Re: Hmm (Angehörige)

Herbert, Montag, 18.06.2007, 13:54 (vor 6163 Tagen) @ Andre

Ich werde es mit der Politik der kleinen Schritte probieren..>>Das alles ist verdammt schwer.
Das Thema Anfeindungen ist natürlich ein massives Problem.
Irgendwann gehen bei mir auch mal die Nerven durch und ich fange an, meine Frau zu beschimpfen.
Man hat ja auch noch andere Dinge im Kopf als ständig darüber zu diskutieren, wie sinnvoll es ist gewisse Dinge aufzubewahren oder wofür man diese oder jene alte Plastiktüte jetzt am besten benutzen könnte.
Für mich wäre es mal sehr hilreich ein paar Tipps an die Hand zu bekommen, wie ich einen guten Kompromiß zwischen eigener Ressourcenschonung und effizienter Signalübermittlung an meine Frau finden kann.
Ich habe auf der einen Seite keine Lust die Begebenheiten einfach so hinzunehmen - sprich mich ins Chaos zu setzen und mir zu sagen "Sprich sie nicht drauf an, es bringt doch nichts - sie ist halt so" auf der anderen Seite möchte ich auch nicht in Diskussionen einsteigen, in den ich ihr indizienmäßig nachweise , daß sie jetzt eben mal Mist gebaut hat - das gibt ständig Stress. Ihre Ausflüchte und Anfeindungen (" Du hast ja aber neulich auch.." laden leider immer wieder zu Letzterem ein..

Hallo Hannes,
Was meinst Du mit Signalübermittlung an Deine Frau?
natürlich kannst Du es nicht so stehen lassen und einfach nur zuschauen, wie sie im Chaos versinkt, doch ich glaube sie auf das Chaos in der Weise anzusprechen wie Du es erzählt hast, wird von ihr als Kritik aufgefasst werden.
Und an Kritik hat sie sich selbst gegenüber schon genug.
Ein Messie sieht das Chaos ja selbst, und er leidet ja selbst schon darunter.
Ihn darauf anzusprechen- und das dann verständlicherweise noch in einem genervten Ton führt nur dazu, dass sich der Messie wehrt und verteidigt.
Ich denke eher dass Du Erfolg haben könntest, wenn Du es als Krankheit siehst aus der sie sich herausarbeiten kann.
Bedeutet:
Wenn Du siehst, sie kann sich nicht aufraffen, gibt ihr eine Anfangshilfe und Struktur.
Mach mit ihr zu Beginn wenige Aufgaben aus, die sie erlediget und übernimm vieles anfangs selbst, sodass sie die wenigen Aufgaben wirklich leisten kann und sieht dass es sie es kann.
Lobe sie dafür wenn etwas geklappt hat (selbst wenn etwas anderes nicht geklappt hat)- es ist für einen Messie anfangs eine große Leistung was Dir eventuell mit links gelingt.
Kritisiere nicht. Spreche aber an, wenn vereinbarte Aufgaben nicht erledigt wurden. Frage warum sie es nicht geschafft hat. Biete Hilfe an, aber übernimm nichts für sie , das sie selbst leisten kann, das würde das Versagensgefühl nur stärken. Was sie leisten kann, das sind eben am Anfang die fest ausgemachten und stukturierten Einzelaufgaben.
Versuche mit ihr gemeinsam eine Verhaltenstherapie zu suchen und klärt ab, ob der Messieproblematik eine anderweitige psychische Krankheit zu grunde liegt.
Fragt ob ihr Unterstützung im Haushalt bekommen könnt.
Kritik führt zu innerer Spannung- damit hilfst Du ihr nicht langfristig.
Klar- kurzfristig kann Druck dazu führen, dass ein Messie durch Schnellputzaktionen ein wenig des Chaos beiseite schafft, aber das löst das Problem nicht. Ich denke, dass im Gegenteil eher das Herausnehmen von Druck und die Arbeit mit positiven Rückmeldungen und die Vermittlung eines positiven Selbstbildes dem Messie Spannung nimmt. Oft steht der Messie unter einem solchen inneren Druck, dass er nichts mehr koordinieren kann. Er weiß dann einfach nicht mehr wo anfangen, ist ablenkbar und hat das Gefühl nichts mehr auf die Reihe zu bekommen. Alles wird angefangen nichts zuende gebracht. Oder: Nichts wird angefangen, weil sich die Impulse im Kopf so lange streiten, bis er von selbst abschaltet und der Messie wie gelähmt ist.
Hier hilft eine führende Hand die erst versteht, dann strukturiert, dann lobt und mit der Zeit auch einfordert was individuell wirklich im Krankheitsstadium leistbar ist.
Von Angehörigen von Suchtkranken her kennt man sie negativen Auswirkungen von Kritik und Kontrolle. Leider vertieft sich hierdurch das negative Verhalten des Kranken noch, da er an Selbstwertgefühl verliert und dies dann erst recht mit Suchtmitteleinnahme kompensiert. Hier lernen coabhängige sich vom Kreislauf aus Vorwürfen und rechtfertigungen zu distanzieren.
Man baut auf indem man an einen Menschen glaubt.
versuche das. Ist unheimlich schwer und vor allem bleibt am anfang echt viel an Dir hängen, aber es lohnt sich.
Wenn sie gelernt hat etwas erfolgreich zu machen und gelernt hat, dass auch Schwächen ok sind, kann sie vielleicht ihre Leistungsfähigkeit bezüglich des Ordnunghaltens ausbauen.
:-)
Liebe Grüße

Andre


Danke für die konstruktive Hilfe - ist für mich zum Großteil sehr gut nachvollziehbar.
Ich denke eines meiner Hauptprobleme ist, daß ich eben nicht glaube, daß meine Frau das Chaos sieht.Ich habe vielmehr den Eindruck, daß sie a) massiv ausblendet und/oder b) eine Philosophie daraus macht ("muß doch nicht immer alles ordentlich sein").
Bei mir kommt leider überhaupt nicht an, daß sie ein Problem mit dem Durcheinander und dem Dreck hat. Das läßt mich immer verzweifelter strampeln..


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