Re: Komme mit dem Messie-Syndrom meines Freundes nicht klar (Angehörige)

Gabi, Sonntag, 27.01.2008, 11:42 (vor 5958 Tagen) @ Andrea

Hallo Andrea,

Du scheinst Dich mit der Problematik gut auszukennen..
Ich weiss auch nicht, ob das Setzen von Terminen hilft.

Ich merke nur, dass wenn ich ein wenig hinterherbin, er etwas tut, was ihn dann auch froh stimmt.
Kommt von mir nichts, lässt er es einschlafen. Mir ist völlig bewusst, dass es von ihm kommen muss.
Aber es gibt einen Aspekt, bei dem ich doch denke, dass ein wenig Rückendeckung (ein wenig ist gut, ich weiss [image])
von mir ihm helfen könnte. Und zwar hat diese Klammer-Familie ihm geholfen, diese Wohnung zu finden, dann haben sie seinen Krempel da abgeladen und sich nie wieder blicken lassen. Kein Besuch, nichts.

Das erzählt er immer wieder. Und es scheint mit ein Knackpunkt zu sein. WEil vorher hatte er keine Grenzen innerhalb der Familie und dann war er einfach abgenabelt.

Er kommuniziert auch in jeder anderen Hinsicht, und man kann alles mit ihm bequatschen, was einen selbst betrifft. Es ist 'NUR' diese eine Sache. Da ist er völlig blockiert. Ich meine jetzt auch die Hintergründe dazu - Abgrenzung in der Familie.

Aus der Thematik habe ich mich zurückgezogen. Ich mache mich ein wenig rar in der Familie, den REst muss er machen.

Wegen Zusammenziehen .. da kann ich Dir nicht zustimmen. Das würde ja bedeuten, dass das dauerhaft eine Beziehung mit Abstand wird, ohne Kinder etc. Ich möchte ihn eigentlich nicht jetzt schon als hoffnungslosen Fall abstempeln und das gar nicht versuchen. Im Zweifel für den Angeklagten. Ich tendiere eher dazu ihm und uns eine Chance zu geben (vorher müsste er eh seine Wohnung aufräumen, dann kündigen, das dauert). WEnn er anfängt, hier auch rumzumüllen (macht er absolut NIE, auch nicht, als er zwei Wochen am Stück hier war), würde er rausfliegen. Da wäre ich dann knallhart. Ich habe mir dieses HAus erkämpft, fast 5 JAhre Renovierung liegen hinter mir, alles allein geschafft. Das ist meine Grundlage und mein Ein und Alles. Das weiss er auch.

Meine ganze Hoffnung ist, dass der GRUND für alles die krasse Abnabelung und das Einsamkeitsgefühl sind. Denn einsam sind wir zu zweit jetzt nicht mehr, und das betont er immer sehr, wie toll das für ihn ist. Und auch, dass er NULL Veranlagung zeigt, hier etwas liegen zu lassen - ausser im Rahmen, aber sonst wäre es ja auch wieder seltsam, gibt mir Hoffnung.

Mein Helfersyndrom ist eine andere, lange Geschichte. Liegt zum einen an meiner Vergangenheit, dem Wunsch, anderen nicht antun zu wollen, was mir angetan wurde, meinem unerfüllten Wunsch, dass mir damals jemand geholfen hätte, jetzt in der Gegenwart halt daraus resultierend Verlustängsten, die ich teilweise hab, irgendwo wahrscheinlich auch dem Wunsch, jemandem zu zeigen, dass ich ihn liebe, um dann auch Liebe zurückzukriegen. usw.

Da haben sich zwei gefunden [image]

Einen schönen Sonntag wünsche ich Euch allen! Liebe Grüsse, Gabi


Ich weiß nicht, ob das Setzen von Terminen,
zu denen Du ihn besuchst, eine Hilfe ist.
Wie Nichtmessies auch manchmal außer der
Tatsache, daß sie keine Messies sind, doch
diverse Störungen haben, haben Messies
manchmal auch noch andere Störungen
neben dem Meß.
Dein Freund ist nicht nur ein Messie, sondern
hat auch noch Probleme damit, sich selbst zu
kennen und mit anderen zu kommunizieren. (OK,
die hat jeder irgendwo, aber hier wird es eben
besonders deutlich.)
Irgendetwas muß Dir an ihm gefallen. Ich
würde den Meß möglichst außen vor lassen und
akzeptieren, daß Du ihn nicht besuchen kannst.
Bitte nicht zusammenziehen.
Die Vorstellung gemeinsamer Kinder gefällt mir auch nicht.
Sollen das „Wir-können-nie-Freunde-nach-Hause-mitnehmen“-Kinder
werden?
Da Ihr euch ja beide anscheinend gerne habt, würde ich
die Beziehung schon fortsetzen, aber bestimmte Dinge ausklammern.
Besuche bei ihm: Nicht mehr vorschlagen. Du besuchst ihn
dann, wenn die Initiatve dazu von ihm ausging und er dies
selber noch einmal eine Stunde vorher bestätigt (Er ruft
Dich an, um es zu bestätigen, ohne daß Du ihn vorher daran
erinnert hast.)
Da sind auch Abgrenzungsprobleme. Es reicht, wenn es
Dir weh tut, wenn jemand auf Deinen Fuß tritt. Wenn
jemand auf seinen Fuß tritt, kannst Du ihm helfen, aber
es ist sein Fuß – nicht Deiner.
Richtig schmerzfrei können wahrscheinlich nur routinierte
berufliche Helfer auf zertretene Füße schauen. Weswegen sie
dann besser helfen können.
Ein gewisses Maß an Mitschmerz gehört schon zu einer
Beziehung dazu. Das muß man ertragen.
Aber ich würde mich nicht zu sehr selber in die familiären
Verstrickungen miteinbeziehen. Vor allem ist es seine Aufgabe,
dort Grenzen zu setzen. Als Freundin bist Du nicht seine
Familientherapeutin oder Meßtherapeutin und kannst es
auch nicht sein, denn Du mußt in der Beziehung erst
einmal Dich selber artikulieren (Deine Wünsche).
Höchstens könntest Du mit ihm überlegen,
ob er sich nicht einen Therapeuten suchen will.
Oder Du suchst Dir einen (was verbirgt sich hinter dem
„Helfersyndrom“?)
Oder Paartherapie? Aber gibt es Bedarf für eine Paartherapie,
wenn Ihr die problematischen Dinge abtrennen könnt?
Solange ihr Euch über die Grenzen, die der Beziehung
zur Zeit gesetzt sind, im Klaren seid, gibt es eine
Zukunft für Euch. Es geht einiges, aber nicht alles.
Eine Trennung ist dann nicht nötig.


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