Re: Frage: Angst - warum horten wir? (Allgemein)

Janna, Freitag, 27.12.2013, 14:51 (vor 3846 Tagen) @ Uschi

Hallo Uschi,

mal ein paar Gedanken:

Besitz kann (vermeintliche) Sicherheit bringen.
- Man könnte das ja nochmal brauchen - Man könnte das notfalls verkaufen, wenn Geld nötig ist - Man könnte damit an Prestige gewinnen
Nicht Wegwerfen-Können kann mit von der Erziehung herrühren:
- Eltern / Großeltern aus der Kriegsgeneration. Sie haben den Mangel erlebt, ALLES, egal was es war, war damals wertvoll. Dieses Denken hat uns (mich) geprägt: Man wirft nichts weg, was noch brauchbar ist!
- Wenn ich als Kind wenig oder nichts hatte, oder mir alles immer weggenommen wurde, probiere ich diesen damaligen Mangel heute aufzufüllen und übersehe dabei, dass HEUTE eine andere Situation ist, als GESTERN.

Angst:
Vielleicht hast Du nicht unbedingt Angst vor dem Leben.
Aber jedes Stück, das ich weggebe, hinterlässt erst einmal eine Leere.
Und ... die Physik zeigt es: Leere Räume haben die Tendenz sich möglichst schnell wieder aufzufüllen.

Leere Räume (seien sie sichtbar oder unsichtbar - also in Gedanken -)
können auf einen Menschen bedrohlich wirken.
Es ist unklar, womit sie wieder aufgefüllt werden
bzw. man könnte sie ja einfach leer lassen
und die Leere "aushalten" oder "ertragen".
Da der Mensch aber ungern leidet und "aushalten" bzw.
"ertragen" mit Leiden verbindet,
vermeidet er lieber diese Leere.
Dass er dadurch anderes Leiden erzeugt oder beibehält,
übersieht er.
Er beraubt sich der Chance auf eine Veränderung.
Die Veränderung kann negativ, neutral oder positiv sein.
Das wird sich erst herausstellen, wenn er den Schritt getan hat.

Aber ... den aktuellen (für ihn Leiden erzeugenden)
Zustand kennt er ja
und weiß wie er damit umgeht
(oder mehr schlecht als recht damit umgeht und auch leidet).
Aber in ängstlicher Voraussicht, dass eine Veränderung
vielleicht weiteres oder größeres Leiden hervorruft,
scheut er sich, diese Veränderung einzuleiten.

Sorry, klingt vielleicht ein bisschen wissenschaftlich
und sehr theoretisch
Was mache ich also mit den obigen Erkenntnissen?
Habe ich den Mut, in kleinen Schritten dennoch eine
Veränderung zu probieren?
Erst einmal eine Kleinigkeit, die ich schon lange nicht
in Gebrauch hatte, wegzugeben oder wegzuwerfen?

Meine Erfahrung zeigt, dass es mir nach dem Weggeben und Loslassen
von Dingen besser ging, dass ich aufatmen konnte.
Dennoch halte ich auch an vielen Dingen fest.

Gefangen von meiner Unordnung fühle ich mich.
Erinnert mich an die Geschichte von dem Vogel im offenen Käfig.
Obwohl der Käfig offen war, blieb der Vogel drinnen.
Er war es schon so lange gewöhnt,
konnte sich ein Leben in Freiheit gar nicht mehr vorstellen
Wie wäre es, wenn Du Dir erst einmal
in Deiner Vorstellung das Bild der Veränderung malst?
Dir ausmalst, wie gut Du Dich damit fühlen wirst?
Könnte das helfen?

Änderung: Kann ich alleine Schritt für Schritt die Änderung schaffen?
Ich denke, ja. Du kannst die Änderung schaffen.
Wie Du schon schreibst: Schritt für Schritt.
Einen Schritt nach dem anderen.
Und - das schreibe ich aus meiner Erfahrung -
möglichst jeden Schritt bewusst machen.
Nicht beim ersten Schritt schon an den zweiten oder dritten Schritt denken!
Ganz klar und bewusst beim ersten Schritt bleiben
und diesen zu Ende führen.
Das Vorausdenken macht Angst
und ist unnötig
(ich tu es trotzdem noch viel zu oft ...)

Wenn ich nur bei dem aktuellen Schritt bleibe,
kann ich diesen meistens recht entspannt und zielgerichtet
erledigen.
So, wie ich gestern meinen einen PT erledigen konnte.
Mir fehlen dazu jetzt nur noch ein paar Informationen von außen -
das liegt aber nicht mehr in meiner Hand.
Und ich nehme mir vor:
Nur wenn ich diese Infos nicht erhalte,
werde ich weiter nachdenken, wie ich den PT auch ohne diese Infos abschließen kann.

Der Wille zur Veränderung ist der erste Schritt.
Die nächsten folgen.
Manchmal kann eine todo-Liste mit den einzelnen Schritten helfen.
Also "Salamitaktik-mäßig", jeden Schritt
in der korrekten Reihenfolge geordnet
aufschreiben und abarbeiten.

Gerade wenn ich beginne, wieder planlos zu werden,
verwirrt zu sein,
ich mich auf einmal wieder überfordert fühle,
dann hilft mir die Liste,
wieder auf den Boden der Tatsachen
und zum Tun zurück zu finden.

In diesem Sinne
wünsche ich uns allen
VIEL ERFOLG

LG
Janna


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