Re: ads (Angehörige)

steffi, Mittwoch, 20.08.2003, 03:58 (vor 7555 Tagen) @ mit-leidende

hallo

ich möchte hier gern ein paar dinge in bezug auf ads ins rechte licht setzen, da ich mich damit gezwungenermaßen (ich ads mit leichter hyperaktivität -diagnostiziert seit 1 jahr-, mein sohn ads mit ausgeprägter hyperaktivität -diagnostiziert seit fast 3 jahren-) sehr arg auseinandersetzen musste.

was ist ads eigentlich? ads ist eine störung im neurotransmitterhaushaltes des gehirnes. es sind zu viele neurotransmitter vorhanden (die die informationen an das gehirn weitergeben) und zudem sind sie auch noch zu schnell, so dass das gefühl eines "flugzeuges im kopf" entsteht und es schwierig wird, die konzentration zu fokussieren. ausserdem sind aun den synapsen, die für die weiterleitung der informationen an die entsprechenden teile des gehirns zuständig sind und an denen die neurotransmitter andocken, so eine art "putzkolonnen", die informationsreste beseitigen und somit alles für den nächsten transmitter vorbereiten. diese sind bei adslern auch ein wenig zu flink und fangen schon an zu putzen, bevor die information komplett verschickt wurde.

ads kann sogar medizinisch nachgewiesen werden, allerdings ist das verfahren nicht ganz ungefährlich und wird daher nicht eingesetzt. hierzu müsste eine radioaktive substanz in das gehirn gespritzt werden. nuja, damit dürfte deutlich sein, warum man sich auf die ausschlußdiagnostik und den psychologischen teil beschränkt
ads ist nicht immer an das h gekoppelt. ads allein bedeutet aufmerksamkeitsdefizitsyndrom und hat über 100 verschiedene smyptome, die vorliegen können, aber nicht müssen. das h steht für hyperaktiv und ist so gesehen nochmal eine sache für sich. es gibt dann auch noch das gegenteil, nämlich hypoaktiv. das sind die kleinen träumerle. beides muss nicht zwingend bei einem ads vorliegen, ist aber meist der fall. und erstaunlicherweise oft bei jungen eher die hyperaktivität, wohingegen mädchen mehr zur hypoaktivität neigen.

das messietum kann ein symptom bei ads sein, muss aber nicht. wobei es fast jedem adsler schwer fällt, sich in verschiedenen bereichen zu organisieren, wie es üblich ist und er oft erst seine eigenen strategien finden muss.

ganz besonders wichtig: ads muss immer von einem guten arzt diagnostiziert werden, weil nur dann auch hilfe geleistet werden kann! wenn der verdacht besteht, wird zuerst eine ausschlußdiagnose betrieben, d.h. andere erkrankungen, wie z.b. depressionen (auch sie können ein teil von ads sein, aber auch allein stehen) müssen ausgeschlossen werden. dieses kann ein guter psychologe machen, meist in zusammenarbeit mit einem psychater (eeg = hirnstrommessung, muss bei einem adsler ohne befund sein) und wenn möglich bei den kids auch in zusammenarbeit mit dem kinderarzt.

zum ritalin: das ritalin enthält den wirkstoff methylphenidat, der bei normal gesunden nicht adslern aufputschend wirkt. bei adslern ist die wirkung genau das gegenteil, sie kommen ein wenig zur ruhe und bekommen einen klaren kopf. übrigens funktioniert koffein bei adslern auch umgekehrt, wenn auch nur sehr schwach. ritalin ist aber keine "wunderpille", mit der alles gut wird. es sollte immer (!) eine passende therapie nebenher laufen. idealerweise eine verhaltenstherapie, in der u.a. gelernt wird, sich selbst besser zu organisieren und unerwünschte verhaltensmuster durch erwünschte zu ersetzen.

statt ritalin gibt es auch noch concerta und medikinet, die den selben wirkstoff enthalten oder es wird amphetaminsaft verschrieben.

ein sehr guter link hierzu ist übrigens die seite www.ads-hyperaktivitaet.de

ich hoffe, ein wenig geholfen zu haben und ein paar missverständnisse aus dem weg geräumt zu haben. ich möchte niemanden belehren, nur mir ist im laufe des (besonders schulischen) "leidensweges" meines sohne so viel unwissen und auch unverständnis begegnet, dass ich mittlerweile jede gelegenheit nutze, aufzuklären, wenn ich den bedarf sehe. unsere gesellschaft muss langsam lernen, toleranter zu werden und das gilt sicher nicht nur für adsler
leibe grüße

steffi