Re:eine Grenze ist nu eine Grenze/ raus aus den Kinderschuhen (Allgemein)

Wolfram, Samstag, 18.09.2010, 13:46 (vor 5132 Tagen) @ Odille

Hi Odille,

hat nicht jeder das Recht, Fehler zu machen, sich schlecht auszudrücken?

Klar. Hat er / sie. Was (manche, mich auch) glaube ich einfach nervt, ist dieses beharren auf der "Richtigkeit" der eigenen Wahrnehmung bzw. ein Absprechen dessen, dass es anders rüberkommen kann als gemeint.


das Beharren auf der eigenen "Richtigkeit" ist bei Dir und bei mir und jedem anderen auch so vorhanden. Und warum ist das so?
ich frage jetzt mehr denn je nach dem Warum. Weil jeder seine eigenen Erfahrungen gemacht hat und nur diese in einer Kommunikation wiedergeben kann. Eine Lernfunktion, die durchaus vorhanden ist, kann oftmals nicht in 1 Min. erfolgen, sondern dauert individuell sehr viel länger.
Ich sehs so - eine Grenze ist eine Grenze ist eine Grenze.

Wenn mir jemand sagt: "da biste zu weit gegangen / Lass das bitte / das hat mich genervt/verletzt oder das empfand ich übergriffig" dann ist die einzige sinnvolle Reaktion darauf eben nicht noch mal die epische Ausführung warum ich das so gemacht / gesagt / getan habe und was für mich daran richtig war und das wohlmöglich noch in ein angeblich sachlich richtiges Mäntelchen zu stecken obwohl es ja nur meine subjektive Denke/Sprache/Schreibe ist - sondern ist hier - meines Erachtens einfach nur mal angebracht, die mir gezeigte Grenze zu akzeptieren, zu respektieren, dass dies, was ich evtl. ganz anders gemeint haben könnte, komplett anders ankam. Dann die Klappe zu halten (was mir auch schwer fällt) und mich bei demjenigen im Besten Fall zu entschuldigen.


wenn Dich etwas nervt, dann liegt das an Dir. Weil das Gesagte nicht in Dein Weltbild passt, weil Du diese Erfahrung des anderen nicht gemacht hast und das darum nicht ins Gehirn passt. (nicht sofort) Siehe hierzu auch die Ausführungen des Gehirnforschers Gerald Hüther.
Das etwas anders ankommen kann, als es gemeint war, das ist mir auch klar. Das habe ich auch mit meinem schlecht ausdrücken gemeint. Und wenn etwas anders angekommen ist, halte ich es für richtig, meine Meinung so zu korrigieren, dass es richtig ankommt. Manchmal sind Widersprüche auch nur scheinbar. Hier scheint mir das der Fall gewesen zu sein. Kleinigkeiten werden nicht richtig verstanden, weil das in so einer Kommunikation zu aufwändig wäre.

Gut gemeint ist nicht immer gut getan.

Dies kommt auch nicht vom Himmel, sondern ist mir durch meine Kindheit nicht besser beigebracht worden

Ja. UND????

Wie lange ist das her? Meinst Du nicht, Du könntest Dir selbst mittlerweile eine bessere Ausdrucksweise bei gebracht haben? Oder dies tun? Ich kann doch nicht mein ganzes Erwachsenenleben immer wieder die Kindheit als "Ausrede" dafür hernehmen, dass ich dies oder jenes nicht kann. (Dass es mir schwerfällt evtl. schon).

Solange ich nicht etwas anderes, bessere Einstellungen lerne, solange werde ich Kind bleiben. Ich bin der Meinung, dass ich bis zum Tod Kind bleiben werde, weil ich immer wieder Neues dazulerne und weil meine Kindheit zu meinem Leben dazugehört. Ich kann nicht einfach sagen, ab heute habe ich keine Kindheit mehr gehabt. Das ist wie "Beine abhacken".
Meine Ausdrucksweise wird auch immer m e i n e Ausdrucksweise bleiben. Wenn ich die Ausdrucksweisen aller anderen Leute lernen sollte, hätte ich ja viel zu tun. Jeder denkt eben anders.

Wenns nach meiner Kindheit gegangen wäre, wäre ich ein kleines verhuschtes Ding ohne Schulabschluss und vom Existenzminimum lebend. Ohne Selbstbewusstsein und schon gar nicht in der Lage mit anderen in einem sozialen Umfeld zu agieren.

Falls die letzten Absätze jetzt bei Dir aggressiv rüberkamen - Wolfram - ich bin weit davon entfernt, Dich persönlich angreifen zu wollen. Wenns so ist und Du Dich so fühlst, sags. Aber ich finde eben, die Kindheit kann nicht unser ganzes Leben für die von uns so empfundenen Defizite herhalten. Irgendwann ists einfach Zeit, selbst die Verantwortung für sein so-sein zu übernehmen. Womit ich nicht gesagt habe, dass dies einfach ist. (Ist viel eher der schwerste Weg von allen für mich - aber auch der ertragreichste).

nein, im Gegenteil, ich habe das schon mal gehört und kann mir deshalb auch Deine Hintergründe vorstellen für Deine Ansichten. Du bist für mich die Fortsetzung einer anderen.

Ich fände mehr Toleranz besser, zumal das auch ein besonders interessantes und wichtiges Thema für mich ist. Da passen absichtliche Diskriminierungen nicht hinein. .

Genau um das Thema geht es doch Birgit und mir. Und missionarischer Eifer ist exakt das Gegenteil von Toleranz. Ich z.B. kann sehr gut tolerieren, dass auch gute Freunde von mir mal kompletten Blödsinn machen. Jeder hat das Recht auf seinen eigenen Lernumfelder. Das heisst zwar nicht, dass ich immer die Klappe über meine konträre Meinung halte (ist ein Charakteristikum guter Freundschaft, einfach ehrlich zu sein und auch mal unangenehme Worte zu sagen) - aber wenn ich sehe, dass jemand diese seine Entscheidung jetzt wirklich mit Leidenschaft getroffen hat und dahinter steht, sich das so wünscht - dann unterstütz ich ihn auch darin, anstatt ihn mit meinen Bedenken zu verunsichern oder die Freude daran zu nehmen. Weil es einfach nicht meine Aufgabe in der Welt ist, andere vor ihrem Unglück zu beschützen. Weil: es wäre ja nur für mich ein Unglück - es könnte ja auch für Sie ihr Glück sein! Dies gilt jedenfalls für den Umgang mit biologischen Erwachsenen. Und in manchen Dingen auch für Kinder.

pps: und noch etwas, persönlich zu Dir, wenn ich darf: ich empfinde das nicht so, dass Du eine schlechte Ausdrucksweise hättest. Ganz und gar nicht (auch wenn ich inhaltlich oft nicht mit Dir übereinstimme). Kanns sein, dass da noch eine interne schlechte Bewertung bei Dir existent ist, die längst ihre sachliche Berechtigung verloren hat?


die innere schlechte Bewertung ist bei mir durchaus noch existent. Aber ein Umbruch dauert eben bei mir seine Zeit. Das geht nicht von heute auf morgen. Und um mein ganzes Leben zu betrachten und mich dann entsprechend anders zu verhalten und Übersicht zu bekommen, kann ich die Kindheit und deren Folgen, die mir nie so bewußt waren wie heute, nicht einfach abkoppeln. Meine Kindheit und mein bisheriges Leben gehören zu mir.

Wie Du merkst, kann ich auch nur von meinen Erfahrungen sprechen und akzeptiere und verstehe auch Deine.


Viele Grüße
Wolfram


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