Re: Meine Mutter ist ein Messie (Angehörige)

Susanne, Mittwoch, 02.04.2003, 11:17 (vor 7694 Tagen) @ Mario

Lieber Mario,

auf der Suche nach Infos zum Problem "Messies" bin ich gerade auf deinen Beitrag gestoßen. Auch ich habe eine Mutter mit dieser Problematik und kann deine Beschreibungen auch im Bezug auf deine Kindheit nur allzu gut nachvollziehen.

Meine Mutter war als Kind für mich immer Vorbild. Eine kluge emanzipierte Frau. Das es bei uns immer so unordentlich war, habe ich dem Umstand zugerechnet, dass meine Mutter berufstätig war und auch noch zur Abendschule ging.

Eigentlich hat das Problem bei meiner Mutter erst Überhand gewonnen, seid sie arbeitslos geworden ist. Sie hatte sich mit 38 ihren Lebenstraum erfüllt und nachdem sie sämtliche Schulabschlüsse nachgemacht hatte, ein Studium (Sozialarbeit) begonnen. Seit Abschluss des Studium ist sie mehr oder weniger arbeitslos und das seit ca. 15 Jahren. Das hat natürlich stark an ihrem Selbstvertrauen gezerrt und ihr auch noch die letzte Struktur im Leben genommen.

Soweit meine Erklärungsversuche. Mit ihr über ihren Zustand/Krankheit zu sprechen ist nicht möglich. Seit ungefähr 7 Jahren habe ich ihre Wohnung nicht mehr betreten, da ich das letzte Mal psychisch zusammengebrochen bin, als ich da war. Ich bin mit der Situation völlig überfordert. Ich habe den Wunsch, ihr zu helfen, aber nach jahrelangen Versuchen habe ich eingesehen, dass ich und meine Bruder ihr erst helfen können, wenn sie ihr Problem auch als Problem anerkennt. Selbst im Moment, wo in ihrer Wohnung nichts mehr funktioniert (Heizung, Klospülung, kein ordentliches Bett mehr etc.) tut sie noch immer so, als müsse sie nur mal ein bißchen aufräumen und Ablage machen... Dabei kann man (lt. Aussage meines Bruders) keinen einzigen Schritt mehr in der Wohnung tun!

Vor Jahren habe ich ihr die Adresse eines Therapeuten gegeben, hingegangen ist sie nicht. Sie hat wohl kurz Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe gehabt, aber an den Leuten war auch wieder was auszusetzen. Ich habe eine Therapie gemacht, damit ich u.a. auch mit diesem Problem klarkommen, sie weigert sich standhaft Hilfe in Anspruch zu nehmen und tut so, als hätte sie nur nicht genug Unterstützung von uns.

Mittlerweile hat sie überhaupt keine Freunde mehr und ist total vereinsamt. Das tut mir unheimlich weh und ich habe starke Schuldgefühle. Am liebsten wäre ich so stark, dass ich ihr über diese Krankheit hinweghelfen könnte. Aber das bin ich nicht!

Susanne


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