Re: Liebe bedeutet nicht Selbstaufgabe (Angehörige)

Pure, Mittwoch, 13.12.2006, 12:16 (vor 6355 Tagen) @ Almut

Hi Almut!


Hm, ich versuche mal meinen Beitrag zu erklären.

Also, ich verstehe ein "Messie-sein" als Krankheit, oder liege ich da jetzt völlig falsch? Wenn ja, dann kläre mich gerne weiter auf (ist nicht ironisch oder blöde gemeint sondern völlig neutral gemeint).

Du hast ja geschrieben, dass es nicht so ist, dass er eine schwere körperliche Krankheit oder einen Schicksalsschlag hinter sich hätte: Hm, aber es handelt sich doch bei ihm um eine psychische Krankheit, oder? Sollte der Partner einem dann nicht helfen? Zumindest es versuchen (und das nicht nur für 2 Wochen)?

Es wäre ja keine Selbstaufgabe, wenn sie nicht mit ihm zusammen wohnt. Sie könnte sich doch für einen Mittelweg entscheiden und sehen was passiert: also schauen, ob der in seinem Zimmer in der Wohnung seiner Eltern alles aufgeräumt wird. Schließlich kann es ja tatsächlich so ein, dass er selbst Angehöriger ist-in dem Sinne, wie Chris es geschrieben hat: Seine Eltern könnten Messies sein und er kennt es eben nicht anders. Wenn das der Fall ist, dann würden 4 Wochen auch nicht ausreichen um alles zu ändern.

Und nein, ich bin nicht in ihrer Situation, war aber für über 3 Jahre in einer derartigen Situation, also denke ich schon, dass ich weiß was das bedeutet.

Natürlich soll sie sich selber genug lieben! Allerdings hat es ja bis zum Tag X -der Einzug des Freundes bei ihr auf Probe- mit der Beziehung geklappt. Bis dahin war ja anscheinend von diesen Problemen nicht die Rede, außer der Tag, an dem sie die Wohnung seiner Eltern gesehen hat. Die Wohnung seiner Eltern kann jedoch nicht maßgeblich sein, da ich nicht glaube, dass er den Zustand dort alleine zu verantworten hat.

Manchmal muss man auch den Ball flach halten. Mein Freund futtert mir zeitweise auch den Kühlschrank leer oder räumt nicht auf: Da gibt es dann eben eine konsequente Standpauke und der Rest kommt von selbst. Soll heißen: Er bewegt seinen süßen Hintern Richtung Putzschrank und schnappt sich nen Lappen bzw. den Staubsauger, nimmt dann das Leergut und geht zum Supermarkt. Im übrigen ist das ja vielfach so, dass ein junger Mann nach Auszug aus dem Elternhaus erst einmal richtig schlampig ist. *lach* Männer brauchen manchmal einfach klare Ansagen und nicht dieses ganze Geschwafel drumherum.

Man kann ja nicht immer von Messie reden. Vielleicht ist er ja auch gar kein Messie. Das sollte doch wohl erst einmal abgeklärt werden. Es geht doch beim Messiesein nicht nur darum nicht aufzuräumen sondern wohl eher darum nichts wegwerfen zu können, weil alles noch einmal verwertet werden könnte und alles als kostbar angesehen wird bzw. jede Handlung als schwer empfunden wird.

Ich will gar nicht wissen, in wievielen Haushalten der Mann nichts macht-sind das deshalb alles Messies?

Belehre mich eines Besseren wenn dem nicht so ist-ich höre gerne zu.

Beste Grüße an Dich, Almut und an alle anderen,
Pure

hallo pure,

Uff.....das saß-aber ganz gewaltig.

meinst du jetzt mein kurzes posting oder eher die schilderung von kastanie?
Wäre ich in ihrer Situation, so würde ich zwar getrennt leben wollen-zunächst zumindest (auch wenn es eben sehr lange dauern würde), aber ich würde doch nicht sofort die Beziehung hinschmeißen!
du bist aber nicht in der Situation. Eine Beziehung besteht eben nicht darin, dass einer quasi der Co-Abhängige ist. Wenn sich der junge Mann noch nicht mal 2 Wochen anpassen konnte, dann kann er es erst recht nicht für länger. Es wird wahrscheinlich alles nur noch schlimmer werden.
Ich finde es gut, wenn man sich dann trennt, wenn man es noch kann, anstatt durch Liebe, Aufoferungsbereitschaft, Selbstaufgabe und Zermürbung hinterher gar nicht mehr die Kraft zur Trennung zu haben. Ich finde es eher unverantwortlich, jemandem dann etwas "von schwere Zeiten gemeinsam durchstehen"zu erzählen. Darum geht es doch nicht! Der Mann hat ja nicht eine schwere körperliche Krankheit oder einen anderen Schicksalsschlag zu verkraften, bei dem man ihn nicht allein lassen soll, sondern er ist doch offensichtlich überhaupt noch nicht in der Lage,eine Beziehung einzugehen und auf die Bedürfnisse eines anderen einzugehen.
Liebe ist ein starkes Gefühl und ein schlechter Ratgeber! Es geht auch darum, sich selber genug zu lieben und zu achten und sich nicht so etwas zuzumuten. Denn die Beziehung kann sich doch letztlich immer nur ihrer Wohnung abspielen, wo er sich dann ins gemachte Nest setzt, oder außerhalb beider Wohnungen.
Es gibt doch genug traurige Beispiele auf dieser Seite, wo Angehörige jahrelang leiden und die Beziehung aber nicht mehr lösen können. Umso erfreulicher, wenn jemand noch so früh den Absprung schafft!

Grüße
Almut


gesamter Thread:

 

powered by my little forum