden, dass ich an uns denke, mir Sorge macht. Egal wie lieb ich dergleichen ansprach, er hörte nur Vorwürfe. Weil es das ist, was er gewohnt ist. Weil er raushören will. Ansonsten müßte er ja auch noch Verantwortung dafür übernehmen, was er mir antut... das geht nun wirklich nicht. Und er hat in seinem Leben schon so oft goldene Chancen, z.B. im Berufsleben. Und stets hat er es versemmelt. Und es waren wirklich so absolute Glücksfälle und Chancen! So viel Pech kann kein einziger Mensch haben. Hier kam er selbst irgendwann zu der Erkenntniss, dass Erfolg nun mal mehr Angst macht als das gewohnte Versagen.

Er zumindest erwartet von seinem Umfeld gar nichts. Außer in Ruhe vor sich hinvegetieren zu dürfen, denn das ist wohl unbewußt das wovon er glaubt, dass er es verdient hat. Und war dabei nicht verstanden wird: Genau diese Art von Blocken ist es, dass die Angehörigen belastet. Nicht der Mess! Dagegen kann man was tun, da finden sich Lösungen und Kompromisse, wenn man es erst mal akzeptiert hat. Es ist Hilflosigkeit der Angehörigen.

Vielleicht war ja die eine oder andere Anregung mit dabei. Messi wollen nicht umsorgt und nicht geliebt werden. Sie lieben zwar, sind es sich selbst aber oft nicht wert, es anzunehmen. Ist zumindest meine Meinung, dass das ganze vor allem ein zwischenmenschlichen Selbstwertproblem ist. Gleichzeitig sehnt man sich natürlich auch nach Zuneigung und Liebe. Und dies ist ein ständiger Konflikt, der sie lähmt. Und genau diese Lähmung sorgt für die Lethargie und Passivität im täglichem Leben. Aber wie man jemanden aus so einem Konflikt rausholt, v.a. wenn es so tief sitzt? Keine Ahnung. Vor kurzen hatte ich endlich ein wenig Zugang zu meinem Gemahl gefunden, und zwar nicht nur eingebildet. Leider haben ihn die neuen Erfahrungen dann überfordert, geängstigt. Wie gesagt: Erfolg macht mehr Angst als Versagen, bedeutet mehr Verantwortung.

Lieben Gruß,
Astarte


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