Re: raus aus den Kinderschuhen (Allgemein)

Schlumpfine, Samstag, 18.09.2010, 23:01 (vor 5132 Tagen) @ Odille

>Wenn mir jemand sagt: "da biste zu weit gegangen / Lass das bitte / das hat mich genervt/verletzt oder das empfand ich übergriffig" dann ist die einzige sinnvolle Reaktion darauf eben nicht noch mal die epische Ausführung warum ich das so gemacht / gesagt / getan habe und was für mich daran richtig war und das wohlmöglich noch in ein angeblich sachlich richtiges Mäntelchen zu stecken obwohl es ja nur meine subjektive Denke/Sprache/Schreibe ist - sondern ist hier - meines Erachtens einfach nur mal angebracht, die mir gezeigte Grenze zu akzeptieren, zu respektieren, dass dies, was ich evtl. ganz anders gemeint haben könnte, komplett anders ankam. Dann die Klappe zu halten (was mir auch schwer fällt) und mich bei demjenigen im Besten Fall zu entschuldigen.

Das wünschst du dir von allen Menschen, mit denen du es zu tun bekommst, Odille?

Und die meisten tun das einfach nicht? Erlebe ich genauso. Sie tuns einfach nicht!!!

Kann ich nicht ändern.
Ist vielleicht auch besser so.
Wäre ja irgendwie schon gruselig,
wenn immerzu alle Leuten das tun würden,
wovon ich denke, dass es gut und richtig für sie wäre.

Gott sei Dank tun die meisten Leute einfach das, was sie richtig und wichtig finden.
Ohne sich darum zu scheren, was mir davon passt und was nicht.

Obwohl ich ihn mit "messietypischen, unangenehmen" Bedenken so sehr zugekübelt habe,
dass nicht nur dir davon übel geworden ist, liebe Odille,
hat Franky jetzt den Job, den er sich so sehr gewünscht hat.

Weißt du, wie froh ich darüber bin?
Wenn auch nicht wirklich überrascht.

Denn für mich gehört zum Erwachsen-Werden bzw. -Sein auch der Abschied vom magischen Denken meiner Kindertage.

Wo ich als Kind heulend erzählt habe "Der böse Tisch hat mir wehgetan." nachdem ich selbst aus Unachtsamkeit dagegen gestoßen war, hatte ich irgendwann die geistige Reife, zu erkennen, dass nur ich selbst verhindern kann, mir an einem Tisch- oder Stuhlbein, an einer Treppenstufe oder einem Türrahmen wehzutun.

Ich kann (hier seitenweise schriftlich oder privat) nur in meiner Fantasie in Ängsten und Sorgen schwelgen - und die Wirklichkeit ist viel freundlicher, als mein messie-typisch besorgtes Gehirn sich vorstellen kann.

Ist das nicht wunderbar?

Kein magisches Denken.
Ich kann schwarzmalen und fantasieren wie ich will - das Schicksal weiß besser als ich, was gut ist.
Für dich. Für Franky. Sogar für mich selbst.

>Gut gemeint ist nicht immer gut getan.

Stimmt. Und wer entscheidet, was "gut getan" ist?
Meiner Meinung nach immer wieder nur die Realität (=Gott).

>Wenns nach meiner Kindheit gegangen wäre, wäre ich ein kleines verhuschtes Ding ohne Schulabschluss und vom Existenzminimum lebend. Ohne Selbstbewusstsein und schon gar nicht in der Lage mit anderen in einem sozialen Umfeld zu agieren.

Huh, was für eine gruselige Fantasie. Zum Glück ist auch hier die Wirklichkeit viel freundlicher.

>Genau um das Thema geht es doch Birgit und mir. Und missionarischer Eifer ist exakt das Gegenteil von Toleranz.

Stimmt. Und beides gehört zum Leben dazu. Mal bin ich tolerant, mal eifere ich. Immer so, wie es mir gerade passend erscheint. Manchmal bin ich intolerant, übergriffig, unsensibel, größenwahnsinnig und komplett neben der Spur. Weil ich ein fehlbarer Mensch bin. So wie du und alle anderen Sterblichen, die ich kenne.

Ich z.B. kann sehr gut tolerieren, dass auch gute Freunde von mir mal kompletten Blödsinn machen. Jeder hat das Recht auf seinen eigenen Lernumfelder. Das heisst zwar nicht, dass ich immer die Klappe über meine konträre Meinung halte (ist ein Charakteristikum guter Freundschaft, einfach ehrlich zu sein und auch mal unangenehme Worte zu sagen) - aber wenn ich sehe, dass jemand diese seine Entscheidung jetzt wirklich mit Leidenschaft getroffen hat und dahinter steht, sich das so wünscht - dann unterstütz ich ihn auch darin, anstatt ihn mit meinen Bedenken zu verunsichern oder die Freude daran zu nehmen. Weil es einfach nicht meine Aufgabe in der Welt ist, andere vor ihrem Unglück zu beschützen. Weil: es wäre ja nur für mich ein Unglück - es könnte ja auch für Sie ihr Glück sein! Dies gilt jedenfalls für den Umgang mit biologischen Erwachsenen. Und in manchen Dingen auch für Kinder.

Das würde ich auch gerne können. Schaffe ich aber nicht immer. Toll, wie dir das immer gelingt.

>pps: und noch etwas, persönlich zu Dir, wenn ich darf: ich empfinde das nicht so, dass Du eine schlechte Ausdrucksweise hättest. Ganz und gar nicht (auch wenn ich inhaltlich oft nicht mit Dir übereinstimme).

100% Zustimmung. Das sehe ich ganz genau wie Odille, lieber Wolfram.

>Kanns sein, dass da noch eine interne schlechte Bewertung bei Dir existent ist, die längst ihre sachliche Berechtigung verloren hat?

Das war jetzt aber keine Ferndiagnose, oder doch?

Zu guter Letzt noch eine ganz konkrete Frage, liebe Odille: An welchem Punkt habe ich dich so verletzt, dass du dir eine Entschuldigung von mir wünschst? Bzw. bei wem sollte ich mich deiner Meinung nach entschuldigen? Und wofür ganz konkret?

Ratlose Grüße

Schlumpfine


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