Re: Fastenzeit - Gedanken (sehr lang) ((M)Essies)

Kao, Donnerstag, 26.02.2004, 10:16 (vor 7960 Tagen) @ Tinka

liebe tinka,

Entschuldigt, daß ich mich hier mit einklinke, obwohl ich sonst nichrt zu den Schreibern im Essie-Forum gehöre.

ach was, ich lese auch hier sehr gern von dir! :-)

Zuerst mal denke ich, wer im Fasten zuerst Verzicht und Selbstkasteiung sieht und überlegt, womit er/sie sich "quälen" kann, zäumt das Pferd vonb hinten auf und kommt wohl kaum ans Ziel.

ja, so sehe ich das auch. es sollte nix "äußerliches" sein bzw. etwas "äußerliches" sollte nie die basis sein.

dein beitrag ist wunderschön und ich habe schon selbst beim fasten diese wunderbare öffnung des selbst erlebt.

Die "Leere" die durch den Verzicht entsteht, sollte mit "gutem" gefüllt werden.

das finde ich besonders wichtig. und das sollte man sich vorher guuut überlegen und vorbereiten, sonst kann es sein, dass man in ein loch plumpst.

Eigentlich wollte ich das Thema Fasten dieses Jahr einfach stillschweigend fallenlassen, denn ich lebe körperlich so schon an der Grenze meiner Kräfte.
Aber andererseits brauche ich etwas, damit ich mich selber nicht völlig verliere.

das hast du gut beschrieben, liebe tinka. ich schicke dir ganz viel kraft, mut und energie und auch gelassenheit, die stillen momente, die du hast, auch erkennen und genießen zu können.

[image][image][image]alles liebe[image][image][image]

kao
[image]
die sich ernährungstechnisch momentan nicht umstellen mag, aber die fastenzeit mit einem trampo-aufbautraining verbringen (also den morgendlichen no-sport-schweinehund befasten) wird :-)
[image]

und weil ich sie so berührend finde, hänge ich die heutige fastenkalendermail mal hier an:

Immer dann und dort, wo sich das Leben mit dem Tod auseinander setzt, entsteht Lebendigkeit, da bewegt sich was, da pulst was, da geschieht was. Wenn ich lebendig bin, dann bin ich bei mir, dann spüre ich meine Lebendigkeit - das ist das, was Jesus mit dem "Leben in Fülle" meint. Man kann das schnell falsch verstehen.
Leben in Fülle - das ist kein Quantitätsbegriff, nicht die "Menge" ist gemeint, sondern es ist ein Qualitätsbegriff, es geht um "Tiefe". Es ist eben nicht wichtig, möglichst viel zu erleben, möglichst alles zu haben, möglichst überall dabei gewesen zu sein. Nicht mein Machen und Tun sind gefragt, sondern mein Sein, eine Art und Weise, mein Leben zu leben: bei dem, was ich tue, bei dem, wie ich bin, ganz dabei zu sein, mich zu spüren, zu erleben. Es geht darum, sich noch freuen zu können, wenn der erste Krokus blüht (und es überhaupt wahrnehmen!). Es geht darum, das Gesicht in den Wind zu halten, sich an der Nähe eines Menschen zu freuen. Es geht darum, das, was ich tue, ganz zu tun, das, was ich bin, ganz zu sein.
Doch Vorsicht! Wer sich auf den Weg zu solch einer Lebendigkeit macht, der kann sich nicht nur die Rosinen aus dem Kuchenteig picken. Der kann nicht nur die Höhen erleben, sondern der bekommt auch die Tiefen mit. Wenn ich bei mir bin, mich spüre, dann erlebe ich auch meine Einsamkeit, meine Verlorenheit, meine Grenzen.
Leben und Lebendigkeit sind nicht nur einfach, glücklich und schön. Dazu gehören auch die Tränen und der Schmerz und manchmal das heulende Elend. Der Sieg des Lebens nimmt den Tod nicht weg.
Aufbrechen - das hat in der deutschen Sprache eine doppelte Bedeutung, und das macht durchaus Sinn.
Aufbrechen, das heißt zum einen "losgehen", sich auf den Weg machen, etwas verlassen. Aber jeder, der sich auf den Weg macht, der aufbricht und loslässt, der kehrt auch das Unterste zuoberst - so wie der Bauer, der mit seinem Pflug den Boden "aufbricht". Der verändert die Reihenfolge, setzt Prioritäten neu. Der geht in die Tiefe - und lässt sich von der Tiefe nicht erschrecken. Der lässt sich in seinem Innersten berühren - und berührt. Der kann sich in das Dunkel hineinbegeben - weil er auf das Licht hofft und vertraut. Der kann sich dem Tod stellen - weil er an das Leben glaubt. Der kommt an Grenzen - und überschreitet sie.
Und genau das ist Ostern - Tod und Auferstehung, Grenze und Grenzüberschreitung.
Wenn wir uns in diesen Tagen auf Ostern vorbereiten, dann könnte genau das gefragt sein: so zu leben, dass ich mich lebendig spüre, mit allen Höhen und Tiefen. Dass ich mich auf den Weg mache und mich aufbrechen lasse. Dass sich in mir das Unterste zuoberst kehrt - und dass ich vor der Tiefe nicht erschrecke. Dass ich mich berühren lasse und berühre.
Dass ich an das Leben glaube ... und dass ich an die Liebe glaube
Aus: Andrea Schwarz, Dem Leben entgegen. Gedanken auf dem Weg nach Ostern, S. 12 - 14 © Copyright 2003 by Verlag Herder, D-79104 Freiburg. Internet: www.herder.de

IMPRESSUM:
Inhaber und Herausgeber: Pfarre Linz - St. Peter, Tungassingerstraße 23a, 4020 Linz
Redaktion: Paul Michael Delavos

Sie erhalten diese eMail, weil Ihre eMail-Adresse auf der Seite http://www.fastenkalender.or.at eingetragen wurde.


gesamter Thread:

 

powered by my little forum