Re: Komme mit dem Messie-Syndrom meines Freundes nicht klar (Angehörige)

Gabi, Freitag, 18.01.2008, 19:57 (vor 5966 Tagen) @ Heidi

Hallo Heidi, danke, dass Du Dir die Mühe machst, Dich in die Situation einzudenken. Ich würde aber nicht unbedingt sagen, dass mich Mitleid treibt. Mitleid ist eine gewagte Sache --- und eigentlich überheblich [image] Ich hab ihn sehr sehr gern, er hat eine ganz offene und direkte Art, es ist auch nicht so, dass ich das Gefühl komplett in Frage stelle. Es ist so, dass mir wehtut, was er so erzählt aus seinem bisherigen Leben. Wie oft er ausgenutzt wurde etc. Er kann auch nicht alle Informationen gleichzeitig aufnehmen, deshalb treibt seine Familie oft ein richtiges Spiel mit ihm. 'Wie könnte man das und das regeln... ' Wenn er Antworten gibt, heisst es 'ach, so willst Du das machen, das ist aber nett von Dir.. jetzt hast Du DIr aber selbst ins eigene Fleisch geschnitten, dazu musst Du jetzt schon stehen'. Also, man kann nur den Kopf schütteln. Und er macht es aber dann. Wobei ich deutlich quertreibe bei diesen AKtionen. Und mich fast schon ungeniert unbeliebt mache [image] Mir tut auch weh, in was für einem Chaos er da lebt - wenn er nicht hier ist. Auf dem Foto zumindest sah es so aus, als ob auch Müll etc. da rumliegt. Für mich ist das alles erschreckend und es macht mir Angst, wie viel Leiden dahinter steckt. Jedenfalls empfinde ich von aussen es als Leiden. Somit rutsche ich natürlich in die Kümmer-Funktion oder bin da schon lange drin. Wobei er - das muss ich sagen, auch sehr auf mich schaut. Es ist so, als ob er auf mich guckt und ich auf ihn. Statt jeder auf sich, wie bei normalen Menschen [image]
Zu dem Gefühl nochmal.. er kennt halt einfach für sich selbst keine Gnade. Er reibt sich auf für jeden. Aber sich selbst mag er glaub ich nicht mal. Oder jedenfalls schätzt er sich nicht. Sonst würde er sich nicht so ausbeuten lassen. Heute zum Beispiel wollten wir nochmal reden, jetzt schmückt er wieder irgendeinen Gemeinde-Saal für Karneval-Aktivitäten. Wurde mir so nebenbei per SMS mitgeteilt. Aber naja. Muss mir wohl überlegen, ob ich damit umgehen soll. Jedenfalls bezweifle ich, dass er in der Lage ist, jemand anderen zu lieben. Er re-agiert ja auch immer nur.
Was mich aber extrem erschreckt und irgendwie auch beschäftigt ist die Ausgeprägtheit von dem Messie-Syndrom an sich und der ständigen Frage, was dahintersteckt. Es ist ja nicht wirklich eine Sucht, also keine stoffgebundene. Aber es ist kein Rankommen an die Person, auch wenn sie ansonsten sich fast schon aufgibt. Irgendwie logisch, aber was soll man denn als jemand, der ernsthaft interessiert am Wohlergehen von einem Messie ist, und der mit dem Menschen an sich eine Zukunft aufbauen will, tun? Ich kann jetzt nur für Missbrauchs-Leute sprechen. Oder sagen wir mal, für mich. Ich sauge in mich auf, wenn ich merke, dass jemand es wirklich gut meint. Nachdem ich eine ganze Weile extrem misstrauisch war. Aber im Fall von meinem Freund ist eine dermassen starke Denkblockade da, oder auch eine Aufnahmeblockade.. ich weiss einfach nicht, wie ich damit umgehen soll. Und wir wollen ja eigentlich zusammenziehen. Nur kann man so eine Wohnung doch nicht kündigen. Ich blicke nicht durch, ob er vielleicht gar nicht zusammenziehen will. Zeit braucht. Das nicht sagen kann. Keine Ahnung.
Es tut jedenfalls gut, das mal auszusprechen alles. oder aufzuschreiben. Es wäre sehr schade, wenn alles in die Brüche gehen würde :-( Aber bevor ich untergehe, springe ich glaub ich.
LG GAbi


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