Re: Fastenzeit - Gedanken (sehr lang) ((M)Essies)

Tinka, Samstag, 21.02.2004, 11:10 (vor 7965 Tagen) @ Prof

Hallo Prof, Hallo Kao!


Entschuldigt, daß ich mich hier mit einklinke, obwohl ich sonst nichrt zu den Schreibern im Essie-Forum gehöre. Nötig wäre es zwar, aber noch einen "Kampfplatz" mehr, schaffe ich nicht.
Ich gehöre ja zu den ..nun ja... "Frommen Chaoten" und habe daher eine Beziehung zu der vor-österlichen Fastenzeit.

Zuerst mal denke ich, wer im Fasten zuerst Verzicht und Selbstkasteiung sieht und überlegt, womit er/sie sich "quälen" kann, zäumt das Pferd vonb hinten auf und kommt wohl kaum ans Ziel. (So habe ich euch aber auch nicht verstanden, ich erlebe es nur in meinem Umfeld oft, das Fasten so gesehen wird)

Fastenzeit wie ich sie verstehe ist zuerst Öffnung, Hinwendung zu etwas. (Bei Fastenwochen z-B. zu meinem eigenen Körper, vor Ostern auf die Auferstehung, den Neubeginn des Lebens...).
Der Verzicht (das müssen übrigens nicht immer Nahrungsmittel sein, viele Christen die ich kenne verzichten auch auf anderes z.B. Fernsehen, Auto, ) soll mich nicht sinnlos quälen, sonden mich frei machen für neue Erfahrungen.

Wenn ich z.B. bewußt keine Süßigkeiten esse, verbietet mit keiner, mich dafür um so mehr an frischem Obst zu freuen, wenn ich nicht Auto fahre, muß ich nicht grummeln auf den blöden Bus warten, weil ich ja "verzichte" sondern ich darf schauen, was um mich rum passiert, darf mich öffnen.

Eine gute Idee finde ich auch, zu überlegen, wo etwas in meinem Leben "Suchtcharakter" bekommen könnte und darauf zu verzichten. Auch wenn ich denke, ich habe etwas noch "gut im Griff" (die 7 Tassen Kaffe täglich, die 5 Zigaretten, den PC, jeder weiß selbst was das ist...) kann es sein, daß meine Bindung schon tiefer ist, als ich dachte.
Ein lieber Bekannter war z.B. der Meinung, die abendliche Flasche Bier sie kein Problem für ihn... und war dann erschrocken, wie schwer das Weglassen fiel.
Ich habe im vorigen Jahr vor Ostern und auch vor Weihnachten zumindest teilweise auf den PC verzichtet und war erschrocken, wei kribbelig ich mich fühlte!!!

Die "Leere" die durch den Verzicht entsteht, sollte mit "gutem" gefüllt werden. Wenn ich mich statt fern zu sehen vor ein Videospiel hocke ist der Effekt sicher nicht sehr groß. Aber da gibt es noch Bücher, alte Freundschaften, Spaziergänge....auch "Stille" kann sehr gut sein und ist oft soooo schwer zu finden und noch schwerer zu ertragen.
Dann wird aus dem "weniger" ein "mehr" (an Lebensfülle).

Die christliche Fastenzeit ist immer eine Hinwendung zu Gott. Zeit für Gebet, zeit zum Bibel lesen, zeit um einfach "in Gottes Gegenwart zu sein"...
Nicht jedermanns/jederfraus Sache, ich weiß. Aber etwas für sein "innenleben" könnte man ja trotzdem tun ich der Zeit.

Nach der Fastenzeit kann ich mich neu orientieren. Vielleicht möchte ich mich von einer Sache ganz verabschieden (so bin ich vor vielein vielen Jahren zum Vegetarier geworden) oder kann die die Sachen nun ganz bewuß genießen.

Ein Weg zum Fasten wäre also zuerst die Frage: "Wo will ich hin?", das heißt was ist mir wichtig, wo möchte ich mich entwickeln? Dann: "Welcher Weg führt dahin?" (Welche Bücher, Gespräche, Meditation, körperliche Sachen helfen mir dabei) und erst dann: "Was steht mir dabei (eventuell) im Weg?"
Zum Beispiel: Ich möchte körperlich beweglicher werden. Dafür hilft mir gezielte Bewegung (ev. anfangs unter fachlicher Anleitung?). Wenn ich jeden Nachmittag/Abend vor dem Fernseher sitze, schaffe ich es einfach nciht, mich noch mal aufzuraffen.

Ein anderer Weg wäre eben zu schauen, wo "Suchtpotentiale" sind. Ich möchte nicht süchtig sein, also überprüfe ich so, ob ich die Sache oder die Sache mich im Griff hat.

Auch ein "richtiges" Fasten ist sicher toll und öffen zu werden, selber habe ich es noch nicht probiert, (Aber dann vermutlich nicht von Aschermittwoch bis Ostersonntag, oder???)

Eine "Panne" ist kein Grund, aufzugeben, sondern eben genau das "eine Panne" nach der es weitergeht. Ich muß aber ehrlich mit mir selber sein... damit ich mir nicht zu viele Pannen regelrecht "erlaube".

Tja, das ist nun lang geworden und ich weiß auch gar nicht, ob es deine Frage getroffen hat. Ich hab einfach deine Frage mal zum Anlaß genommen, meine Fasten-Gedanken für mich zu sammeln. Sorry, falls ich euch "zugelabert" habe.

Eigentlich wollte ich das Thema Fasten dieses Jahr einfach stillschweigend fallenlassen, denn ich lebe körperlich so schon an der Grenze meiner Kräfte.
Aber andererseits brauche ich etwas, damit ich mich selber nicht völlig verliere.

Liebe Grüße, Tinka


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