Re: Meine Mutti kann nicht mehr (Angehörige)

Monika, Donnerstag, 13.11.2003, 22:54 (vor 7463 Tagen) @ conny

Hallo Conny,

mich hat Deine Geschichte sehr angerührt, denn ich verstehe dich sehr gut. Ich, mein Vater und meine 6 Geschwister haben das Gleiche in meiner Kindheit und Jugend durchlebt - bei mir ist es meine Mutter, die nichts wegwerfen konnte, alles aufhob und Sperrmüllhaufen nach Brauchbaren durchsuchte. Statt in Cliquen durch die Stadt zu ziehen, habe ich aufgeräumt, versucht meiner Mutter zu helfen, das Chaos zu vertuschen und immer wieder versucht eine schöne Wohnwelt für unsere Familie herzurichten. Da sind viele Tränen geflossen, wenn alles nach 2 Tagen wieder unordentlich war. Nächtelang haben meine Geschwister und ich über "das Problem" diskutiert, nach Lösungen und Ursachen gesucht und waren uns zum Teil sicher, die Lösung gefunden zu haben. Hatten wir nicht! Als ich älter wurde habe ich es mit der radikalen Abwendung von beiden Elternteilen versucht. Das fühlte sich lange Zeit gut an. Ich habe mich in der Zeit der Distanz viel um mich gekümmert. Gelebt. Schönes gemacht. Es drehte sich nicht mehr ständig um dieses Problemkind, meine Mutter. Da war dann ich mal das Problemkind und habe bei Fachleuten Rat und Hilfe bekommen. Aber richtig abschütteln konnte ich meine Vergangenheit nicht. Es gehört zu einem irgendwie, auch wenn ich mir noch so sehr wünsche zu den "Normalen" dieser Welt zu gehören, die normale Eltern in einem normalen Zuhause haben.Dann bin ich ja auch unweigerlich in Liebe zu meinen Eltern verbunden. Bis zum heutigen Tage bin ich deshalb mit dem Problem konfrontiert. Heute ist meine Mutter, nach ca. 20 Jahren Messiedasein und Vermüllen immer noch nicht in der Lage, sich selber zu helfen. Jetzt kommen zu ihrer Krankheit noch körperliche und Altersbeschwerden hinzu. Das Haus (es hat 11 Zimmer) ist dicht, mein Vater ist längst ausgezogen. Es muss jetzt dringend aus Bauschutzsicht etwas getan werden. Auch heute habe ich noch immer nicht das Patentrezept, wie man mit meiner Mutter und ihrem Problem so reibungslos wie möglich umgeht, denn sie und alle sind so verletzbar. Wieder neu muss ich mich mit dem Problem auseinandersetzen.

Warum ich Dir das alles schreibe: Ich bin fast 40, du scheinst noch jung zu sein. Ich habe zu lange nur gehofft, dass ein Wunder passiert. Warte nicht zu lange, Dich um Dich selbst zu kümmern. Deine Eltern sind erwachsen und haben sich füreinander entschieden mit aller Konsequenz. Du bist ihr Kind, nicht mehr. Und wenn Du das Alter hast, Dir eine eigene Wohnung zu nehmen oder in einer (betreuten) Wohngemeinschaft zu leben, dann tue das. Auch wenn sich das für dich egoistisch anfühlt, es wird kein Wunder passieren! Fang an Dein Leben zu leben, habe Spaß, mache Dir Deine Welt um Dich herum so schön wie du dir das immer erträumst.

Deine Eltern brauchen professionelle Hilfe. Mehr, als Ihnen das nahelegen, kannst du nicht. Lade sie dann doch irgendwann, wenn du soweit bist, in dein neues Zuhause ein. Dann könnt ihr Euch mal begegnen, ohne dass da "etwas" im Weg rumliegt, was eine sorgenfreie Begegnung verhindert.

Ich wünsche dir Kraft und Mut und danke dir, dass du dich hier so geöffnet hast!

Monika

hallo,
ich bin die tochter eines "sammelwütigen".
meine eltern haben vor 4 jahren ein haus gebaut und seitdem lebt mein vati extrem seine sammelleidenschaft und unordnung aus. im haus befindet sich eine einliegerwohnung, welche auch mal genutzt werden sollt, da die ganze finanzierung mit der einliegerwohnung läuft. mein vati hat es geschafft alle 6 räume dieser einliegerwohnung mit sachen voll zu stellen. er hebt alles auf, schuhe, an denen sich schon die sohlen lösen oder das leder brüchig ist (ca. 30-40 paar), socken an welchen der gummi schon bröckelt (unzählige tüten), alte kleidungsstücke (tüten sind auch nicht mehr zählbar).
die einzige selbsbewohnte wohnung halten meine mutti und mein bruder in ordnung. aber auch da versucht er alles mögliche im schlafzimmer zu bunkern. im keller, im arbeitszimmer und im vorratsraum werden alte bretter , alte tee-und margarinedosen, gläser sämtlicher art gesammelt. dies unzähligen dosen braucht er angeblich für schrauben usw.; aber dann doch nicht für jede schraube eine dose. desweiteren sammelt er leere hundenahrungstüten und die werbung aller einkaufsmärkte. dies ist nur ein kleiner auszug seiner sammelleidenschaft.
jedenfalls haben meine eltern in einem anderen ort noch 2 garagen und ein wochenendgrundstück, in alle objekte kommt man nicht mal mehr einen schritt hinein, da alles aber auch alles wirklich, vollgelagert ist.
wenn mein vati mal kurz nicht da ist und meine mutti etwas von den dosen oder den werbeprospekten von vor 3 jahren wegschmeißt, meckert er immer nur rum, er würde alles noch brauchen.
jetzt meine frage, wie kann man ihn zu einer einsicht bringen? meine mutti wird auch nicht mehr jünger und schafft es bald nicht mehr, da er jetzt anfängt das schlafzimmer zuzumüllen.
wir sind total am verzweifeln, da er zu allem sagt, das braucht er noch.
vielen dank für eure antworten
conny


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