Re: Hilfe, ich weiß nicht weiter! (Angehörige)

Deborah, Dienstag, 19.07.2011, 14:15 (vor 4677 Tagen) @ Anni

dankeschön für deine schnelle Antwort! :) Ich bin sehr froh, dass du mich verstehst und auch, dass ich endlich mal darüber reden konnte, vor meinen Freunden trau ich mich gar nicht, weil ich denke, dass sie mich dann vorverurteilen und denken, dass ich auch so bin.

Hallo Anni,
das tut mir wirklich leid, dass du als Angehörige so unter diesem Zustand leiden musst und nicht nur die Belästigung durch den Gestank und die Gesundheitsgefahr durch den Schimmel hast, außerdem noch die eklige und frustrierende Aufräumarbeit im Zimmer des Bruders hast, sondern dich auch noch schämen musst und befrürchten musst, in dieselbe Ecke wie dein Bruder gestellt zu werden.

"Mein Bruder ist 14 Jahre, meine Eltern sind total verzweifelt und wissen auch nicht mehr, was sie noch tun können. Die ganze Familie leidet unter dem Chaos meines Bruders. Er sagt auch selbst, dass es ihm Leid tut aber er ändert nichts."


Wenn er erst 14 ist, sind seine Eltern ja noch die Erziehungsberechtigten und können Einfluss nehmen und von ihm verlangen, dass er sich an bestimmte Regeln hält des Zusammenlebens hält und diese auch durchsetzen, z.b. indem sie ihm das Taschengeld so sehr kürzen, dass er sich davon nicht mehr mehrere Mahlzeiten kaufen kann. Ich wunderte mich beim Lesen sowieso, woher er soviel Geld hat, um soviel zu kaufen.

Ferner sollten die Eltern vorübergehend, bis sich das bessert, verbieten, dass er sich Essen ins Zimmer holt. Am besten wären ja gemeinsame Mahlzeiten. Auf jeden Fall dürfte er solange keinen Zugang zur Küche und zu Vorräten haben, wie er damit nicht vernünftig umgehen kann.

Essen ist zum Essen da und nicht zum Vergammeln lassen oder wegschmeißen. Mir kommt es vor, als ginge es ihm zu gut, da er offenbar im Überfluss lebt und es sich erlauben kann, soviel Essen verderben zu lassen. Das muss wirklich nicht sein.


" Sein Zimmer aufzuräumen geht wirklich total an meine Grenzen und mittlerweile habe ich auch keine Lust mehr dazu, ich weiß ja, dass sich sowieso nichts ändert. Innerhalb weniger Wochen ist alles wieder genau so schlimm."

Völlig richtig und verständlich, dass du dazu keine Lust mehr hast! Das ist auch wirklich nicht deine Aufgabe! Im Gegenteil, er wird dadurch nur weiterhin zur Verantwrtungslosigkeit erzogen, wenn man ihm das abnimmt. Hilfe anbieten, ja, aber machen muss er es selber. Und wenn er das noch nicht kann, darf er eben keine Gelegenheit kriegen, Verderbliches zu horten.

Schimmlige Lebensmittel sind ja auch eine Gesundheitsgefahr für euch alle. Es ist sehr ungesund, Schimmelsporen, die dann in der Luft sind, einzuatmen! Und das Ungeziefer kann auch Krankheiten übertragen. So geht es absolut nicht weiter.

Wenn deine Eltern kein Machtwort sprechen können (am einfachsten wäre es ja über Geld und Küche abschließen zu erreichen), dann sollten sie sich an eine Erziehungsberatungsstelle wenden.

"Ja er hortet sozusagen sein Essen. Und das liegt nicht daran, dass er nichts essen möchte, sogar im Gegenteil, er kauft sich am Tag bestimmt 4, 5 Mal richtig gute Portionen und isst diese dann auch. Ich weiß nicht genau was es für ihn ausmacht, ob er das Essen isst oder nicht, jedenfalls packt er manche Portionen einfach in sein Zimmer und lässt sie dort verschimmeln und kauft sich stattdessen lieber etwas anderes. Wenn er sich selbst Essen kauft, dann kommt es selten vor, dass er etwas davon verschimmeln lässt (zumindest ist das mein Eindruck), aber wenn es meine Eltern kaufen, dann kommt das eigentlich fast täglich vor. Und es ist ja nicht so, dass ihm die Sachen nicht schmecken, wir kochen eigentlich jeden Tag Sachen die er mag und fragen ihn auch, ob er damit einverstanden ist. Trotzdem verhält er sich so."

Auch das kommt mir so vor, als sei er reichlich verwöhnt worden von euch. Er soll froh sein, dass er überhaupt genug zu essen kriegt und das Glück hat, in einem Land zu leben, wo man nicht hungern muss. Wenn er es sich leisten kann, soviel vergammeln zu lassen, geht es ihm einfach zu gut!

"Die Idee mit einem eigenen Kühlschrank in seinem Zimmer finde ich ganz gut! Danke für den Tipp :) Er selbst hat ja auch keinen speziellen Platz für das Essen, er schmeißt es einfach irgendwo hin, wo gerade Platz ist, meistens packt er es sogar in Kartons oder anderes, nur dass wir es nicht merken. Wir riechen dann immer nur diesen widerlichen Geruch und sehen übeall die Insekten, können aber quasi gar nicht aufräumen. Wir haben ihm aber auch schon öfters angeboten, dass er sagen kann, wenn ihm das Essen nicht schmeckt, wenn er sein Pausenbrot nicht schafft, usw. dann ist das alles kein Problem, er soll es einfach nicht verschimmeln lassen, aber er redet nicht mit uns. Langsam bekomme ich leider schon den Eindruck, dass er sich wohl fühlt in seinem ganzen Dreck."

Zumindest scheint er nicht so drunter zu leiden wie ihr und außerdem kann er sich ja immer drauf verlassen, dass ihr irgendwann den Mist rausschafft, also muss er keinen Finger krumm machen.

" Ich denke er weiß auch, wie sehr es uns allen, und ganz besonders mir, zu schaffen macht. Schließlich bin ich seine Schwester, ich mache mir ständig Vorwürfe, ob ich nicht irgendetwas falsch gemacht habe oder ob ich früher etwas merken hätte sollen."

Auf KEINEN FALL HAST DU IRGENDEINE SCHULD DARAN! zieh dir das bloß nicht an. 1.bist du nicht für seine Erziehung zuständig, sondern seine Eltern und 2.sind Eltern auch nicht für alles verantwortlich, was ein Kind tut oder lässt, es gibt auch noch viele andere Einflüsse.

"Ich möchte ihm ja helfen, aber ich weiß auch, dass es wieder ein großer Kampf mit mir selbst wäre, sein Zimmer in Ordnung zu bringen und wozu? Sieht doch sowieso bald wieder so aus wie jetzt."

Richtig so! Du solltest dich auch nicht mehr überwinden, SEINEN Dreck wegzumachen! Dafür ist er zuständig und seine Eltern müssen es durchsetzen!

"Fakt ist, dass es so nicht weitergehen kann. Ich weiß nicht, wie er da leben kann aber ich kann es nicht. Es ist Zeit, dass sich etwas ändert! Ich bin so weit, dass ich sage, ich ziehe lieber hier aus und lebe in einem betreuten Wohnheim o.ä. als hier. Für mich ist das hier kein Zuhause, ich fühle mich einfach nicht mehr wohl."

Kann man wirklich verstehen und es zeigt, wie ernst es Dir geworden ist, indem du sogar schon überlegst, zu fliehen. Das sollte aber wirklich nur die letzte Möglichkeit sein. Vorher kannst du verlangen, dass sich zuhause was ändert. Es besteht auch die Möglichkeit, dass Du selber zum Jugendamt gehst und dort Rat und Hilfe suchst. Dann wird deinen Eltern vielleicht geholfen, sich gegenüber deinem Bruder durchzusetzen. Denn es ist auch Aufgabe der Eltern, dass DU nicht in so einer ungesunden Umgebung leben musst und dass du nicht so ausgenutzt wirst, um immer wieder eine vergebliche und sinnlose Hilfe für deinen Bruder zu leisten.

Aber vielleicht klappt es ja erst mal mit dem Taschengeldentzug, so dass weitere Schritte erstmal noch nicht überlegt werden müssen.

Viele Grüße
von Deborah


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