Re: Mein Mann, ein Messie, ist plötzlich verstorben (Angehörige)

topas, Freitag, 17.09.2010, 11:18 (vor 4982 Tagen) @ Robbie

Hallo Robbie,

das was mir damals geholfen hatte, waren am Anfang die vielen, vielen Telefonate und das regelmäßige sprechen mit einer Handvoll von Menschen, außerhalb meiner Familie, mit denen ich damals befreundet war. Es gab keinen Tratsch untereinander und ich konnte immer wieder anrufen und mich ausweinen und meine Lage schildern. Doch ich wußte auch, dass das nicht so unbegrenzt weitergehen konnte, denn selbst die besten Freunde sind irgendwann einmal überfordert und wollen wieder zur Tagesordnung übergehen. Doch bis sich bei mir die Tagesordnung und mein neues Leben eingespielt hatte, vergingen einige Jahre, und selbst heute bin ich immer noch nicht ganz fertig damit.

Die Therapie hatte mir sehr geholfen, und mir wurde gesagt, dass es viele Jahre dauert, um so ein einschneidendes Erlebnis verarbeiten zu können. In den Selbsthilfegruppen die ich dann besuchte, fühlte ich mich sehr verstanden. Dort ist es möglich, wie eine Schallplatte mit Sprung, immer wieder die selben Situationen zu schildern, die gerade so schwierig sind. Alles ist geschützt in den Gruppen, weil dort die AnonymitätsTradition die wichtigste Rolle spielt, und weil kein Klatsch und kein Tratsch stattfindet. Jeder ist nur aus dem einen Grund dort, um seine eigene Problematik zu bearbeiten. Dort geht es um die Annahme und Akzeptanz jedes einzelnen.

Dann hatte mir das Schreiben sehr geholfen. Wenn niemand zum reden da war, habe ich geschrieben, ich habe alle meine Gedanken und Gefühle ständig aus mir herausgeschrieben. Wichtig war für mich, das ich alles aus mir herausbrachte was mir so weh tat.

Ein ganz anderes Werkzeug der Genesung, hatte ich dann rein zufällig für mich entdeckt. Um auf andere Gedanken zu kommen, die sich gerade in der Anfangszeit ständig um die schwierige Situation drehten, habe ich angefangen, Gedichte auswendig zu lernen. Das hat mich von den Themen abgelenkt, und hat mir die innere Ruhe gegeben, die ich brauchte, um dann die erforderlichen Arbeiten tun zu können die getan werden mußten.

Es gibt viele Wege der Verarbeitung. Ich wünsche dir auch weiterhin viel Kraft.

LG


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